Lazarillo de Tormes: Analyse, Inhalt & Bedeutung des Schelmenromans
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Autor, Datum & Themen
Originaltitel: „Das Leben des Lazarillo de Tormes und seine Geschicke und Widrigkeiten“
Das Buch erschien im Jahr 1554 in drei Ausgaben gleichzeitig. In keiner der drei Ausgaben erschien der Name des Autors. Der anonyme Charakter des Werkes lässt sich durch die scharfe Sozialkritik auf einigen seiner Seiten, insbesondere gegen die Geistlichkeit, erklären.
Es wurde vermutet, dass sein Autor ein Reformer wie Erasmus gewesen sein könnte. Außerdem ist das genaue Entstehungsdatum des Buches unbekannt.
Der „Lazarillo“ war ein großer Erfolg, wurde aber im Jahr 1559 verboten. Eine vollständige Neuauflage erfolgte erst im neunzehnten Jahrhundert.
Aufbau des Werkes
Das Buch ist als fiktive, autobiografische Erzählung geschrieben. Es besteht aus einem Prolog und sieben Kapiteln, die als „Tratados“ (Verträge) bezeichnet werden und ungleich lang sind.
Dieses Werk kann als ein langer Brief verstanden werden, in dem der Erzähler sein Leben einer anderen Person offenbart. Dabei geht es nicht nur um Information, sondern auch um die Verteidigung und Rechtfertigung seines aktuellen Verhaltens.
Das Werk lässt sich in drei Hauptteile unterteilen:
Herkunft, Geburt & Familienleben (Tratado I)
Lernerfahrungen & Erlebnisse (Tratados II-VI)
Leben & Situation zur Zeit der Niederschrift (Tratado VII)
Handlung & Inhalt
Tratado I: Geburt & erster Herr
Lázaro de Tormes wird am Fluss Tormes bei Salamanca geboren. Sein Familienleben ist schwierig (Vater ist ein Dieb). Er tritt in den Dienst eines blinden Mannes, der listig und grausam ist und den er von Salamanca nach Escalona begleitet. Nach mehreren Vorfällen vertreibt der Blinde ihn mit einem grausamen Streich.
Tratado II: Der geizige Priester
In Maqueda dient Lázaro einem geizigen Priester. Vom Hunger geplagt, stiehlt er Essen von seinem Meister, woraufhin er entlassen wird.
Tratado III: Der stolze Knappe
In Toledo dient er einem Knappen, der sehr stolz auf seine Ehre und seinen Adel ist, aber kläglich arm lebt. Lázaro muss betteln gehen, um sich und seinen Herrn zu ernähren. Schließlich verschwindet der Knappe.
Tratado IV: Der Mönch des Merced-Ordens
In Toledo tritt Lázaro in den Dienst eines Mönchs des Merced-Ordens, bei dem er nur acht Tage verbringt, aber die ersten Schuhe seines Lebens erhält.
Tratado V: Der Ablasshändler
Vier Monate lang dient er einem schamlosen Ablasshändler, der auf Kosten der naiven Frömmigkeit des Volkes lebt.
Tratado VI: Maler & Wasserträger
Er dient einem Meister der Trommelmalerei und einem Kaplan, für den er vier Jahre lang als Wasserträger arbeitet.
Tratado VII: Wohlstand & Gerüchte
Danach arbeitet er als Gehilfe eines Gerichtsbeamten, der Wein verkauft. Der Erzpriester von San Salvador nimmt ihn unter seinen Schutz und verheiratet ihn mit seiner Zofe. Die Leute tuscheln, aber Lázaro glaubt, in Wohlstand und „auf dem Höhepunkt seines Glücks“ zu leben.
Originalität des „Lazarillo“
Es ist eine Geschichte, die nicht von Helden, tapferen Rittern oder Kriegern handelt, sondern die Abenteuer eines sozial unbedeutenden Charakters von bescheidenem Stand erzählt.
Es ist ein realistischer Roman, der die spanische Gesellschaft des 16. Jahrhunderts realistisch darstellt. Er verfolgt auch die Absicht der Gesellschaftskritik, insbesondere gegen die Geistlichkeit.
Der Charakter verändert und entwickelt sich aufgrund der Erfahrungen und Ereignisse, die er im Laufe des Werkes erlebt.
Stilistisch ist der „Lazarillo“ einfach und schlicht geschrieben, mit vielen Ausdrucksformen der populären Rede, um seinen Realismus zu unterstreichen.