Affektivität, Emotionen, Gefühle und Affektive Störungen
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Affektivität: Definition und Merkmale
Affektivität bezeichnet die Gesamtheit von Emotionen, Gefühlen und Leidenschaften, die Subjekte innerlich erleben, hervorgerufen durch Gedanken, Ereignisse oder im Laufe ihres Lebens. Charakteristische Neigungen der Affektivität sind:
- Sie sind von subjektiver Natur und schwer verbal zu kommunizieren.
- Emotionen lassen sich leichter durch gestische Übertragung ausdrücken.
- Sie bewegen sich oft zwischen entgegengesetzten Polen (Oszillation), wie Freude und Trauer, Ablehnung und Anziehung, oder Lust und Unlust.
Äußere Manifestationen und psychische Wirkung
Die externen Manifestationen spiegeln den dominanten affektiven Zustand des Einzelnen wider. Wenn beispielsweise in einem konkreten Moment das dominante affektive Thema Liebe ist, äußert sich dies in Freude, Optimismus und Enthusiasmus. Bei unerwiderter Liebe hingegen zeigt sich Niedergeschlagenheit, Pessimismus und Melancholie.
Fast jeder Erfolg provoziert eine affektive Reaktion. Kein tiefgreifendes Ereignis lässt die Psyche unberührt. Positive Affekte bleiben im Gedächtnis haften und sind schwer zu vergessen. Im Gegensatz dazu werden Frustrationen, die ihren Ursprung im Unbewussten haben, oft verdrängt.
Emotion: Definition und Abgrenzung zum Gefühl
Der Begriff Emotion leitet sich vom lateinischen emovere (erschüttern, bewegen) ab. Sie bestimmt einen affektiven Zustand, der durch begleitende körperliche Veränderungen gekennzeichnet ist. Beispiele hierfür sind Scham, Erröten oder das Stirnrunzeln bei Misstrauen.
Die Emotion unterscheidet sich vom Gefühl dadurch, dass die Emotion eine kurze und intensive Reaktion beinhaltet, während das Gefühl sich dadurch auszeichnet, dass es länger andauert. Im Gegensatz zur Emotion wird das Gefühl nicht von körperlichen Veränderungen begleitet.
Gefühl (Sentiment)
Es ist sehr schwierig, eine von allen Autoren akzeptierte Definition des Gefühls zu geben; einige behaupten, es sei nicht definierbar. Generell tendieren Gefühle (wie Liebe) dazu, sich auf Objekte oder Personen außerhalb der eigenen Welt zu beziehen und Reaktionen von Lust oder Unlust hervorzurufen.
Leidenschaften: Intensität und Kontrollverlust
Leidenschaften unterscheiden sich von Emotionen und Gefühlen durch ihren Grad an Intensität und ihre Abhängigkeit vom Willen. Es handelt sich um affektive Tendenzen, die der Einzelne als zerreißend erlebt. Sie sind vorübergehend, reißen das Individuum jedoch mit sich, auch wenn es versucht, ihre Wirkung zu verhindern. Sie besitzen eine so hohe Intensität, dass sie rational nicht kontrolliert werden können. Wenn ein bestimmtes Thema zur Leidenschaft wird (z. B. Liebe oder Hass), verliert das Individuum einen Teil seiner Freiheit. In schweren Fällen können Leidenschaften, die nicht kontrolliert werden, zu größeren Störungen führen.
Affektive Störungen (Affektive Transstörungen)
Emotionale Indifferenz
Emotionale Indifferenz liegt vor, wenn nur schwache emotionale Reaktionen auf Reize auftreten. In extremen Fällen ist das Subjekt nicht in der Lage, Emotionen angesichts schrecklicher oder affektgeladener Taten zu zeigen. Betroffene wirken distanziert, zeigen keine emotionalen Reaktionen auf äußere, erfreuliche oder schmerzhafte Ereignisse oder auf die Menschen in ihrer Umgebung. Sie zeigen oft Haltung von Hohn und sozialer Ablehnung. Einige Psychiater haben darauf hingewiesen, dass emotionale Gleichgültigkeit zu sadistischem Sexualverhalten führen kann.
Affektive Abhängigkeit (Dependenz)
Affektive Abhängigkeit tritt auf, wenn eine Person ein unkontrollierbares, kulturell bedingtes Verlangen hat, geliebt und gewollt zu werden. Dies unterscheidet sich vom normalen, legitimen und natürlichen Wunsch nach Zuneigung, da es bis zum Anfall führen kann. Da sich die Betroffenen unsicher fühlen, leiden sie unter Angst und unangemessenen Krisen aus Furcht vor dem Verlust der Zuneigung der sie umgebenden Personen. Eifersucht oder die zwanghafte Anhäufung von Zuneigung aller Partner sind typische Reaktionen abhängiger affektiver Zustände. Dieser Zustand kann pathologische Werte erreichen, wenn er außerhalb der rationalen Kontrolle liegt.
Manisch-depressive Erkrankungen
Gekennzeichnet durch einen zyklischen Wechsel zwischen Phasen der Hyperaktivität und depressiven Phasen. Betroffene wechseln in kurzer Zeit von einem affektiven Zustand zu seinem Gegenteil.
Emotionaler Dyskontrolle
Gekennzeichnet durch eine emotionale Reaktion des Subjekts, die in keinem Verhältnis zum auslösenden Stimulus steht. Dies kann sich in zwei Formen manifestieren:
- Eine alberne, intensive Reaktion auf minimale Reize. In diesem Fall kann der Betroffene Krisen der Freude oder des Weinens nicht vermeiden.
- Eine mangelnde Reaktion auf tiefgreifende, transzendentale Ereignisse. Im zweiten Fall spricht man von emotionaler Indifferenz.