Analyse: Albéniz' 'Corpus Christi in Sevilla'
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Analyse: Albéniz' "Corpus Christi in Sevilla"
Rhythmus
Der Rhythmus ist binär, regelmäßig und konstant im 2/4-Takt, wobei die Viertelnote die Zählzeiteinheit bildet. Tempobezeichnung: Allegro grazioso, mäßig schnell und elegant.
Die rechte Hand spielt die Melodie mit artikulierten Achtelnoten (Picados). Diese werden als Sechzehntelnoten notiert, wobei die Hälfte des Wertes als Pause realisiert wird, um einen prägnanten Klang zu erzeugen.
Die Noten der linken Hand setzen mit einer Achtelnote auf dem betonten Taktteil ein, gefolgt von einer Pause für den Rest des jeweiligen Taktes.
Die Zweiunddreißigstelnoten in der Einleitung erscheinen als Arpeggien und haben eine prozessartige Funktion, die an die Melodie von "La Tarara" erinnert.
Melodik
Das Thema, das aus einem sehr populären Lied stammt, dominiert in Abschnitt A. Es weist eine symmetrische Struktur auf. Die Melodie erstreckt sich über 16 Takte. Die Phrasen beginnen oft thetisch und enden auf dem zweiten oder dritten Schlag des Taktes. Die Staccato-Interpretation verleiht dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit und deutet den militärischen Charakter der Prozessionsspitze an.
Das in Oktaven präsentierte Motiv (oder Thema) ist eine sehr feierliche und expressive Melodie.
Die dynamischen Angaben (Nuancen) sind sehr detailliert und verleihen dem Stück eine szenische Dimension. Die Grundtonalität ist a-Moll. Das Stück ist reich an harmonischen Veränderungen, einschließlich Passagen, die Fis-Dur berühren oder darauf basieren.
Textur
Die Textur ist polyphon mit harmonischer Begleitung.
Im Hauptthema erkennt man die Transparenz der Textur Scarlattis, mit leichten Anklängen an dessen Dissonanzbehandlung im Kontrapunkt. Albéniz scheint hier auch den Klang einer Musikkapelle nachzuahmen, die durch die Straßen Sevillas zieht.
Das Erscheinen des Motivs führt zu einer homophonen Behandlung, die auf einer an Chopin erinnernden Harmonik basiert, mit langen Arpeggien und Akkorden, welche die Melodie im tieferen Register unterstützen.
Der Glanz (span. brillo) des Stückes ergibt sich aus der Komplexität der Melodien. Der Klang, den die Melodie annimmt, ist beeindruckend und virtuos.
Klangfarbe (Timbre)
Obwohl das Stück für Klavier instrumentiert ist, werden spezifische klangliche Mittel eingesetzt, um orchestrale Effekte zu erzielen. Die Zweiunddreißigstelnoten in der Einleitung repräsentieren das Schlagen der Trommeln. Das Läuten der Glocken und das geschäftige Treiben der Menschenmenge werden durch Cluster von Sechzehntelnoten dargestellt, die den Klang von Posaunen imitieren. Am Ende überlagert ein Glockenläuten über einem Fis (Note oder Akkord) die Musik und erinnert an die Ruhe der andalusischen Nacht.
Der Klang des Klaviers ist entscheidend für den deskriptiven Charakter des Stückes.
Form
Das Stück ist Teil einer Suite. Es weist eine ABA-Struktur auf, mit einer kurzen Einleitung von acht Takten und einer Coda. Die Wiederholung des A-Teils ist nicht wörtlich, sondern variiert und ausgeschmückt.
Kontext und Interpretation
- Stil: Deskriptive Musik
- Einordnung: Spanischer Nationalismus
- Gattung: Instrumentalmusik des frühen 20. Jahrhunderts
- Programm: Darstellung der Fronleichnamsprozession (Corpus Christi) in Sevilla
- Komponist: Isaac Albéniz