Abnormale motorische Entwicklung und Zerebralparese
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Abnormale motorische Entwicklung
Was ist die Abweichung vom Normalen?
- Direkte Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS)
- Entwicklung pathologischer Afferenzen nach ZNS-Verletzung
- Muskel-Skelett-Apparat, der die funktionelle Störung bestimmt
- Unzureichende Differenzierung der Koordination
Primitive Reflexe
Reifung und progressive Organisation morphologischer Strukturen.
Klassifikation
- R. Kutaneosprensorisch
- R. Tonisch-statisch
- R. Extensorisch
- Moro- und Galant-Reaktionen
Latenzzeiten von Reflexen
- Babkin: 0-4 Sekunden
- Rooting (Suchreflex): 0-3 Monate
- Doll's Eyes (Puppenaugenphänomen, Zeichen für Pathologie): 0-4 Sekunden
- Automatischer Gang: 0-4 Sekunden
- Primärer externer Beinreflex: 0-4 Sekunden
- Suprapubischer Reflex: 0-4 Sekunden
- Gekreuzter Extensorreflex: 0-6 Sekunden
- Plantarer Fersenreflex: 0-4 Sekunden
- Palmarer Greifreflex: (2 oder 8 Wochen)
- Plantarer Stützreflex des Fußes
- Fersen-Palmar-Reflex deutet auf Lähmung hin.
- RAF (Reflex auf akustische Reize) ab 10 Tagen
- ROF (Reflex auf optische Reize) ab dem 3. Monat
Haltungsreaktionen
- R. Vojta
- R. Zugtest
- R. Vertikale Suspension (Peiper-Isbert)
- R. Collis vertikal
- R. Collis horizontal
- R. Landau
- R. Axilläre Suspension
Warnzeichen im ersten Quartal
- Hände ineinander, Daumen eingeschlossen
- Becken in Anteversion
- Eingeschränktes Schlucken
- Isolierter RAF fehlt oder wird von anderen Zeichen begleitet
- Fehlende Blickrichtung oder Identifizierung bekannter Gesichter
- Abnormale Körperhaltungsreaktionen
Warnzeichen im zweiten Quartal
- Mangel an Hand-Hand-Koordination
- Dystone Anfälle in Rückenlage
- Keine partielle Muskeldifferenzierung
- Pathologische Motorik
- Drehung fehlt oder ist blockiert
- Erhöhter Flexor- oder Extensortonus
- Veränderte Haltungsreaktionen
Entwicklung der Spastizität
- Spontane phasische Motorik
- Erhöhte phasische Bewegung der oberen Extremitäten (EESS) und bessere Integration in das Körperschema
- Betroffene EESS, die außerhalb des Körperschemas liegen
- Unterentwicklung der Aufrichtungsfunktion der EESS
- Neigung zur Ellenbogenflexion
- Mangelnde Muskelkoordination
- Entwicklung abnormaler Hand-Auge-Mund-Muster
- Die am stärksten betroffenen unteren Extremitäten neigen zur Extension
- Hypertonie der Unterarmpronatoren
- Keine Seitenlage
- Die Rotation erfolgt immer auf die betroffene Seite
- Beeinträchtigung des Gleichgewichts in allen Positionen
- Palmarer Fersenreflex positiv
- Palmarer Greifreflex bei Neugeborenen-Intensivstation (persistierend)
- Moro-Reaktion geringerer Intensität auf der betroffenen Seite oder mit stärkerer Flexion
- Plantarer Greifreflex verschwindet früh
- Plantarer Fersenreflex noch verstärkt
- Galant-Reflex negativ
Entwicklung der Athetose
- Instabilität in jeder Position
- Moro-Reaktion positiv (Extension)
- Massenbewegungen
- Dystone Anfälle mit Opisthotonus
- Hypotonie des Rumpfes und der proximalen Gliedmaßen in Ruhe (wechselnder Tonus)
- Rückenlage mit Scherenhaltung der Beine
- Asymmetrische Kopfhaltung in Bauchlage
- Verlängerter Hals, Opisthotonus
- Palmarer Greifreflex fehlt
- Plantarer Greifreflex von neonataler Intensität
- Galant-Reflex von neonataler Intensität
- Schluckstörungen
- Kopfdrehung mit assoziierten Bewegungen
- Keine freie Sitzhaltung möglich
Angeborenes Kleinhirnsyndrom
- Hypotonie
- Gastroösophagealer Reflux
- Veränderte Augen-Koordination
- Strabismus convergens bei 50%
- Intellektuelles Defizit
- Verzögerung der motorischen Entwicklung, Mangel an Aufrichtung
- Keine freie Sitzhaltung oder separate Sitzung möglich
- Wenige Hand-Hand-Spiele
- Dystone Anfälle
Hypotone Syndrome
Differentialdiagnose
- Angeborene Muskelhypoplasie
- Angeborene Myopathie des Rückenmarks
- Angeborene spinale Muskelatrophie
- Betonte proximale Hypotonie
- Intellektuell normal
- Drehen ihre Köpfe zu Reizen
- Führen Mund- und Handspiele aus
- Keine Nachahmung
Drittes Quartal
- Unzureichendes Kauen oder silbische Echolalie
- Die Schädigung ist deutlich erkennbar
- Verzögerte und veränderte Aufrichtungsmechanismen
- Etablierung der Krankheitsbilder: Zerebralparese (CP)
- Die CP schließt andere Ursachen motorischer Störungen aus (z.B. degenerative Hirnerkrankungen, Traumata, die progressive, irreversible motorische Beeinträchtigungen verursachen)
