Analyse: Jovellanos' Bericht zum Agrargesetz Spaniens

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Analyse: Jovellanos' Bericht zum Agrargesetz

Wir stehen vor einem historischen und literarischen Text, da es sich um einen Bericht über die Lage der Landwirtschaft in Spanien handelt.

Dieser Text stammt vom 16. April 1794 aus Madrid.

Historischer Kontext: Spanien im Zeitalter der Aufklärung

Karl III. war ein König der aufgeklärten Reformen, sogenannter Reformen von oben. Es war der erste Versuch, die Monarchie zu modernisieren, um die Leistungsfähigkeit des Staates zu erhöhen und das Gemeinwohl zu fördern. Die Aufklärung ist eine große kulturelle Bewegung, die sich in Europa entwickelte, und ihre Ideale wurden von allen aufgeklärten Ländern geteilt. Die spanische Aufklärung wies jedoch bestimmte Eigenschaften auf, die sie vom übrigen Europa unterschieden, wie ihr deutlich elitärer Charakter, wodurch die aufklärerischen Ideen nur von einer kleinen Gruppe von Intellektuellen geteilt wurden, sowie ihre ideologische Abhängigkeit von der katholischen Kirche, welche die Inquisition als wirksames Mittel zur Kontrolle und Gewährleistung der moralischen und ideologischen Orthodoxie nutzte.

Die Agrarpolitik Karls III. zielte darauf ab, die landwirtschaftliche Produktion zu erhöhen, den Markt zu vereinheitlichen, eine Schicht wohlhabender Grundbesitzer zu fördern und die Staatseinnahmen durch höhere Abgaben aus der Landwirtschaft zu steigern. Die Herrschaft Karls III. geriet in Schwierigkeiten; ein Beispiel hierfür war der Squillace-Aufstand (1766). Er entwickelte sich ursprünglich in Madrid und breitete sich dann auf andere Städte aus. Der Ursprung lag in steigenden Lebensmittelpreisen, Verboten bezüglich der Kleidung und dem Versuch, die Reformen Karls III. zu stoppen. Das Problem wurde durch die Entlassung des Ministers Squillace, die Bereitstellung von billigem Brot und die Vertreibung der Jesuiten gelöst.

Gaspar Melchor de Jovellanos: Autor und Reformer

Dieser Text wurde von Gaspar Melchor de Jovellanos geschrieben. Ein Mann tiefer reformatorischer Überzeugungen, sehr typisch für die Aufklärer. Die Verteidigung des materiellen Fortschritts des Landes und der Fortschritt in den Wissenschaften waren grundlegende Elemente seines Denkens. Er war der Sohn eines Adligen aus Gijón und promovierte in Kirchenrecht. Er bekleidete mehrere Richterämter und stand in engem Kontakt mit den einflussreichsten Persönlichkeiten der spanischen Aufklärung. Er befasste sich mit verschiedenen literarischen Gattungen, zeichnete sich jedoch besonders durch seine Schriften zu wirtschaftlichen und bildungspolitischen Fragen aus, die von einem beinahe liberalen Geist geprägt waren. Er war Mitglied in verschiedenen Organisationen, einschließlich der Real Sociedad Económica de Amigos del País von Madrid, in deren Auftrag er den Bericht über das Agrargesetz (Informe sobre la Ley Agraria) verfasste, sein wichtigstes Werk. Es erschien während der Herrschaft Karls IV., obwohl der Entwurf des Agrargesetzes (Informe sobre la Ley Agraria) von seinem Vorgänger Karl III. in Auftrag gegeben worden war. Der Bericht kritisiert die übermäßige Anhäufung von Land in totem Besitz (manos muertas), sowohl zivil als auch kirchlich, was er als das größte Problem der spanischen Landwirtschaft ansah. Der Bericht führte dazu, dass er als Jansenist gebrandmarkt und von Manuel Godoy verbannt wurde. Ab 1808 litt er unter den Missverständnissen und Wirren des Unabhängigkeitskrieges.

Adressaten des Berichts

Der Text richtete sich an die Monarchie und den Rat von Kastilien.

