Analyse: Römisches Mosaik aus Empúries

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Formale Analyse

Technik und Material

Es handelt sich um ein Kunstwerk in Mosaiktechnik: Auf einer Mörtelschicht werden farbige Steinchen (Tesserae) eingesetzt. Eine sehr dünne Mörtelschicht darüber schützt die Fugen vor eindringender Feuchtigkeit.

Abhängig von der Größe der einzelnen Mosaiksteinchen unterscheidet man hauptsächlich zwei Arten:

  • Opus sectile: Verwendung unregelmäßig geformter Platten.
  • Opus tessellatum: Verwendung kleiner, würfelförmiger Steinchen (Tesserae).

Bei sehr kleinen Steinchen spricht man von Opus vermiculatum. Dieses Werk verwendet die Technik des Opus vermiculatum. Die Tesserae bestehen aus Glaspaste, verschiedenfarbigen Mineralien, Marmor, kleinen Stücken bemalter Keramik usw.
In diesem Werk finden wir Steine verschiedener Farben und sogar einige Ritzzeichnungen (Graffiti).

Komposition

Die Linie dominiert. Eine schwarze Konturlinie umgibt die Figuren und wurde wahrscheinlich zuerst ausgeführt.
Die Herausforderung bei Mosaiken ist die Darstellung von Raum und Volumen, da Farbabstufungen schwierig sind. Diese Technik erschwert die Darstellung von Licht und Schatten. Die Farbgebung ist oft stark schematisiert; es handelt sich um eine synthetische Kunst.
Unterschiedlich farbige Steinchen erzeugen Zonen von Licht und Schatten, beispielsweise im Faltenwurf (Drapierung) der Kleidung. Letztlich dominieren in dieser Technik die Linie und die Schematisierung.

Volumen und Raum

Volumen wird durch verschiedenfarbige Steinchen angedeutet. Räumliche Tiefe wird erzeugt durch:

  • Überlappung: Eine Figur verdeckt teilweise eine andere.
  • Anordnung: Die Figuren bewegen sich auf einer Ebene; die meisten befinden sich in einem horizontalen Streifen in der Mitte des Werkes.

Es wird versucht, geschlossene Räume innerhalb des Werkes zu schaffen, zum Beispiel durch die Andeutung eines Vordachs, das auf den Betrachter zuzukommen scheint.
Perspektivische Schwächen: Es gibt keine konsequente Zentralperspektive mit einem Fluchtpunkt. Figuren im Hintergrund sind nicht unbedingt kleiner dargestellt als Figuren im Vordergrund.

Farben

Die Farben sind kontrastreich, können aber auch subtil eingesetzt werden. Um die Brillanz der Farben zu erhöhen, wurde eventuell Wachs auf die Oberfläche aufgetragen.

Stilistische Analyse

Das Werk ist sehr detailreich und erzählerisch (anekdotisch). Es zeigt Figuren wie einen Krieger mit Schild, der auf ein Reh zu springen scheint, und einen Diener mit einem Tablett.

Interpretation: Bedeutung und Funktion

Funktion: Dekoration von Böden oder Wänden.

Es gab verschiedene Arten von Mosaiken, je nach Thema und Platzierung:

  1. Bodenteppiche: Bedeckten ganze Böden oder Wandflächen, oft mit Bordüren eingefasst.
  2. Mosaike mit Emblemata: Zentrale Bildfelder (Emblemata) mit figürlichen Darstellungen, oft in der Mitte eines geometrischen Musters platziert.
  3. Hellenistische Mosaike: Inspiriert von griechischen Gemälden (z. B. von Polygnotos, Zeuxis). Sie stellen oft mythologische Szenen oder Kopien berühmter Gemälde dar.
  4. Genremosaike: Darstellung von Szenen des täglichen Lebens.

Unser Mosaik ist ein hellenistisches Mosaik und zugleich ein Emblem (Emblema), da es das zentrale Bildfeld in einem Raum bildete.

Das Thema ist von Euripides' Tragödie inspiriert, die eine Episode vor dem Trojanischen Krieg erzählt: Agamemnon beleidigte die Göttin Artemis, indem er eine ihr heilige Hirschkuh tötete. Daraufhin ließ Artemis den Wind aufhören, sodass die griechische Flotte nicht nach Troja segeln konnte. Der Seher Kalchas verkündete Agamemnon, dass er seine Tochter Iphigenie opfern müsse, um die Göttin zu besänftigen. Doch kurz bevor das Opfer vollzogen werden sollte, erschien Artemis und tauschte Iphigenie gegen eine Hirschkuh aus.

Dargestellte Figuren: Agamemnon, Iphigenie, Odysseus, Kalchas, Menelaos, ein Diener, ein Soldat und die Göttin Artemis.

Dieses Werk schmückte eine Domus (römisches Stadthaus) der Oberschicht in Empúries. Neben Mosaiken gab es weitere Techniken der römischen Wanddekoration (oft als pompejanische Stile bezeichnet):

  1. Inkrustationsstil: Imitation von Marmorplatten und Mauerwerk durch Stuck und Farbe.
  2. Architekturstil: Illusionistische Malerei von Architekturelementen wie Säulen, Ausblicken und Scheinarchitekturen.
  3. Ornamentaler Stil: Wanddekoration mit filigranen Ornamenten, oft mit einem zentralen Landschafts- oder mythologischen Bild.
  4. Illusionsstil (oder Phantasiestil): Kombination der vorherigen Stile, oft mit komplexen, theatralischen Architekturdarstellungen und integrierten Bildern.

Schlussbemerkungen

Mosaike existierten schon früher, aber die Römer perfektionierten die Technik und erzielten bemerkenswerte Ergebnisse. Die Römer waren praktisch veranlagt: Gebäude wurden zweckmäßig und mit verfügbaren Materialien errichtet und anschließend kunstvoll dekoriert.

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