Analyse: Realismus, Poesie und Hauptthemen in Lorcas 'Bernarda Alba'
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Realismus und Poesie in Lorcas Werk
Viele Funktionen und Hinweise in diesem Werk sind der Realität entnommen. Die Verbindung von Realismus und Poesie ist ein zentrales Merkmal des Stücks.
Realistische Elemente nach Akten
Akt I: Starke Präsenz des Alltags
Im ersten Akt kommt Poncia in einem Gespräch überraschend vulgär und prosaisch auf die Szene zu sprechen, in der Brot und Wurst gegessen werden. Weitere Elemente des realistischen Charakters in diesem ersten Akt sind:
- Der Bettler, der um Almosen bittet.
- Das Läuten der Glocken für den Tod von Bernardas Ehemann.
- Die Ankunft des Notars zur Verlesung des Testaments.
- Die Geschichte über Adelaidas Vater.
Akt II: Reduzierte, aber sichtbare Details
Im zweiten Akt reduzieren sich die realistischen Details, aber wir sehen noch immer:
- Das Bild der nähenden Frauen.
- Die Liebeserklärungen.
- Der Besuch des Mannes von der Spitze.
- Die Lieder der Schnitter (Erntehelfer).
- Die schwüle Atmosphäre.
- Die Episode des Porträts oder die Lynchjustiz an der Tochter der La Pona.
Akt III: Verlust der realistischen Stärke
Im dritten Akt verliert der Realismus an Stärke. Realistische Elemente sind hier die Szene der Frauen im Restaurant, das Treffen mit dem Pferd im Stall oder das Bellen der Hunde.
Die Wirklichkeit als Spiegel der Gesellschaft
Die dargestellte Wirklichkeit ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, die uns in das Werk einführt: die strenge Moral, die Fixierung auf den äußeren Schein, die Marginalisierung von Frauen und das ausgeprägte Klassendenken.
Poetische und Magische Elemente
Im Verlauf des Stücks verliert das Werk Realismus zugunsten der Poesie. Alles wird aus einer poetischen Dimension betrachtet, gekennzeichnet durch die Fülle von Metaphern und Bildern in den Reden der Figuren sowie die Struktur des Werkes auf zwei Ebenen (die reale und die imaginäre).
Bereits im ersten Akt werden drei magische, fantastische und poetische Elemente eingeführt:
- Die sternenklare Nacht.
- Die geheimnisvolle Jagd in der Dunkelheit (von Adela, Martirio und María Josefa).
- Die Plastizität des Bildes der alten María Josefa mit dem Lamm in ihren Armen.
Zentrale und Sekundäre Themen in Lorcas Drama
Das Hauptthema: Konflikt zwischen Autorität und Freiheit
Das zentrale Thema des Stücks ist die Konfrontation zwischen einer autoritären, rigiden und konventionellen Moral (repräsentiert durch Bernarda Alba) und dem tiefen Wunsch nach Freiheit. Dieser Konflikt manifestiert sich oft durch unmögliche Liebe (im Fall von drei der fünf Töchter Bernardas) und führt zum Gegensatz zwischen Liebe und Lust, was letztendlich in Frustration und Unglück mündet (exemplifiziert durch Adelas Selbstmord).
Weitere zentrale Motive
Der Autor stattet jede Figur mit individuellen Problemen aus, die die soziale Realität widerspiegeln. Die Charaktere leiden unter der sozialen Unterdrückung, in der sie leben. Das Werk zeigt großes Interesse an der Ehre der Gesellschaft und thematisiert:
- Soziale Ungerechtigkeit.
- Sinnliche Liebe und das menschliche Streben.
- Hass und Neid in zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Die Marginalisierung von Frauen.
Sekundäre Themen und Lorcas Kritik
Sekundäre Themen sind das achtjährige Trauermotiv nach dem Tod des Vaters und die Abwesenheit von Männern im gesamten Stück. Weitere sekundäre Aspekte, die Lorca kritisiert, sind:
- Heuchelei: Die übermäßige Sorge um die Meinung anderer.
- Ehre und soziale Ungerechtigkeit: Lorca prangert soziale Unterschiede, Klassenbewusstsein und den Stolz an, der zu Grausamkeit in gesellschaftlichen Beziehungen führt.
- Die Ausgrenzung von Frauen: Hier werden zwei weibliche Archetypen gegenübergestellt:
Zwei weibliche Vorbilder
- Das Modell der lockeren Sitten (repräsentiert durch Paca la Roseta, die Prostituierte, die Schnitter und die Tochter der La Pona).
- Das auf Anstand basierende Modell (das Bernarda ihren Töchtern auferlegt).