- Die Bedeutung der Natur im Therapiekonzept bleibt bestehen
Arten der Zerebralparese
Nach topographischem Befall
- Tetraparese
- Diparese
- Paraparese
- Hemiparese
- Doppelte Hemiparese
- Monoparese
Nach klinischer Manifestation
- Spastisch
- Spastische Tetraparese
- Spastische Diplegie
- Spastische Paraparese
- Spastische Hemiplegie
- Doppelte spastische Hemiplegie
- Dystonisch oder Athetoid
- Hypoton
- Ataktisch
- Gemischt
Spastische Hemiparese: Haltung und Bewegung
- Spastische Haltung der betroffenen oberen Extremitäten (EESS)
- Adduktion des ersten Mittelhandknochens
- Die Gewichtsverlagerung erfolgt nur auf die betroffene Seite
- Benötigen keine separate Sitzhaltung
- Sitzhaltung mit Extension der unteren Extremitäten, Spitzfuß, Ellenbogenflexion und Kopfneigung zur gesunden Seite
Spastische Hemiparese: Spezifische Zeichen
- Vorzeitiges Verschwinden des plantaren Greifreflexes auf der betroffenen Seite
- Hand-Mund-Spiel nur mit der gesunden Seite
- Persistenz primitiver Reflexe
- Keine Unterstützung im Vierfüßlerstand
- Keine Unterstützung mit offener paretischer Hand
- Wenn Hand- oder Knieunterstützung erreicht wird, ist diese ineffektiv
- Verlangsamtes Wachstum der paretischen Seite (Hemihypogenese)
Spastische Diparese bei Kindern: Haltung und Bewegung
- Keine aktive Sitzhaltung möglich
- Gekrümmter Rücken und Flexion der unteren Extremitäten im Sitzen
- In Rückenlage: maximale Flexion und Abduktion der Hüften; Kopf in Flexion oder Extension und Adduktion der unteren Extremitäten mit Spitzfuß
- In Bauchlage: Extension und Adduktion der unteren Extremitäten, Stützen auf den Ellenbogen möglich
Spastische Diparese bei Kindern: Reflexe und Spontanmotorik
- Reflexe: Plantarer Fersenreflex, Fersen-Palmar-Reflex und suprapubischer Extensorreflex positiv
- Geringe Spontanbewegungen der unteren Extremitäten (gleichzeitige oder abwechselnde Schwanenhals-Extension)
- Verlängerte dystone Anfälle mit Stimmungsschwankungen
- Bei dystonen Anfällen neigen die unteren Gliedmaßen zur Scherenhaltung beim Versuch, ein Objekt zu greifen
- Instabile Seitenlage
Spastische Diparese bei Kindern: Stehen und Gleichgewicht
- Versuch, zu stehen
- Kein Krabbeln
- Instabiler Beckengürtel ohne Antigravitationskomponenten
- Erhöhte anteroposteriore Krümmung der Wirbelsäule
- Wenn der Stand erreicht wird, ohne stabilisierende Rolle des Beckens, mit übertriebenem Schwanken des Rumpfes und vom Rumpf getrennten oberen Extremitäten
- Leichte Aufrichtung der Skapula
- Ähnlich wie bei spastischer Tetraparese
- Auch anfällig für dystone Anfälle
- Opisthotonus
- Hände in Ulnarabduktion
- Pronation der Füße
- Greifreflex positiv
Spastische Tetraparese
- In Rückenlage: obere Extremitäten gebeugt, Hände in Ulnarabduktion flektiert, Hüften und Knie flektiert, Füße in Spitzfußstellung
- Hände zur Faust geballt, Daumen eingeschlossen
- Tiefe Sehnenreflexe erhöht (ROT)
- Palmarer und plantarer Fersenreflex verstärkt (Klonus)
- Palmarer und plantarer Greifreflex positiv
- Galant-Reflex positiv
- Kopf nicht frei drehbar
- Risiko einer Hüftluxation
Athetose
- Massive dystone Anfälle
- Die Hypotonie entwickelt sich ab der Neugeborenenperiode
- Instabilität des Rumpfes (schlängelnde Bewegungen, lehnt sich an das Gesichtsbild an)
- Galant-Reflex positiv
- Palmarer Greifreflex fehlt ohne Unterstützung der Hand
- Plantarer Greifreflex noch verstärkt
- In Bauchlage: Versuche, Objekte unkoordiniert zu greifen, mit übertriebener Fingerstreckung, Handgelenksflexion und Ulnarabduktion
- Auge-Hand-Mund-Spiel und Greifen sind mit Gliedmaßenbewegungen und offenem Mund verbunden
- Versuch, sich mit Opisthotonus zu drehen
- Plantarer Fersenreflex, gekreuzter Extensorreflex und suprapubischer Reflex fehlen
Spastisch-atonische Zerebralparese
- Es bestehen große psychische Störungen
- Sehr schlechte Spontanmotorik
- Unauffällige dystone Anfälle bei starken äußeren Reizen
- Kein Umdrehen möglich
- In Bauchlage: Froschhaltung
- Tiefe Sehnenreflexe erhöht (ROT)
- In Rückenlage: Beine in starker Abduktion
- Greifreflexe positiv
- Such- und Saugreflex positiv
Angeborenes Kleinhirnsyndrom (Zusätzliche Merkmale)
- Hypotonie und Ataxie
- Geistige Retardierung
- Kann auf der Seite liegen
- Keine aktive Sitzhaltung möglich
- Versuch, mit Rumpfschwankungen zu sitzen
- Ungenaue Bewegungen beim Versuch, ein Objekt zu greifen
- Ohne Behandlung keine Gehfähigkeit bis 5 Jahre