Die Katalanische Renaixença und ihre literarischen Hauptwerke

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Ode "La Pàtria" (Die Heimat)

Einleitung und Kontext

Die Renaixença (Wiedergeburt) beginnt symbolisch mit der Veröffentlichung dieser Ode im Jahr 1833 in der Zeitschrift El Vapor. Sie drückte die Ideale der Renaixença aus. Sie wurde von Carles Bonaventura Aribau für seinen Arbeitgeber zu dessen Geburtstag verfasst; beide lebten zu dieser Zeit in Madrid.

Struktur und Inhalt

  • Struktur: Eine Ode in 6 Oktaven (achtzeilige Strophen) im Alexandriner-Versmaß mit konsonantem Reimschema (ABBAACCA).
  • Inhalt: Die Ode gliedert sich in drei Teile:
    • Verse 1 und 2 (Einführung): Eine Hommage an die Heimat, beschrieben durch ihre Geografie (Berge und Flüsse). Es wird betont, wie schwer es einem Menschen fällt, entwurzelt zu leben, als wäre er ein umgepflanzter Baum.
    • Verse 3, 4 und 5 (Hauptteil): Die Sprache wird als Heimat betrachtet. Hier werden individuelle und kollektive Forderungen der katalanischen Kultur dargelegt.
      • Vers 3 erinnert an die Anyorança (Sehnsucht/Heimweh).
      • Vers 4 drückt den Stolz aus, Katalanisch zu sprechen, da es die Sprache von Weisen, Königen und anderen wichtigen Persönlichkeiten war.
      • Vers 5 beschreibt Katalanisch als Muttersprache, Sprache der Träume und Gefühle, die heilig ist und den Autor an seine Kindheit erinnert.
    • Vers 6 (Schlussstrophe): Die letzte Strophe singt den Geburtstagsgruß.

Fazit

Das Hauptanliegen der Ode ist die Forderung nach Anerkennung der Sprache als Symbol der Identität eines Volkes und als Vehikel für kulturelle und literarische Ausdrucksformen.

Ideologie der Renaixença

Die Renaixença (Wiedergeburt) war eine kulturelle und nationalistische Bewegung, die im frühen 19. Jahrhundert innerhalb der Bourgeoisie entstand. Ihr Ziel war es, die katalanische Sprache und Literatur nach drei Jahrhunderten geringer literarischer Aktivität wiederzubeleben. Sprache und Literatur wurden als bürgerliche Symbole der nationalen Identität betrachtet.

Ziele der Renaixença

  • Rekonstruktion der mittelalterlichen Geschichte (Tage der nationalen Ehre).
  • Entdeckung und Verbreitung mittelalterlicher Klassiker (griechische und römische, etc.).
  • Sammeln der populären literarischen Tradition (Märchen, Legenden, Romanzen...).
  • Erstellung eines Sprachmodells und von Regeln (Standardisierung).
  • Etablierung literarischer Normen.
  • Schaffung neuer Institutionen zur Förderung der literarischen Dynamik (Publikationen, Presse) und Stärkung bestehender Institutionen (z. B. Königliche Akademie der Schönen Künste in Barcelona).

Jocs Florals (Blumenspiele) von 1859

Die Jocs Florals waren ein literarischer Wettbewerb für Lyrik. Im Zuge der Renaixença wurde dieses alte Literaturfestival, das von Troubadouren im 14. Jahrhundert ins Leben gerufen worden war, wiederbelebt.

Die drei Hauptthemen und Preise

Die Spiele hoben drei Hauptthemen hervor: Liebe, Vaterland und Glaube.

  • Preis für das beste patriotische Gedicht: Englantina (Heckenrose).
  • Preis für die beste religiöse Dichtung: Viola (Veilchen).
  • Preis für das beste Liebesgedicht: Flor Natural (Natürliche Blume).

Ein Dichter, der alle drei Auszeichnungen in derselben oder in verschiedenen Veranstaltungen gewann, wurde zum Mestre de Gai Saber (Meister des fröhlichen Wissens) ausgerufen.

Wichtige Exponenten dieser Zeit waren unter anderem Jacint Verdaguer (Poesie) und Narcís Oller (Erzählung).

Themen in "Terra Baixa" (Tiefland)

Der Kontrast zwischen Hochland und Tiefland

Der Kontrast zwischen Hochland (Terra Alta) und Tiefland (Terra Baixa) ist eines der Hauptthemen des Theaterstücks "Terra Baixa" (von Àngel Guimerà). Das Tiefland symbolisiert die zivilisierte Gesellschaft, in der das Böse und die Korruption herrschen. Das Hochland hingegen steht für die Freiheit und die ursprüngliche Güte der Menschen, da sie dort weniger in Kontakt mit der Niedertracht der Zivilisation sind.

Die Dreiecksgeschichte

Die Handlung dreht sich um ein Liebesdreieck zwischen Manelic, Sebastià und Marta.

  • Anfangs ist Marta Sebastià hörig. Später tritt Manelic auf, den Marta aus Bequemlichkeit heiratet, da sie Sebastià nicht wirklich liebt. Die Ehe ist eine Inszenierung Sebastiàs.
  • Allmählich erkennt Marta die reinen Gefühle Manelics, was sie verändert. Sie beginnt selbst, Gefühle für Manelic zu entwickeln.
  • Gleichzeitig wird Marta von Sebastià als Geliebte beansprucht. Es scheint, dass Sebastià sie zwar nicht aufrichtig liebt, sie aber besitzen will.

