Das spanische Nachkriegstheater: Entwicklung & Trends
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Einführung in das spanische Nachkriegstheater
Das spanische Nachkriegstheater war nicht so innovativ wie das europäische Theater, vor allem aufgrund kommerzieller Zwänge (da die Theaterunternehmen dem Geschmack eines bürgerlichen Publikums unterlagen) sowie politischer Bedingungen (Einschränkungen durch Zensur).
Im Nachkriegstheater gediehen einerseits Autoren "unterhaltsamer" oder "leichter" Werke mit trivialen oder konformistischen Inhalten, andererseits ernsthafte Autoren, denen der Durchbruch ins kommerzielle Theater schwerfiel und deren Werke sich oft im unabhängigen Theater oder bei Experimenten wiederfanden. Man kann von einem "sichtbaren" Theater und einem "Untergrund"-Theater sprechen.
Wie auch in anderen Genres war der Bürgerkrieg ein tiefer Einschnitt für die Entwicklung unseres Theaters. Nach dem Krieg waren einige Autoren gestorben (z.B. Valle-Inclán, Lorca), andere befanden sich im Exil (z.B. Casona, Alberti, Aub), während wieder andere weiterhin Werke von geringem Interesse schrieben (z.B. Benavente, Arniches).
Zwei Arten des Nachkriegstheaters
- Offizielles Theater: Richtete sich an ein bürgerliches Publikum, das dem politischen System nahestand.
- Inoffizielles Theater: Wurde von kleinen Verbänden, Universitäten oder in anderen inoffiziellen Bereichen entwickelt.
Phasen und Trends des Nachkriegstheaters
In den Nachkriegsjahren lassen sich auf den Theaterbühnen einige Trends erkennen, die parallel zu denen in Roman und Poesie verlaufen. Die wichtigsten Phasen sind:
- 1940er bis Mitte 1950er Jahre: Während der 40er und eines Teils der 50er Jahre überwogen die traditionellen Nachkriegstrends, wenngleich sich bereits eine Suche nach neuen, existenzialistischen Wegen abzeichnete.
- Mitte 1950er Jahre: Mitte der 50er Jahre etablierte sich ein realistisches und soziales Theater, das Zeugnis ablegte und berichtete, soweit es die Zensur zuließ.
- 1960er bis frühe 1970er Jahre: Während der 60er und frühen 70er Jahre zeigte sich, ähnlich wie im Roman, eine Erschöpfung des sozialen Realismus. Ein experimentelles Theater entstand, das oft heftige Kritik übte und häufig "begraben" wurde (d.h. nicht öffentlich aufgeführt werden durfte).
Das Theater der vierziger Jahre
Das Theater aus dieser Zeit spiegelt die wirtschaftliche Misere des Landes wider.
Es war ein Propagandatheater, das die Ideologie des Regimes verbreitete und während der gesamten Franco-Zeit präsent war. Es richtete sich an ein bürgerliches, wohlhabendes Publikum, das dem Regime nahestand.
Die spanischen Autoren der 40er und frühen 50er Jahre prägten weiterhin ein kommerzielles Theater. Dabei zeigten sich folgende Trends:
Die "Alta Comedia" (Benaventino-Linie)
Dieses Theater war gekennzeichnet durch:
- Die Dominanz von Gesellschaftskomödien mit luxuriösen Interieurs. Die Charaktere entsprachen der sozialen Klasse des Zielpublikums, dem wohlhabenden Bürgertum, manchmal mit einer sanften Kritik der Sitten.
- Es war ein Theater, das dem Zuschauer half, Probleme und Elend zu vergessen.
- Es war ein traditionelles Theater.
- Es konnte als falangistisches oder aktivistisches Theater betrachtet werden.
- Es war ein Theater mit belanglosen Ideen und Ansätzen, ohne Tiefe.
- Ein Theater des "rosa Schnitts" (corte de rosa), in dem menschliche Beziehungen diskutiert wurden.
- Es verteidigte traditionelle Werte wie Ehrlichkeit, Loyalität, Liebe und Ordnung.
- Die behandelten Themen waren vor allem Liebe und Happy Ends.
- Technisch zeichneten sich die Werke durch eine gute Konstruktion, sorgfältige Dialoge und eine traditionelle Struktur mit geringen Innovationen aus.
Das Komödientheater
Mit vielen Werken von geringem Wert. Hervorzuheben sind Enrique Jardiel Poncela und Miguel Mihura.
Enrique Jardiel Poncela
Enrique Jardiel Poncela war ein Vorläufer des absurden Theaters in seiner humoristischen Ausprägung. Seine Werke zeichnen sich durch den Scharfsinn ihrer plausiblen Argumente und absurden Situationen aus. Beispiele sind "Eloísa está debajo de un almendro" und "Los ladrones somos gente honrada". Sein Theater entsprach dem konservativen Ideal, das Theater als reinen Unterhaltungsort zu sehen.
Miguel Mihura
Miguel Mihura ist die wichtigste Figur des spanischen Komödientheaters nach dem Krieg. Seine Werke sind gefüllt mit Humor, Zärtlichkeit, Poesie und Fantasie. Sie thematisierten eine Unzufriedenheit und den Zusammenstoß zwischen Individuum und Gesellschaft.
Theater der Erneuerung
Dieses Theater hatte einen ernsten, unkonventionellen Ton und war von existenzieller Bedeutung. Existenzielle und soziale Belange dominierten. Ein Beispiel ist Antonio Buero Vallejos "Historia de una escalera".