Angusskanäle im Wachsausschmelzverfahren

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Angusskanäle (Gusskanäle)

Der Angusskanal ermöglicht die Verbindung zwischen dem Wachsmodell und dem Gießtiegel. Durch ihn fließt das geschmolzene Metall, um den Hohlraum zu füllen, der nach dem Ausbrennen des Wachses (Wachsausschmelzverfahren) in der Einbettmasse entsteht. Es gibt drei grundlegende Anforderungen:

  • Der Angusskanal muss das Entweichen des geschmolzenen Wachses beim Ausbrennen ermöglichen.
  • Er muss das Fließen des geschmolzenen Metalls in die Form hinein gewährleisten.
  • Das Metall im Angusskanal sollte etwas länger flüssig bleiben als die Legierung, die die Form füllt (Prinzip der gerichteten Erstarrung).

Angusskanäle können aus Metall, Kunststoff oder Wachs bestehen.

Der Angusskanal sollte am voluminösesten Teil des Wachsmodells angesetzt werden, entfernt von feinen Rändern. Oft wird hierfür ein zusätzlicher, nicht-funktionaler Wachshöcker angebracht.

Die Platzierung des Angusskanals sollte sicherstellen, dass das geschmolzene Metall alle Bereiche der Form erreicht, ohne Turbulenzen oder Strömungen in entgegengesetzter Richtung zu erzeugen. Der Angusskanal erleichtert auch die korrekte Positionierung des Modells in der Gussmuffel (Zylinder). Der Anstellwinkel des Angusskanals ist zu beachten; rechte Winkel sowie scharfe Kanten und Ecken sind zu vermeiden.

Einflussfaktoren für Angusskanäle

Dicke des Angusskanals

Der Angusskanal sollte eine ausreichende Dicke haben, um eine möglichst schnelle Füllung der Form zu ermöglichen.

Speiser (Lunkerkammer)

Ein Speiser dient als Reservoir, aus dem während der Abkühlung und Erstarrung Metall nachgesaugt werden kann, um einen dichten, porenfreien Guss (ohne Lunker) zu erhalten. Er wird typischerweise mit einem Abstand von 1 mm oder weniger zur Oberfläche des Wachsmodells platziert. Bei kurzen, dicken Angusskanälen ist ein separater Speiser oft nicht erforderlich, da der Angusskanal selbst diese Funktion übernehmen kann (z. B. bei Einzelkronen).

Länge des Angusskanals

Die Länge wird durch den Abstand des Wachsmodells vom Boden der Gussmuffel bestimmt. Der ideale Abstand beträgt ca. 6 mm und sollte 1 cm nicht überschreiten.

Thermisches Zentrum der Muffel

Eine Gussmuffel wird für eine bestimmte Zeit bei einer festgelegten Temperatur im Ofen vorgewärmt. Nach der Entnahme aus dem Ofen und dem Einsetzen in die Gießmaschine kühlen die äußeren Schichten der Muffel schneller ab als das Zentrum. Im Kern bleibt die Temperatur länger hoch; dieser Bereich wird als thermisches Zentrum bezeichnet. Dieser Bereich schrumpft mit der Zeit außerhalb des Ofens, daher ist es ratsam, unmittelbar nach der Entnahme aus dem Ofen zu gießen. Es ist wichtig, dass die zu gießenden Teile außerhalb des thermischen Zentrums platziert werden, während die Angusskanäle und Speiser innerhalb dieses Zentrums liegen. Wenn der Angusskanal/Speiser in der heißesten Zone liegt, bleibt das Metall dort länger flüssig. Die erstarrenden Gussteile können so Metall nachsaugen, was zu einem dichten Guss ohne Lunker führt.


Alle diese Faktoren stehen in Wechselwirkung. Weitere zu berücksichtigende Aspekte sind die Vorwärmtemperatur der Muffel, die Art der zu gießenden Legierung und der Typ der Einbettmasse.

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