Agrarwirtschaft: Definitionen, Systeme und Praktiken
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Definitionen
Primärer Sektor
Die Gesamtheit der Aktivitäten, die Menschen zur Gewinnung natürlicher Ressourcen ausüben: Landwirtschaft, Viehzucht, Forstwirtschaft, Fischerei und Bergbau.
Landwirtschaftliche Fläche
Entsteht, wenn Menschen den natürlichen Raum verändern, um ihn landwirtschaftlichen, viehwirtschaftlichen oder forstwirtschaftlichen Aktivitäten zu widmen.
Landwirtschaft
Der Anbau von pflanzlichen Produkten zur Gewinnung von Nahrungsmitteln für den menschlichen Verzehr oder von Rohstoffen für die Industrie.
Erntesysteme
Versuchen, die Grenzen der Natur zu korrigieren und die Produktivität zu steigern.
Mieter
Der Eigentümer überlässt die Nutzung des Bodens anderen Landwirten gegen eine feste Zahlung in Geld oder Produkten.
Pächter
Der Eigentümer überlässt die Nutzung des Bodens anderen Landwirten gegen einen Teil der Produktion.
Agrarlandschaft
Definiert sich nach der Art der Technik und dem Ziel der pflanzlichen Erzeugung.
Subsistenzlandwirtschaft
Gekennzeichnet durch archaische Techniken, geringe Produktivität und arbeitsintensive Abhängigkeit von der physischen Umwelt.
Marktlandwirtschaft
Techniken mit hoher Produktivität und moderner Produktion, die vermarktet wird. Entsteht an großen Straßen, in Nordamerika und Häfen. Wird in Europa praktiziert.
Viehzucht
Die Züchtung von Tieren zur Gewinnung verschiedener Produkte.
Holzwirtschaft
Die wirtschaftliche Nutzung der Wälder zur Gewinnung von Produkten.
Forstwirtschaft
Die Pflege der Wälder zur Regeneration und zur Sicherstellung ihrer Erhaltung.
Fischerei
Der Fang von Fischen und anderen Wasserlebewesen als Nahrungsmittel oder zur Verwendung als industrielle Rohstoffe.
Aquakultur
Die Zucht und Haltung von im Wasser lebenden Organismen (Fische, Weichtiere) zu kommerziellen Zwecken. Beispiele sind Süß- und Salzwasserfische wie Barsch, Steinbutt, Aal, Forelle, Karpfen, Brassen und Meeräsche.
Forstprodukte
- Holz
- Kampfer
- Gummi
- Kork
- Zellstoff
- Harz
Erste domestizierte Agrar- und Tierarten
- Hund
- Schafe
- Ziegen
- Getreide
- Flachs
- Hülsenfrüchte
Mittelmeer-Trilogie
- Trauben
- Oliven
- Weizen
2.1 Die landwirtschaftlich genutzte Fläche
Physikalische Faktoren
Hänge, die der Sonne stärker ausgesetzt sind (sonnig), eignen sich besser für den Anbau. Schattenlagen (umbrisch) in der Kälte verhindern die Entwicklung vieler Pflanzenarten. Die Mindesttemperatur beträgt 10 °C; darunter wirkt sie sich negativ auf die Pflanzen aus. Die am besten geeigneten Höhen liegen unter 200 m. Pro 100 m sinkt die Temperatur um 0,6 °C. Die Vegetation hat keine Grenzen bezüglich der Bodenfruchtbarkeit. Die Fruchtbarkeit des Bodens erfordert zwischen 900 und 1200 mm Niederschlag jährlich. Flache Oberflächen erleichtern die Arbeit. Hagel und starker Regen sind schädliche Einflüsse für die Landwirtschaft. Starker Wind schädigt die Ernte. Je dicker der Boden ist, desto mehr Platz haben die Wurzeln. Die Porosität des Bodens erleichtert die Ausbreitung der Wurzeln. Je mehr Sauerstoff und Nährstoffe der Boden enthält, desto besser eignet er sich für den Anbau.
Anbausysteme
Anbausysteme werden nach 3 Aspekten eingeteilt:
A) Verwendung von Wasser:
- Bewässerte Landwirtschaft: Große Mengen an künstlich zugeführtem Wasser. Beispiele: Reis, Obst, Zuckerrüben, Baumwolle, Gemüse.
- Regenfeldbau: Nutzung von Niederschlagswasser, niedrige Investitionen. Beispiele: Mittelmeer-Trilogie, Getreide.
B) Anbau von Pflanzenarten:
- Monokultur: Eine einzige Art (Hafer, Reis, Mais) oder Großgrundbesitz für den Handel.
- Polykultur: Mehrere Arten im selben Raum. Kombinierter Anbau von Getreide, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten. Kleine oder mittlere Größe, für Eigenverbrauch und Überschussverkauf.
C) Bodennutzung:
- Intensive Landwirtschaft: Hohe Investitionen in Ressourcen und Humankapital zur Optimierung der Leistung.
Nach der Produktivität:
- Hohe Produktivität: Reiche Ernte mit wenig Arbeit. Beispiele: Zitrusfrüchte aus Murcia.
- Niedrige Produktivität: Wenig Kapital, viel Arbeit. Beispiele: Asiatische Reisfelder.
- Extensive Landwirtschaft: Geringer Arbeitseinsatz.
Produktivitätsniveaus:
- Hohe Produktivität (modern): Einsatz moderner Technologie. Beispiele: Große amerikanische Farmen.
- Niedrige Produktivität (rudimentär): Rudimentäre Methoden, geringe Ergebnisse. Beispiele: Brandrodung.
4. Viehzucht
A) Investitionen von Kapital und Arbeit:
- Extensive Viehzucht: Niedrige Investitionskosten, geringe Produktivität, großer Flächenbedarf. Beispiele: Rinder, Schafe. Für den Handel in Nordost-Brasilien und Argentinien.
- Intensive Viehzucht: Hohe Investitionen, hohe Produktivität. Beispiele: Rinder und Geflügel in Feuchtgebieten, Schweine. Von der Industrie vermarktet in Kanada, Europa, Neuseeland.
B) Fütterung der Tiere:
- Weidehaltung (kein Feedlot): Tierhaltung im Freien. Tiere ernähren sich von natürlichen Weiden. Extensive Viehzucht für Fleischproduktion in dünn besiedelten Gebieten mit Tränken, Wegen und Zäunen. Beispiele: USA, Mexiko.
- Stallhaltung: Vieh in Ställen, künstlich gefüttert. Intensive Viehzucht mit fortschrittlicher Technologie für höhere Produktivität. Beispiele: USA, Europa.
- Semistallhaltung: Im Sommer im Freien, im Winter im Stall. Intensive Viehzucht. Beispiele: Feuchtgebiete (USA).
C) Mobilität der Tiere:
- Nomadische Viehzucht: Hirten und Vieh sind ständig in Bewegung. Beispiele: Afrika, Zentralasien.
- Transhumanz: Im Sommer in den Bergen, im Winter im Tal und umgekehrt. Im Freien. Beispiele: Mittelmeerländer Europas.
- Sesshafte Viehzucht: Die Tiere bewegen sich nicht.
Spezielle Anbaumethoden:
- Brandrodung (Slash-and-Burn): Land wird gerodet, getrocknet und verbrannt. Die Asche dient als Dünger. Beispiele: Südamerika und Afrika. Extensive Methode.
- Monsun-Landwirtschaft in Asien: Getreide wird gepflanzt, das Land gepflügt und überflutet. Enten werden zur Insektenbekämpfung eingesetzt. Reis wird gepflanzt und geerntet.