Analysemethode des Textes

Es gibt verschiedene Methoden zur Textanalyse. Im Folgenden wird die Methode der logischen Gruppierung von Ideen angewendet, da sie eine klarere Unterscheidung von Haupt- und Nebenideen im Text ermöglicht.

Kernpunkte des Berichts von Jovellanos

1. Landwirtschaft als wichtiger Wirtschaftszweig

Jovellanos betont, dass die Entwicklung der landwirtschaftlichen Tätigkeit, ihrer Produktivität und Produktion von zahlreichen technologischen Veränderungen, neuen Anbaumethoden, dem Einsatz von Düngemitteln usw. begleitet werden muss.

2. Auflösung der Mesta und Reform der Viehzucht

Er fordert die Auflösung der Mesta (Vereinigung der Viehzüchter) und eine Reduzierung der Dominanz der Viehzucht. Die Viehzucht, gefördert durch privilegierte Orden, Grundherren und Besitzer großer Herden, stand der Kultivierung von Flächen durch landlose Bauern entgegen.

3. Freigabe des Bodens und faire Regeln

Jovellanos schlägt die Aufhebung der Verordnungen und Satzungen vor, die die Tierhaltung begünstigten, um die Entwicklung der Landwirtschaft unter fairen Regeln zu ermöglichen (z.B. Freiheit des Anbaus und der Einhegung). Dies würde die Entwicklung des Ackerbaus sowie klar definierter Eigentumsrechte fördern.

Diskussion der Agrarproblematik im 18. Jahrhundert

Die Bevölkerung Spaniens wuchs, was zu einem erhöhten Produktionsbedarf führte. Jedoch verschlechterte sich die Versorgungslage ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums und struktureller Probleme in der Landwirtschaft erheblich.

Das größte Hindernis für die landwirtschaftliche Entwicklung war das Eigentumsregime, bei dem der Grundbesitz in den Händen der Privilegierten konzentriert war. Der Besitz war gebunden (amortisiert), d.h., er konnte weder verkauft noch geteilt werden. Die Güter des Adels (Mayorazgos) und des Klerus (Manos Muertas) wurden oft im Wege der Versteigerung verpachtet, wodurch sie erneut in die Hände der Reichen fielen. Die geringe Produktivität der von Kleinbauern bewirtschafteten Flächen führte zu niedrigen Erträgen und wiederkehrenden Versorgungskrisen, wenn auch zeitlich gestreut.

Es wurde neues Land für den Anbau benötigt, da die bestehenden Strukturen einschränkend wirkten und die vorgeschlagenen Reformen die Eigentumsverhältnisse nicht grundlegend änderten. Da die Viehzucht, insbesondere durch die Privilegien der Mesta, ein größeres Gewicht als der Ackerbau hatte, wurden große Flächen als Weideland für Viehzüchter genutzt, die oft nomadischen Gruppen oder lokalen Oligarchien angehörten.

Die Agrarreform unter Karl III.

Die Agrarreform Karls III. umfasste verschiedene Maßnahmen:

  • Feststellung und Förderung technologischer Innovationen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge.
  • Einführung neuer Nutzpflanzen wie Mais und Kartoffeln.
  • Kolonisierung entvölkerter Gebiete.
  • Abschaffung einiger Privilegien der Mesta.
  • Ausführung von Wasserbauprojekten zur Vergrößerung der bewässerten Fläche.
  • Verteilung von kommunalen Ländereien (Pachtland) unter ärmeren Einwohnern.

Kolonisierungsprojekte als Lösungsansatz

Zudem erwies sich die Kolonisierung unbewohnter Gebiete in Andalusien und der Sierra Morena mit flämischen und deutschen katholischen Einwanderern als durchschlagender Erfolg: Zehn Jahre später gab es mehr als 10.000 Bauern in den neu besiedelten Gebieten (Nuevas Poblaciones). Die Neuankömmlinge erhielten ein Grundstück von ca. 50 Fanegas (ein spanisches Flächenmaß) aus königlichen und öffentlichen Ländereien. Neben der Urbarmachung verfolgte man die Absicht, diese Siedlungen zum Ausgangspunkt einer neuen Gesellschaft zu machen, die auf den Prinzipien der Aufklärung basierte.

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