Spanische Romane nach dem Bürgerkrieg: Exil, 40er & 50er Jahre
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Spanische Romane nach dem Bürgerkrieg (1939–1960)
1. Schriftsteller im Exil (Novelistas del Exilio)
Der Bürgerkrieg führte zur Verbannung einer großen Anzahl von Schriftstellern, die in der Fremde (en forma peregrina) lebten. In ihren Werken lassen sich drei zentrale Aspekte feststellen:
- Die Erinnerung an den Krieg und an Spanien.
- Das Vorhandensein neuer Orte, an denen sie leben mussten.
- Die Reflexion über Themen, welche die Natur und die Existenz des Menschen betreffen.
Wichtige Autoren des Exils
- José Ramón Sender: Seine Werke folgten einem realistischen und gesellschaftlichen Trend. Die Frage Spaniens und des Bürgerkriegs beschäftigte einen großen Teil seiner Romanproduktion (z. B. Crónica del alba).
- Rosa Chacel: Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine große ästhetische Sorgfalt aus (z. B. Barrio de Maravillas).
- Max Aub: Das Hauptthema ist der Mensch. Seine Geschichten sind traditionell geschnitten (z. B. Calle de Valverde).
- Francisco Ayala: Ausgehend von einer früheren Tendenz analysiert er im Realismus des Krieges und des Exils menschliche Laster und kritisiert die gegenwärtigen politischen und sozialen Zustände mit Humor und Ironie (z. B. Muertes de perro).
2. Die Nachkriegsnovelle: Die 40er Jahre
Vierzig Jahre lang wurden entweder triumphierende Romane veröffentlicht, die den Krieg aus der Sicht der Sieger darstellten, oder sogenannte „Escape-Romane“ (Fluchtromane) mit sentimentalen Themen, die weit vom Elend des Augenblicks entfernt waren.
Der Durchbruch: Tremendismo und Realismus
Zwei Schlüsselromane tauchten auf, die eine Wende einleiteten:
- La familia de Pascual Duarte (1942) von Camilo José Cela, der den Tremendismo (eine Art brutaler Realismus) begründete.
- Nada (1945) von Carmen Laforet.
3. Die 50er Jahre: Renaissance der Erzählung
In den frühen fünfziger Jahren erlebte das narrative Genre eine Renaissance. Beteiligt waren etablierte Autoren wie Cela, Delibes und Torrente Ballester, sowie eine neue Generation junger Erzähler (die „Generation eines halben Jahrhunderts“), die eine neue Art von Dynamik in die Novelle brachten. Ein Schlüsselwerk dieser Zeit ist La Colmena (Der Bienenkorb, 1951) von Cela.
Die narrative Struktur der 50er Jahre
Das Ziel dieser Werke war es, die Menschen auf Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten aufmerksam zu machen. Charakteristisch für die Struktur sind:
- Das Vorhandensein eines kollektiven Protagonisten.
- Das Fehlen eines klaren Endes.
- Die existenzielle und soziale Ausrichtung des Werkes.
- Chronologische Unordnung.
- Objektivismus in der Erzählung.
Dominierende Themen der 50er Jahre
- Die Leere und der Egoismus des Bürgertums (dargestellt durch junge Müßiggänger).
- Das Leben auf dem Land (mit seiner harten Arbeit und seinem Elend).
- Die Ausbeutung des Proletariats (Industrie und die Risiken ihrer Arbeit).
- Einsamkeit und Isolation des Einzelnen in der Gesellschaft.
- Der ländliche Exodus.
- Der Bürgerkrieg (aus der Sicht der Jugend).
Narrative Technik
- Vorherrschender Objektivismus.
- Der Dialog spiegelt die Eigenschaften der umgangssprachlichen Rede wider.
- Der Protagonist ist kollektiv.
- Große Konzentration von Zeit und Raum.