Analyse von Gabriel García Márquez' 'Chronik eines angekündigten Todes': Handlung, Charaktere und Themen
Eingeordnet in Sprache und Philologie
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 4,9 KB
Analyse von Gabriel García Márquez' "Chronik eines angekündigten Todes"
Erzählstruktur und Handlungsverlauf
Die Handlung von Chronik eines angekündigten Todes entfaltet sich in einer Abfolge von Hochzeit, Verbrechen, Verfolgung, Rache und Tod.
Teil 1: Der angekündigte Tod
Der erste Teil konzentriert sich auf den Einsatz journalistischer Mittel, um zu beleuchten, wer wann was wusste und welche Folgen dies hatte. Zentrale Themen sind die Ironie von Gewalt und Ehre.
Teil 2: Die Rückkehr der Braut
Parallel zum ersten Teil wird die Situation gespalten dargestellt. Die Geschichte endet in Hochspannung, geprägt von der Rückkehr der Braut. Themen dieses Abschnitts sind der Außenseiter (Bayardo), Jungfräulichkeit, Ehre und Gewalt.
Teil 3: Das Attentat und die Vicario-Brüder
Dieser Teil erzählt die Umstände, die zum Mord führten. Die Hauptfiguren sind die Vicario-Brüder. Das zentrale Thema ist die erzwungene Rache.
Teil 4: Obduktion und Beerdigung
Die Obduktion und Beerdigung von Santiago Nasar markieren die ersten Schritte zum Ende des Romans, insbesondere im Hinblick auf literarische Motive wie die Wiedervereinigung von Bayardo und Angela. Themen sind das kriminelle Motiv (der Vicario-Brüder), das melodramatische Thema der Wiedervereinigung und die Hyperbolisierung von Situationen (Autopsie).
Teil 5: Verfolgung und Tod von Santiago Nasar
Dieser Abschnitt beschreibt die Verfolgung und den Tod von Santiago Nasar. Themen sind die Erwartung und die öffentliche Kreuzigung.
Zentrale Themen des Werkes
A) Gewalt
- Sozial: Die Vicario-Brüder müssen die Familienehre rächen, getrieben von einem Willen, dem sie nicht widersprechen können.
- Individuell: Santiago Nasar, in Gewalt und Waffen geschult, verkörpert eine Verbindung zu Macht und Gewalt. Sein Ende entspricht seiner Art zu sein und zu leben.
- National: Es gibt Referenzen zu Bürgerkriegen, die das Land durchgemacht hat.
B) Religion
Religion erscheint im gesamten Roman. Es ist ein fetischistischer Glaube an Wunder.
C) Schicksal
Es ist eine blinde Kraft, eine Verkettung unglücklicher Umstände, die Santiago Nasar zum Verhängnis wird.
D) Humor
Er dient als Mittel zur Entzauberung der Gewalt.
E) Liebe
Liebe wird als Leidenschaft und Erotik dargestellt.
Charakteranalyse
Die Charaktere werden oft indirekt durch die Stimme des Erzählers oder anderer Charaktere beschrieben.
1. Santiago Nasar
Er ist der von Angela beschuldigte und ermordete Protagonist. Er gehört der arabischen Gemeinschaft an, ist ein reicher, junger, machistischer Playboy. Ihm gegenüber gibt es eine Mischung aus Ablehnung und Zuneigung.
2. Angela Vicario
Sie ist die Schlüsselfigur im Konflikt. Eine Figur von großer Kraft und Leidenschaft, die sich aus anfänglicher Hilflosigkeit zu einer enormen Stärke entwickelt, um dem Konflikt zu begegnen.
3. Bayardo San Román
Er wird als Figur des Aufstiegs und Niedergangs beschrieben. Seine Überheblichkeit gegenüber Angela (Verschwendung von Macht und Reichtum) wird als Spott und Empörung eines grausamen Ehemanns wahrgenommen. Mit innerer Leidenschaft widersteht er der Schande, trotzt dem Lauf der Zeit und kehrt zu ihr zurück, mit all den Liebesbriefen ungeöffnet.
4. Die Vicario-Brüder
Sie sind Marionetten im Dienste der Handlung. Sie kündigen das Gewaltverbrechen an, repräsentieren aber auch die Angst und Schuld, die mit der Verpflichtung zur Rache einhergehen, um die Familienehre zu wahren. Sie sind sowohl Täter als auch Opfer von Angela und Bayardo. Sie sind die eigentlichen Opfer der gesellschaftlichen Erwartungen.
5. Die Zeugen
Sie erhalten eine Stimme durch den Erzähler, dessen Funktion es ist, Informationen zu liefern und die Beteiligten zu unterstützen (z.B. Lázaro Aponte, Clotilde Armenta, Victoria Guzmán, Plácida Linero).
6. Die Bevölkerung
Sie sind durch ihre Passivität und ihren Wunsch, sich nicht einzumischen, mitschuldig an der Tragödie.
Die Charaktere werden nicht nur durch ihre individuellen Eigenschaften, sondern auch durch ihre soziale Stellung und ihr Umfeld definiert. Der Erzähler fungiert als Chronist, der die Ereignisse aus der Sicht des Autors darstellt und dabei eine hyperbolische Akkumulation von Daten verwendet, die oft komisch und lächerlich wirkt.