Angeborenes Verhalten beim Menschen: Reflexe, Mimik und AAM

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Erbbedingte (Angeborene) Verhaltensanteile beim Menschen

Ethische Grenzen der Verhaltensforschung

Geplante Kaspar-Hauser-Experimente am Menschen verbieten sich selbstverständlich. Auch führt eine isolierte Aufzucht von Primaten wie Menschen aufgrund fehlender Sozialkontakte zu schweren Verhaltensstörungen. Diese Störungen verfälschen das zu beobachtende Verhalten so stark, dass die Ergebnisse nicht mehr verwertbar sind. Das bedeutet, dass häufig angeborene Verhaltensweisen einfach nicht zur Ausführung gelangen.

Beispiel: Pflegeverhalten

Pflegeverhalten bei Nachwuchs ist angeboren. Isoliert aufgezogene Affen sind jedoch so stark verhaltensgestört, dass sie dieses angeborene Verhalten nicht zeigen.

Beweise für angeborenes Verhalten

Beobachtung an Neugeborenen: Reflexe

Bereits Neugeborene beherrschen komplizierte Reflexe, wie den Saug- und Greifreflex.

Beobachtung von blind und taubblind geborenen Kindern: Ausdrucksverhalten

Das Ausdrucksverhalten (Mimik) wie Lächeln, Schmollen oder Weinen eines taubblind geborenen Kindes, das keine Möglichkeit hatte, auf optischem oder akustischem Weg zu lernen, unterscheidet sich in nichts von der Mimik gesunder Kinder.

Homologe Verhaltensweisen in verschiedenen Kulturen

Gesichtsausdruck und Mimik (z. B. Flirtverhalten und Gesichtsausdrücke bei Freude, Ärger, Ekel, beim Grüßen) sind gleich und beruhen nach Eibl-Eibesfeldt auf derselben Erbinfo (in der DNA = homolog).

Attrappenversuche: Angeborenes Gesichtsschema

Säuglinge fixieren ein normales Gesichtsmuster deutlich länger mit den Augen als ein abstraktes Muster. Dieses Gesichtsschema ist ein angeborener Schlüsselreiz.

Zusammenfassung: Genetische Programmierung

Es handelt sich hierbei um genetisch programmierte Verhaltensweisen. Die Beteiligung eines Lernprozesses kann jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden (z. B. Saugreflex im Mutterleib).

Irenäus Eibl-Eibesfeldt: Verhaltensbiologe

Eibl-Eibesfeldt dokumentierte Verhaltensweisen von Menschen verschiedener Kulturen. Der Vergleich der Verhaltensweisen zeigte, dass Ausdrucksbewegungen des Grüßens, Lachens, Flirtens, der Abwehr und der Verachtung übereinstimmen.

Eibl-Eibesfeldt fand in verschiedenen Kulturen gleiche Elemente des Sozialverhaltens. Dies stellt einen starken Hinweis auf genetisch programmierte Verhaltensweisen dar, da es sehr unwahrscheinlich ist, dass die Verhaltensweisen in den verschiedenen Kulturen übereinstimmend erlernt wurden.

Angeborener Auslösemechanismus (AAM) beim Menschen

Das Kindchenschema

Das Kindchenschema (großer, rundlicher Kopf, vorgewölbte Stirn, Pausbacken, große Augen in der Mitte des Kopfes, weiche & zarte Haut) besitzt Schlüsselreizfunktionen zur Auslösung von Fürsorgeverhalten.

Mann-Frau-Schema (Sekundäre Geschlechtsmerkmale)

Dieses Schema basiert auf sekundären Geschlechtsmerkmalen:

Mann:
  • Breite Schultern, schmale Hüften
  • Kräftiger, kantiger Körperbau
  • Bartwuchs
Frau:
  • Schmale Schultern, breitere Hüften
  • Zierlicher, rundlicher Körperform
  • Ausgeprägte Brust

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