In einem Moment der Handlung ist der verheiratete Mann (Manelic) der Einzige, der die wahre Situation nicht kennt. Am Ende des Stücks löst sich dieses Liebesdreieck auf: Marta weist Sebastià vollständig zurück und bekennt sich zu ihrem Mann. Das Dreieck verschwindet endgültig, als Manelic Sebastià tötet.

Realismus und Naturalismus in der Literatur

Der europäische Realismus

In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts war der Realismus die dominierende literarische Strömung in Europa und brachte einige der wichtigsten Romane der modernen Literatur hervor. Im Gegensatz zur Flucht in die Fantasie versuchte der Realismus, die Gesellschaft seiner Zeit widerzuspiegeln.

Merkmale des Realismus

  • Ablehnung der Welt der Fantasie und Träume.
  • Darstellung der Wirklichkeit so genau wie möglich, ohne Verschönerung.
  • Zeitgenössische Themen, oft verbunden mit sozialer Kritik.

Wichtige Autoren: Balzac, Flaubert, Stendhal, Dostojewski, Tolstoi. In der spanischen Literatur: Benito Pérez Galdós. In der katalanischen Literatur: Narcís Oller.

Der Naturalismus

Der Naturalismus entwickelte sich aus dem Realismus und wurde in Frankreich von Émile Zola begründet. Er versuchte, menschliches Verhalten tiefgehend durch biologische und umweltbedingte Ursachen zu erklären. In der katalanischen Sprache wurde Narcís Oller zum größten Exponenten des realistisch-naturalistischen Romans.

Merkmale des Naturalismus

  • Ziel ist die absolute Erfassung der Wirklichkeit (oft als Evolution des Realismus betrachtet).
  • Einbeziehung von Umweltaspekten, die zuvor in der Kunst nicht erschienen waren: benachteiligte soziale Schichten, Probleme, Krankheiten, sexuelle Themen.
  • Anwendung eines wissenschaftlichen Ansatzes: Der Autor beobachtet distanziert, um jedes Detail zu erfassen und erklärende Hypothesen aufzustellen.
  • Charaktere bewegen sich innerhalb eines Determinismus, der durch genetische Vererbung und Umwelt geprägt ist.
  • Der Stil passt sich der gesprochenen Sprache an. Das Schönheitsideal ist die Anpassung an die Wirklichkeit.
  • Trotz der vermeintlichen Objektivität streut der Schriftsteller Meinungen und Kommentare zur Handlung ein.

Narcís Oller (1846–1930)

Narcís Oller (Valls 1846 – Barcelona 1930) wuchs nach dem Tod seines Vaters im Haus seiner mütterlichen Familie in einem sehr liberalen Umfeld auf. Er studierte Rechtswissenschaften in Barcelona. Er begann auf Spanisch zu schreiben, wurde aber durch den Erfolg der Jocs Florals von 1877 (mit Verdaguer und Guimerà) und den Einfluss seines Cousins Josep Yxart zur Pflege der katalanischen Literatur bewogen.

Hauptwerke

Mit "La febre d'or" (Der Goldrausch) (erschienen 1892 in drei Bänden, 1890–1892) erreichte Oller die vollständige Beherrschung der realistisch-naturalistischen Techniken. Dieser Roman gilt als erzählerischer Höhepunkt Ollers und der katalanischen Realismusbewegung.

  • Historische Grundlage: Das reale "Goldfieber", das zwischen 1880 und 1881 in Barcelona ausbrach.
  • Protagonist: Gil Foix, ein Schreiner, der seinen Beruf aufgibt, um ein wohlhabender Bourgeois zu werden. Er nutzt Geschicklichkeit und Gerissenheit im Aktienhandel.
  • Handlung: Getrieben von wahnsinnigem Ehrgeiz, stürzt er sich in einen verzweifelten Wettlauf voller Risiken und Extravaganz, um ein prominenter Vertreter der gehobenen Bourgeoisie Barcelonas zu werden.
  • Ende: Das Ende ist, wie von seiner Familie erwartet, tragisch: Der Held kehrt zu seinem alten Handwerk als Zimmermann zurück und ist völlig ruiniert.

"Pilar Prim" (1898), eines der besten Werke des Autors, thematisiert eine der großen Obsessionen des Naturalismus: Die Diskussion über erbliche und umweltbedingte Bedingungen, die zum Wahnsinn eines Menschen führen können.

Weitere Autoren der katalanischen Prosa des 19. Jahrhunderts

Die katalanische Prosa des 19. Jahrhunderts begann mit Liebesromanen, wie "L'orfeneta de Menargues i de Catalunya" von Antoni de Bofarull oder "Julita" von Genís und Martí Aguilar. Autoren wie Emili Vilanova spiegelten die Realität in kurzen, humorvollen Texten wider, die zwischen Zeitungsartikel und Erzählung angesiedelt waren.

Hinsichtlich des realistischen Romans werden einige Autoren als Nachfolger von Narcís Oller betrachtet, darunter Carles Bosch de la Trinxeria ("Els hereus de Noradell"), Josep Pin i Soler ("La família dels Garrigàs"), Dolors Monserdà ("La fabricanta") oder Marià Vayreda ("La punyalada"). In einigen Fällen wurden ihre Hauptwerke jedoch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts veröffentlicht.

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