Realismus, Naturalismus & Moderne: Spanische Literatur des 19. Jhd.
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Realismus: Darstellung der Wirklichkeit im 19. Jahrhundert
Der Realismus ist eine Kunstbewegung des neunzehnten Jahrhunderts, die eine wahrheitsgemäße und genaue Darstellung der Realität verteidigte. Zu den Hauptmerkmalen gehört die Analyse und Beobachtung der Wirklichkeit, wie sie ist. Der Roman gilt als die beste Option, um die zeitgenössische Realität zu kontextualisieren. Realistische Werke verwenden eine objektive Sichtweise und glaubwürdige Handlungen der Charaktere, um die soziale Situation des Augenblicks zu kritisieren.
Naturalismus: Evolution und wissenschaftliche Einflüsse
Der Naturalismus ist eine Weiterentwicklung des Realismus, stark beeinflusst durch den Positivismus (eine philosophische Strömung, die wissenschaftliche und verbindliche Erkenntnisse vermittelt). Der Naturalismus behauptet, dass der Mensch durch natürliche, biologische, soziale und historische Milieus bestimmt und somit nicht frei ist.
Die naturalistische Literatur soll alltägliche Ereignisse darstellen und die Realität analysieren, insbesondere die unangenehmsten oder problematischsten Aspekte. Sie sucht nach den Ursachen von Problemen, versucht, Lösungen zu finden, und integriert wissenschaftliche Konzepte, um die menschlichen Triebe zu untersuchen.
Merkmale der Realistischen Fiktion
- Charaktere: Realistische Figuren, oft aus dem bürgerlichen Alltag.
- Handlung: Die Geschichte muss glaubhaft erzählt werden und die Konflikte der zeitgenössischen Gesellschaft widerspiegeln.
- Raum und Zeit: Detaillierte Beschreibung, basierend auf Beobachtung und Dokumentation.
- Technik: Verwendung von Kontrasten zur Hervorhebung sozialer, wirtschaftlicher und ideologischer Unterschiede.
- Dialoge: Lebhaft und ausdrucksstark.
- Erzähler: In der 1. oder 3. Person, der die Fakten überprüft.
Schlüsselautoren des Spanischen Realismus
Benito Pérez Galdós
Merkmale seines Werks:
- Kritische Analyse bürgerlich-sozialer und politischer Fragen der Zeit, oft mit liberalen Ideen.
- Großes Gewicht auf den Gedanken, Haltungen und Verhaltensweisen der Charaktere.
- Detailliert beschriebene und gut dokumentierte Umgebungen.
- Wendige und ausdrucksstarke Sprache, oft mit Humor, Ironie und Spontaneität.
Wichtige Werke:
- Episodios Nacionales (1873–1912): Fünf Serien, die historische Ereignisse wie den Unabhängigkeitskrieg, die Herrschaft Isabellas II. und die Restauration behandeln.
- Novelas de la Primera Época (z. B. Doña Perfecta, Marianela).
- Novelas Contemporáneas (z. B. La Desheredada, Tormento, Fortunata y Jacinta).
- Novelas Espiritualistas (z. B. Nazarín, Misericordia, El Abuelo).
In Fortunata y Jacinta verwendet Galdós einen allwissenden Erzähler, der Zeuge der Ereignisse ist, und charakterisiert die Figuren hauptsächlich durch Dialoge, wobei er die sozialen Klassenunterschiede thematisiert.
Leopoldo Alas, genannt Clarín (La Regenta)
Themen und Stil:
- Thema: Ehebruch und das Gewissensproblem der Protagonistin (Ana Ozores), die zwischen Spiritualität und Sinnlichkeit entscheiden muss.
- Wichtige Charaktere: Ana Ozores, Don Fermín de Pas (der Regent), Don Álvaro Mesía.
- Stil: Naturalistisch. Beschreibt den Einfluss der Gesellschaft auf den Einzelnen.
- Technik: Perfekte Technik und Struktur, präzise und aktuelle Sprache. Verwendung von innerem Monolog und freier indirekter Rede.
Einführung in die Moderne
Krise des bürgerlich-liberalen Modells
Die Moderne entstand aus der Krise des bürgerlich-liberalen Modells im späten neunzehnten Jahrhundert. Politische und wirtschaftliche Turbulenzen (wie der Deutsch-Französische Krieg, der Fall Napoleons III. und der Ausbruch der Pariser Kommune) erschütterten die Bourgeoisie. Das Proletariat gewann an politischem, kulturellem und freizeitlichem Raum, was eine Reaktion der Bourgeoisie hervorrief.
Der Rationalismus wurde durch den Irrationalismus ersetzt, beeinflusst durch Denker wie Nietzsche. Die positivistische Sichtweise wich pessimistischen und elitären Ansichten. Viele Autoren drückten das böhmische Leben in ihren Werken und ihrem Alltag aus.
Einflüsse der Moderne
Parnassismus:
Verfolgt das Ideal der „L'art pour l'art“ (Kunst um der Kunst willen). Stilmerkmale sind der Kult der formalen Perfektion, die Präferenz für eine klangvolle und sensorische Metrik, die Verachtung der Sentimentalität und die Einführung klassischer Mythologie.
Symbolismus (ab 1886):
- Stil: Vorliebe für weniger starre, psychologischere Rhythmen als der Parnassismus, ohne die Ästhetik des Verses zu vernachlässigen.
- Themen: Die Welt wird als eine Reihe von Geheimnissen, Symbolen und verborgenen Realitäten betrachtet, die der Dichter entdecken und offenbaren muss.
Die Moderne wurde auch durch den Präraffaelitismus, philosophische Strömungen (wie Nietzsche) und die spanische Mystik (Suche nach dem Sinn des Daseins) beeinflusst.