Ägyptische Kunst und Architektur: Von Mastaba bis Tempel

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Die Kunst und Architektur des Alten Ägypten

Die ägyptische Zivilisation entstand rund um das vierte Jahrtausend v. Chr. Die Kunst Ägyptens diente dem theokratischen System und der Macht des Pharaos, der als lebendiger Gott verehrt wurde. Die ägyptische Kunst wurde über Generationen hinweg konstant weitergegeben und stand im Dienst der theokratischen Herrschaft.

Bestattungsarchitektur: Die Herrschaft der Geraden

Die Bestattungsarchitektur Ägyptens ist durch eine geradlinige, **architravierte** Bauweise gekennzeichnet, die die ägyptische Skyline dominierte. Während Wohngebäude aus Lehmziegeln errichtet wurden, nutzte man für Tempel und Bestattungsbauten Stein. Die Stützen und Säulen wurden durch die natürlichen Ressourcen inspiriert und wiesen verschiedene Kapitelle auf:

  • Papyrusförmig (papyriform)
  • Lotusförmig (lotiform)
  • Palmenförmig (palmiform)
  • Hathor-Kapitelle

1. Die Mastaba: Das einfache Urgrab

Das erste Bestattungsgebäude war die einfache **Mastaba**. Diese Grabanlage war in der Regel rechteckig, manchmal quadratisch, und hatte eine stumpf-pyramidale Form. Sie wurde aus Lehmziegeln (Adobe) errichtet und bestand aus einer unterirdischen Grabkammer (durch einen Schacht zugänglich) und einer oberirdischen Kapelle für den Totenkult.

2. Die Pyramide: Monumentaler Ausdruck des Totenkults

Die Entwicklung von der Mastaba führte zur **Stufenpyramide**, die als Überlagerung mehrerer Mastabas entstand. Diese monumentale Bestattungsform entwickelte sich weiter zur echten Pyramide (dreieckige Form mit quadratischer Basis). Die Grabkammer befand sich im Inneren, oft mit komplexen Zugangswegen. An der Ostseite der Pyramide war stets ein Tempel angeschlossen.

3. Das Hypogäum: Felsengräber des Neuen Reiches

Die dritte Hauptform der Bestattungsarchitektur ist das **Hypogäum**. Dies sind unterirdische Felsengräber, die in die Berge gehauen wurden. Sie wurden hauptsächlich im Mittleren und Neuen Reich verwendet, da sie mehr Sicherheit für die Mumie boten. Die Anlage ist längs ausgerichtet, aber nicht immer symmetrisch zur Achse. Die Struktur der Pharaonengräber umfasste:

  • Eine oder mehrere Gebetskammern
  • Kommunikationspassagen
  • Scheinkammern
  • Die eigentliche Grabkammer

Religiöse Architektur: Der Ägyptische Tempel

Anfänglich war der Bau religiöser Stätten eng mit der Bestattungsarchitektur verbunden. Im Neuen Reich wurden die Tempel jedoch unabhängig und die architravierte Bauweise setzte sich durch. Der Tempel diente dem kollektiven Ritus, war längs ausgerichtet und streng symmetrisch. Er beherbergte die Statue der Gottheit und war nur für Priester und den Pharao zugänglich. Die Höhe der Räume nahm allmählich ab, begleitet von einer schrittweisen Reduzierung des Lichteinfalls, was die Heiligkeit des Ortes betonte. Wichtige Beispiele aus dem Neuen Reich sind Karnak und Luxor.

Die Struktur eines ägyptischen Tempels bestand aus:

  1. Obelisk
  2. Sphingenallee
  3. Pylon (fungiert als Fassade des Tempels)
  4. Hypäthralhof (der einzige Ort, der dem Volk zugänglich war)
  5. Säulenhalle (Hypostyl)
  6. Sanktuarium / Cella (der heiligste Raum)

Der Speos: Der Felsentempel

Der **Speos** ist ein Felsentempel, der in den Berg gehauen wurde, aber nicht vollständig unterirdisch liegt. Er zeichnet sich durch eine monumentale Fassade aus. Herausragende Beispiele sind der Große Speos von Ramses II. in Abu Simbel und der Kleine Speos, der Nefertari gewidmet ist.

Der Hemispeos: Halb-Felsentempel

Der **Hemispeos** ist ein teilweise ausgegrabener Tempel, der sowohl einen in den Felsen gehauenen Teil als auch einen offenen, im Freien liegenden Teil besitzt. Ein wichtiges Beispiel für einen Hemispeos ist der Totentempel der Pharaonin Hatschepsut.

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