Wissen und Erkenntnis: Historische und philosophische Perspektiven
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Wissen in der Moderne: Das Allgemeine
Von den Griechen bis ins Mittelalter war das Wissen um das Universelle prägend. Bei Platon ist Erkenntnis ein Prozess der Überwindung sensorischer Informationen (Erscheinungen) hin zu Ideen, die universell sind und sowohl von der Person als auch von den Dingen getrennt existieren. Für Aristoteles ist das Wissen ebenfalls universell, aber es ist das Verständnis universeller Funktionen, das aus der besonderen Erfahrung von Weltobjekten abstrahiert wird. Die Erkenntnis der Wirklichkeit wurde nicht durch das Subjekt vermittelt, das passiv Informationen über die Sinne empfing. Erst in der Moderne wurde die Idee eingeführt, dass Wissen das Ergebnis der Tätigkeit des Subjekts ist.
Zwei Positionen in der Moderne: Vernunft und Sinne
Das moderne Konzept des Wissens als Erkenntnisprozess beinhaltet zwei Elemente: ein erkennendes Subjekt und ein erkanntes Objekt. Im modernen Denken schlugen Empirismus und Rationalismus zwei verschiedene Erklärungen zu der Frage vor, wie wir wissen:
- Für den Empirismus beginnt und endet Wissen mit der Erfahrung von Informationen, die durch die Sinne bereitgestellt werden. Empiristen gehen von der Idee aus, dass der menschliche Geist wie eine leere Seite ist, auf die alles Wissen aus dem Kontakt mit der Wirklichkeit gedruckt wird. Hume unterscheidet zwischen zwei Arten der Wahrnehmung: Eindrücke, die unmittelbar aus der Beobachtung des Objekts entstehen, und einfache Ideen, die Kopien davon sind. Komplexere und abstraktere Ideen werden aus der Verbindung der einfachsten gebildet, nach bestimmten Gesetzen. Der Empirismus ist sehr restriktiv bezüglich Ideen, die keinen Impressionen entsprechen, wie nach Hume die Kausalität oder das Subjekt.
- Der Rationalismus war die dominante philosophische Tradition im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Alle Rationalisten teilen das Vertrauen in die Vernunft als Instrument des Menschen, um die Vorgänge der Realität zu entdecken. Die Sinne haben eine untergeordnete Rolle. Descartes war vorsichtig gegenüber sensorischen Informationen und fand die angeborenen Ideen, auf denen wahre Erkenntnis beruht.
- Kant stellt eine vermittelnde Position dar: Er räumt den Empiristen die Notwendigkeit der Erfahrung ein, stimmt aber mit den Rationalisten darin überein, dass das Verstehen reine Begriffe ohne empirischen Gehalt in den Erkenntnisprozess einbringt. Für Kant bieten unsere Sinne das Material des Wissens, doch es ist die menschliche Vernunft, die sie in einer bestimmten, allen gemeinsamen Weise organisiert. Das Subjekt beteiligt sich tatsächlich aktiv am Prozess und bringt dabei seine mentalen Strukturen in die Welt ein. Daher beinhaltet Wissen zwangsläufig zwei Elemente: die Vernunft und die Sinne.
Die subjektive Konstruktion von Wissen
Die Frage, wie Wissen entsteht, muss zunächst überlegen, wie es sich auf einer subjektiven Ebene entwickelt.
Die Empfindungen
Alle Lebewesen haben gemeinsam, dass sie auf äußere Reize empfindlich reagieren. Während jeder Organismus die Empfindlichkeit auf verschiedene Weisen zeigt, sind die Sinnesorgane die Schnittstelle, über die das Nervensystem mit der Welt kommuniziert. Jede Art hat unterschiedliche Grade der Aufnahme von Reizen aus der Umwelt, und somit sind ihre Erfahrungen mit der Umwelt anders. Jedoch, um von Wissen zu sprechen, ist es notwendig, dass diese Empfindungen organisiert werden und einen Sinn ergeben, d.h. zu einer Wahrnehmung werden.
Wahrnehmung
Die Wahrnehmung des Menschen ist ein Prozess, durch den Informationen aus der Umgebung organisiert, verarbeitet und interpretiert werden. Wir nehmen Empfindungen wahr und assimilieren sie, indem wir ihnen einen Sinn geben. So beinhaltet die Wahrnehmung eine aktive Beteiligung des Subjekts. Dies setzt andere geistige Fähigkeiten wie Gedächtnis, Motivation, Interessen, Sorgen oder den sozialen Kontext des Subjekts voraus.
Denken und Konzepte
Die sinnliche Erkenntnis ist der Beginn des Erkenntnisprozesses. Der nächste Schritt ist der Sprung in die Verallgemeinerung, d.h. die Bildung von Konzepten und letztlich zum komplexen Denken, auf dem Argumentation aufbaut. Menschliches Wissen arbeitet mit Konzepten. Das Denken erfolgt durch Begriffe. Ein Konzept ist die geistige und symbolische Darstellung eines Objekts, unabhängig von seinen spezifischen, individuellen Merkmalen, sondern basierend auf dem, was es mit anderen teilt. Kurz gesagt, beginnt der Prozess des Wissens mit einer Reihe von externen Stimuli, die zu organischen Reaktionen führen, welche wiederum zu allgemeinen, abstrakten Begriffen werden, ohne unmittelbare Entsprechung zu jedem Einzelnen.
Die soziale Konstruktion von Wissen
Die menschliche Erkenntnis hat im Wesentlichen zwei Aspekte: Sie soll die Wirklichkeit erkennen und ist ein Produkt, das sozial konstruiert ist. Sie ist nur sinnvoll, wenn sie von mehreren geteilt und durch Kommunikation aufgebaut wird. Durch Sozialisation werden soziale Normen internalisiert, eine Reihe von Verhaltensweisen und ethisch-moralischen Normen, die das Verhalten strukturieren. Zur selben Zeit wird eine Reihe von kognitiven Lernprozessen erworben, wie die Welt funktioniert. Das Erlernen einer Sprache spielt in diesem Prozess eine wichtige Rolle, während dessen wir in die gemeinsamen Ideen der Gruppenmitglieder eingeführt werden. Dabei wird ein symbolisches Universum erworben, eine Reihe von Bedeutungen, die helfen, das soziale Umfeld zu erklären, zu interpretieren und problemlos zu erkennen.