Spanische Renaissance-Lyrik: Garcilaso, Fray Luis & San Juan

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Garcilaso de la Vega: Dichter der Renaissance

Garcilaso de la Vega gilt als Prototyp des höfischen Renaissancemenschen. Seine Poesie erneuerte die spanische Dichtkunst, indem er eine neue Sensibilität einführte und klassische sowie neue italienische metrische Formen (wie das Sonett und die Lira) in die spanische Literatur übertrug.

Themen und Motive

  • Petrarkistisches Liebeskonzept: Er beschreibt die unerfüllte oder unmögliche Liebe, inspiriert von seiner Geliebten (Isabel Freire), und verwendet dabei das petrarkistische Ideal weiblicher Schönheit.
  • Idealisierte Natur: Die Natur wird als verfeinerter, harmonischer und idealisierter Ort dargestellt. Sie spiegelt den Wunsch wider, dem höfischen Leben zu entfliehen und Ruhe zu finden. Dies führt zum literarischen Topos des Locus amoenus (lieblicher Ort).
  • Mythologie: Er greift klassische Mythen auf und gestaltet sie neu, um Themen wie Liebe, Verzweiflung und Tod zu behandeln.

Stil und Merkmale

Sein Stil ist nüchtern, elegant und einfach, ohne übertriebene Künstlichkeit, um Gefühle natürlich auszudrücken. Er belebt literarische Topoi wieder:

  • Carpe diem: Die Aufforderung, den Tag zu nutzen, um die Vergänglichkeit der Zeit und der Jugend zu betonen.
  • Locus amoenus: Die Beschreibung eines idyllischen Naturortes, der den idealen Rahmen für die Liebe schafft.
  • Stilistische Mittel: Häufige Verwendung von Metaphern (oft mit Naturelementen), Epitheta, Hyperbata, Alliterationen, Personifikationen und Paradoxa.

Phasen des Schaffens

Sein Werk lässt sich in drei Phasen einteilen:

  1. Einfluss der hispanischen Lyrik: Frühe Gedichte, die von den traditionellen spanischen Liederbüchern (Cancioneros) beeinflusst sind.
  2. Assimilation des italienischen Stils: Nach seinem Aufenthalt in Italien übernimmt er die Formen und Themen Petrarcas und der italienischen Renaissance.
  3. Vollendung: In seiner reifsten Phase, nach dem Tod seiner Geliebten, schuf er seine schönsten und bedeutendsten Werke.

Bedeutende Werke

Sein Werk ist nicht sehr umfangreich, aber von hoher Qualität. Es umfasst 3 Eklogen, 2 Elegien, 1 Epistel, 4 Kanzonen und 38 Sonette.

  • Ekloge I: Verbindet Liebesleidenschaft mit formaler Perfektion.
  • Ekloge II: Sein längstes Werk, das zwei unglückliche Liebesgeschichten behandelt.
  • Ekloge III: Erzählt mythologische Liebesgeschichten in einem idyllischen Rahmen.

Fray Luis de León: Aszetik und Mystik

Fray Luis de León verbindet in seinem Werk humanistische Bildung mit spiritueller Tiefe. Seine Dichtung ist ein Ausdruck der Aszetik und der Sehnsucht nach mystischer Vereinigung.

  • Aszetik: Der Weg zur Vervollkommnung des Menschen durch Anstrengung, Entbehrung und die Abkehr vom Materiellen.
  • Mystik: Die Suche nach der Vereinigung der Seele mit Gott, die in drei Wegen verläuft: dem reinigenden Weg (via purgativa), dem erleuchtenden Weg (via illuminativa) und dem vereinigenden Weg (via unitiva).

Themen

Zentrale Themen sind die Sehnsucht nach Einsamkeit, der Rückzug aus dem hektischen Stadtleben und die Suche nach Frieden und Gott in der Natur.

Stil

Er verwendet vor allem die Lira, eine fünfzeilige Strophenform, die von Garcilaso eingeführt wurde. Sein Stil zeichnet sich durch sprachliche Perfektion und Einfachheit aus. Weitere Merkmale sind:

  • Direkte Ansprache des Lesers (Verwendung der zweiten Person, rhetorische Ausrufe).
  • Aufzählungen und rhetorische Fragen zur Steigerung der Intensität.
  • Verwendung von Natursymbolen, Personifikationen und Metaphern.

Werke

Zu seinen bekanntesten Oden zählen:

  • Ode an das zurückgezogene Leben (Oda a la vida retirada)
  • Ode an Francisco Salinas (Oda a Francisco Salinas)
  • Heitere Nacht (Noche serena)

Mündliche Kommunikationsformen

Vortrag

Ein mündlicher Vortrag über ein Thema, der auf einem schriftlichen Text basiert und vor einem Publikum gehalten wird.

  • Struktur: Begrüßung, Einleitung, Hauptteil, Schluss, Verabschiedung und Dank.
  • Merkmale: Erklärender Text mit darstellender und appellativer Funktion.

Interview

Ein formeller Dialog, bei dem ein Interviewer einer Person Fragen stellt, um Informationen oder Meinungen zu erhalten.

  • Struktur: Vorstellung der Person, gefolgt vom Frage-Antwort-Teil.
  • Merkmale: Appellative Funktion, deiktische Elemente.

Debatte

Ein Meinungsaustausch, bei dem mehrere Teilnehmer ihre Ansichten äußern, geleitet von einem Moderator.

  • Struktur: Einführung, Darlegung, Diskussion, Zusammenfassung.
  • Merkmale: Argumentativer Text, formeller mündlicher Austausch.

San Juan de la Cruz: Mystische Dichtung

San Juan de la Cruz (Johannes vom Kreuz) ist die bedeutendste Figur der spanischen Mystik des 16. Jahrhunderts.

Thema

Seine Gedichte sind Ausdruck tiefster religiöser Inspiration und zielen darauf ab, seine mystische Erfahrung der Vereinigung der Seele mit Gott mitzuteilen.

Stil

Um die unaussprechliche mystische Erfahrung auszudrücken, verwendet er eine reiche Sprache voller Symbole und Allegorien. Ein zentrales Motiv ist die mystische Vereinigung, dargestellt als Liebesbeziehung zwischen der Seele (der Geliebten) und Gott (dem Geliebten).

Werke

Sein poetisches Werk ist schmal, aber von immenser Tiefe. Seine drei großen mystischen Gedichte wurden von ihm selbst in Prosa kommentiert:

  • Dunkle Nacht der Seele (Noche oscura del alma)
  • Geistlicher Gesang (Cántico espiritual)
  • Lebendige Liebesflamme (Llama de amor viva)

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