Anleitung: Charakterisierung & Dialoganalyse schreiben

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Anleitung zur Charakterisierung

Grundregeln und richtiges Zitieren

  • Eine Charakterisierung wird immer im Präsens (Gegenwartsform) verfasst.
  • Alle Aussagen über die Figur müssen durch Zitate aus dem Text belegt werden. Man unterscheidet dabei:
  1. Direktes Zitat: Die wörtliche Übernahme einer Textstelle. Beispiel: „Zitat“ (S. X, Z. Y). Dies wird oft für das Aussehen verwendet.
  2. Indirektes Zitat: Die sinngemäße Wiedergabe einer Textstelle. Beispiel: (vgl. S. X, Z. Y). Dies eignet sich für die Beschreibung von Charaktereigenschaften.

Hinweis zu Zeilenangaben: Bezieht sich ein Zitat auf die folgende Zeile, wird ein „f.“ angehängt (z. B. Z. Y f.). Bei mehreren folgenden Zeilen verwendet man „ff.“ (z. B. Z. Y ff.). Alternativ kann der genaue Zeilenbereich angegeben werden: „Z. X-Y“.

Aufbau einer Charakterisierung

Äußere Merkmale

Siehe auch: Personenbeschreibung

  • Grunddaten: Name, Alter, Größe, Herkunft, Geschlecht
  • Erscheinungsbild: Aussehen und besondere Merkmale

Äußere Situation

  • Soziales Umfeld: Beruf, gesellschaftlicher Stand, Familie, Freunde
  • Tätigkeiten: Hobbys und Gewohnheiten
  • Beziehungen: Verhältnis zu anderen Personen (z. B. Partner, Widersacher)

Innere Situation

  • Antriebe: Ziele, Motive, Wünsche, Ängste
  • Konflikte: Innere Zerrissenheit oder Widersprüche
  • Charaktereigenschaften: z. B. ehrgeizig – faul, sozial – asozial, egoistisch – großzügig, naiv – realistisch, friedlich – gewalttätig, ehrlich – hinterhältig
  • Selbst- vs. Fremdbestimmung: Handelt die Figur autonom oder wird sie von äußeren Umständen (z. B. gesellschaftlichen Normen) beeinflusst?
  • Weltbild: Auffällige Ansichten über bestimmte Personen oder gesellschaftliche Schichten

Entwicklung der Figur

  • Verändert sich die Figur im Verlauf der Handlung? (z. B. Änderung von Ansichten, Eigenschaften)
  • Wird ein zentraler Konflikt gelöst oder aufgegeben?
  • Was sind die Ursachen für diese Veränderungen?

Anleitung zur Dialog- und Gesprächsanalyse

Der Aufbau einer Dialog- oder Gesprächsanalyse folgt der klassischen Struktur von Textinterpretationen: Einleitung, Hauptteil und Schluss. Hier ist eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung.

1. Einleitung

Die Einleitung sollte die folgenden W-Fragen beantworten:

  • Thema: Worum geht es in dem Dialog? Was ist das zentrale Thema?
  • Beteiligte: Wer spricht mit wem?
  • Kontext: Wann und wo findet das Gespräch statt?
  • Werk: Wer ist der Autor, wann wurde das Werk veröffentlicht und welcher literarischen Epoche gehört es an?

Falls gefordert (dies sollte vorab mit dem Lehrer geklärt werden), können Sie hier auch eine Deutungsthese aufstellen, die Sie im Hauptteil belegen.

2. Inhaltsangabe

Klären Sie, ob eine kurze Inhaltsangabe des Gesprächs verlangt wird. Fassen Sie darin die wichtigsten Gesprächsinhalte in eigenen Worten zusammen. Für detaillierte Hilfe lesen Sie eine Anleitung zum Schreiben einer Inhaltsangabe.

3. Hauptteil: Analyse und Interpretation

Im Hauptteil erfolgt die eigentliche Analyse. Halten Sie sich dabei an die Grundregel: Vom Allgemeinen zum Speziellen.

Analyseaspekte

  • Einordnung: Wo im Gesamtwerk ist der Dialog angesiedelt (Anfang, Mitte, Ende)?
  • Gesprächsverlauf: Wie entwickelt sich das Gespräch? Gibt es Wendepunkte?
  • Beziehungen der Figuren: Wie ist das Verhältnis der Gesprächspartner zueinander? Wie stellen sie sich selbst dar?
  • Gesprächsstrategie: Verfolgt eine Figur eine bestimmte Strategie?
  • Redeanteile: Wer dominiert das Gespräch? Sind die Redeanteile ausgeglichen?
  • Sprache und Stil: Analysieren Sie die verwendeten rhetorischen Mittel und ihre Wirkung. Achten Sie auf den Satzbau, die Wortwahl (z. B. Fachsprache, Umgangssprache) und Schlüsselwörter der Figuren.
  • Nonverbale Kommunikation: Berücksichtigen Sie auch Regieanweisungen, die oft kursiv gedruckt sind und Aufschluss über Gestik und Mimik geben.

Zusätzliche Interpretationsansätze

  • Kontext: Beziehen Sie epochenspezifische Merkmale, den autobiografischen Hintergrund des Autors oder die Entstehungsumstände des Werks mit ein.
  • Intention: An wen richtet sich der Text und was könnte die Absicht des Autors sein (z. B. Gesellschaftskritik)?

4. Schluss

Der Schlussteil rundet die Analyse ab und fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

  • Zusammenfassung: Welche Bedeutung hat der Dialog für das Gesamtwerk?
  • Erkenntnisse: Welche neuen Einsichten über die Figuren oder die Handlung haben sich ergeben?
  • Bewertung: Wurden die Gesprächsziele der Figuren erreicht? Falls Sie eine These aufgestellt haben, bewerten Sie diese abschließend.
  • Eigene Meinung: Falls erlaubt, können Sie eine begründete eigene Meinung zur Szene äußern.
  • Ausblick: Geben Sie einen kurzen Ausblick, wie die Handlung nach der Szene weitergehen könnte.

Grundlagen: Die 5 Axiome der Kommunikation

Für eine tiefere Analyse kann das Kommunikationsmodell von Paul Watzlawick hilfreich sein. Hier sind seine fünf Axiome:

  1. „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ (Watzlawick 1996, S. 53)
  2. „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist.“ (ebd., S. 56)
  3. „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“ (ebd., S. 61)
  4. „Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler (verbaler) und analoger (non-verbaler) Modalitäten. [...] Analoge Kommunikationen [...] ermangeln aber die für eindeutige Kommunikation erforderliche logische Syntax.“ (ebd., S. 68)
  5. „Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.“ (ebd., S. 70)

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