Analyse: 'Das Leben ist ein Traum' von Calderón
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Datierung und Quellen
Einige Gelehrte datieren die Niederschrift des Werkes „Das Leben ist ein Traum“ von Pedro Calderón de la Barca auf das Jahr 1632. Die Uraufführung fand 1634 statt, und es wurde 1635 in zwei Editionen veröffentlicht: als Teil von „Primera parte de comedias de don Pedro Calderón de la Barca“ und in „Parte treinta de comedias de varios autores“.
Das Motiv des Mannes, der eingeschläfert und in einen Palast gebracht wird, um ihn glauben zu machen, er sei ein König, stammt aus orientalischer Tradition. Auch die Vorhersage des Unglücks, das ein Mensch verursachen wird, hat Wurzeln in der östlichen Literatur. In der griechischen Tradition wird Ödipus dem Tod überantwortet, um die Erfüllung eines Orakelspruchs zu verhindern. Die Figur des Sigismund erinnert zudem an die biblische Figur des Moses. Rosauras Geschichte basiert auf dem traditionellen Ehrkonzept.
Themen und Handlung
Es lassen sich zwei Haupthandlungsstränge bzw. Themenkomplexe unterscheiden:
Haupthandlung: Sigismund
- Sigismunds Prüfung des Lebens als Traum
- Die Macht des freien Willens gegenüber dem Schicksal
- Bildung und Selbsterkenntnis
- Die Läuterung des Prinzen
Nebenhandlung: Rosaura
- Die Wiederherstellung von Rosauras Ehre
Das Drama der Freiheit: Sigismunds Weg
Das Leben ist ein Traum ist ein Drama über die Freiheit des Menschen. Im Mittelpunkt steht Sigismunds Weg zur vollen Freiheit, der über den Sieg über die Sünde und die Erfahrung der Enttäuschung führt. Die Entwicklung der Hauptfigur beginnt in einem Zustand, in dem er nicht nur physisch unfrei ist, sondern sich auch seiner persönlichen Freiheit nicht bewusst ist. Er muss diese Freiheit durch das Bestehen der ihm auferlegten Prüfungen erlangen.
Calderón zeichnet das Bild eines Menschen, bei dem die Vernunft noch nicht über die Leidenschaften herrscht, was ihn mit der Domäne des Instinkts und dem Mangel an Freiheit verbindet. Als Sigismund im Palast erwacht, stellt er die trügerische Wahrnehmung seiner Sinne infrage, da seine Vernunft ihm sagt, dass dies unmöglich sei. Es soll sich zeigen, ob die Vorhersagen des Schicksals und die Befürchtungen seines Vaters zutreffend oder falsch waren.
Die vollständige Eroberung der Freiheit geschieht nicht sofort. Der Dramatiker erinnert möglicherweise an Platons Höhlengleichnis: Wenn der Mensch aus der Höhle ans Licht tritt, wird er zunächst geblendet und würde die Dunkelheit der Höhle vorziehen. Die Erfahrung der Desengaño (Ent-Täuschung) wird durch seine Rückkehr in den Turm dargestellt. Was er für Realität hielt, erscheint ihm nun wie ein Traum. Die Metapher des Traumes verdeutlicht die Unbeständigkeit und Kürze des menschlichen Lebens, auf das das Erwachen folgt, welches den Tod symbolisiert.
Charaktere im Fokus
Sigismund: Man kann ihn mit dem griechischen Helden Ödipus vergleichen, der für seine Rebellion gegen die Götter verurteilt wurde. Bei Sigismund richtet sich die Rebellion jedoch nicht gegen eine göttliche Macht, sondern gegen seinen Vater. Einige Aspekte Sigismunds erinnern an Hamlet.
Basilio: Er ist die Figur des weisen und intellektuellen Königs. Seine Figur hat eine doppelte Rolle: Als König und Verkörperung der Macht steht er vor dem politischen und ethischen Problem der Thronfolge. Als Intellektueller ringt er mit dem komplexen Thema des freien Willens gegenüber der Macht des Schicksals.
Clotaldo: Der Erzieher Sigismunds. Seine Zweifel, seine Loyalität gegenüber dem König trotz der Furcht, die der Prinz ihm einflößt, und sein Respekt vor Astolfo, obwohl dieser Rosaura beleidigt hat, zeigen, dass er keine flache Figur ist.
Rosaura: In ihr vereinen sich verschiedene Motive: die ehrbare Frau, die als Mann verkleidet um die Liebe eines Mannes kämpft. Sie ist die Tochter aus einer außerehelichen Beziehung und kommt, um ein erlittenes Unrecht zu rächen. Sie repräsentiert somit sowohl Scham als auch Begehren.
Strukturelle Merkmale
Die interne Struktur des Werkes ist besonders sorgfältig gestaltet. Die Geschichte wird nicht chronologisch präsentiert, sondern beginnt in medias res. Zudem hat Calderón zwei verschiedene Handlungsstränge miteinander verwoben.