Antike Griechische Lyrik: Ursprung, Gattungen & Dichter

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Herkunft und Entwicklung der Lyrik

Die Lyrik, benannt nach der Leier, deren Klang sie begleitete, entstand im antiken Griechenland, insbesondere in Kleinasien, während der archaischen Periode (7. Jahrhundert v. Chr.). Ihre Entwicklung ist eng mit der Entstehung der Polis verbunden, da sich folgende Veränderungen ergaben:

  • Die Wirtschaft basierte nicht mehr ausschließlich auf der Landwirtschaft; neue Reichtumsquellen wie Handel und Handwerk entstanden.
  • Neue soziale Schichten forderten mehr Mitspracherecht in den Angelegenheiten der Stadt.
  • Neue gesellschaftliche Ideale traten an die Stelle der Verherrlichung des heroischen Geistes aus dem Epos.

Unter diesen Umständen kam es zu einer Verherrlichung des Individualismus. Die Menschen sangen über Liebe, Freundschaft, Schicksal und die Kürze des Lebens. So entstand eine intimere Form der Poesie, die von einzelnen Autoren verfasst wurde. Ursprünglich waren dies Volkslieder, die im Zusammenhang mit der Götterverehrung standen und zu wichtigen Lebensereignissen wie Geburt, Hochzeit, Tod oder Arbeit gesungen wurden. Diese populären Lieder, Gedichte, wurden von einer Leier begleitet. Unter dem Einfluss der epischen Dichtung erlangten sie zunehmend literarische Würde und eine Regularisierung ihrer Metrik.

Themen und Gattungen der Griechischen Lyrik

Die Themen dieser Poesie bewegen sich im Bereich des Intimen und Persönlichen. Man unterscheidet folgende Untergattungen:

  • Die monodische Lyrik, von einem Solisten vorgetragen (z.B. Sappho, Alkaios).
  • Die Chorlyrik, von einem Chor gesungen (z.B. Pindar).
  • Die jambische Lyrik (z.B. Archilochos).
  • Die elegische Dichtung (z.B. Mimnermos, Solon, Theognis).
  • Die hellenistische Lyrik (z.B. Kallimachos und Theokrit).

Die monodische Lyrik

Die monodische Lyrik wurde hauptsächlich von zwei Dichtern von der Insel Lesbos in Äolien überliefert: Sappho und Alkaios. Diese Form der Poesie zeichnet sich durch ihre Raffinesse aus.

Sappho (7. Jahrhundert v. Chr.)

Die Dichterin widmete ihre Gedichte der Liebe, die sie stets mit Einfachheit, Zärtlichkeit und Leidenschaft ausdrückte. Dazu gehören persönliche und intime Gedichte sowie Epithalamien (Hochzeitslieder). Die meisten ihrer Gedichte sind Frauen gewidmet. Es wird angenommen, dass Sappho einen Kreis junger Mädchen leitete, die sie in Musik, Poesie und der Verehrung der Aphrodite unterrichtete. Sie schrieb im lesbischen Dialekt, den sie mit großer Einfachheit und Perfektion beherrschte. Ihre Gedichte sind in der sogenannten sapphischen Strophe verfasst. Sappho wurde von lateinischen Dichtern wie Catull nachgeahmt. Ihre Liebesdichtung gilt bis heute als zeitlos.

Alkaios (7. Jahrhundert v. Chr.)

Alkaios, ebenfalls von Lesbos, zeigte in seiner Dichtung großes Interesse an der Politik. Er gehörte der lokalen Aristokratie an und bekämpfte die Tyrannei. Er wurde zweimal verbannt. Seine Poesie befasste sich jedoch auch mit Festen, Kämpfen, dem Tod und der Liebe.

Die Chorlyrik

Die Chorlyrik wurde von einem Chor bei gemeinschaftlichen Feierlichkeiten oder kollektiven Veranstaltungen rezitiert.

Pindar von Theben (6.-5. Jahrhundert v. Chr.)

Pindar ist der repräsentativste Vertreter der Chorlyrik. Erhalten sind Gedichte, in denen er die Sieger von Sportspielen lobt, die in verschiedenen Städten Griechenlands stattfanden. Diese Lieder, Epinikien genannt, waren in vier Serien eingeteilt:

  • Olympische Oden: zu Ehren der Sieger in Olympia.
  • Pythische Oden: zu Ehren der Sieger in Delphi.
  • Isthmische Oden: zu Ehren der Sieger in Korinth.
  • Nemeische Oden: feiern die Sieger von Nemea, einer Stadt auf dem Peloponnes.

Die Struktur der Epinikien war typischerweise dreigliedrig:

  • Informationen über die Sieger der Spiele.
  • Sportbezogene Mythen aus der Heimat der Sieger.
  • Schlussfolgerung des Dichters mit moralischen Anmerkungen.

Die Epinikien wurden von einem Chor unter Begleitung von Flöten und Saiteninstrumenten gesungen. Pindars Sprache vermischt mehrere dialektale Elemente mit einem komplexen Stil, in dem nominale Verben oft nur unterstützende Funktion haben.

Die jambische Lyrik

Die jambische Lyrik war oft spöttisch, bissig oder kritisch. Daher war ihre Metrik der gesprochenen Sprache sehr nahe, oft im Jambus oder Trochäus.

Archilochos von Paros (7. Jahrhundert v. Chr.)

Archilochos ist der bedeutendste Vertreter dieses Genres. Er war der uneheliche Sohn eines Adligen von der Insel Paros und verdiente seinen Lebensunterhalt als Söldner. Er verfasste Gedichte, in denen er den heroischen Geist früherer Zeiten verspottete. Er würdigte das 'Hier und Jetzt' und offenbarte offen seine persönlichen Gefühle, seine Lieben und seinen Hass. Er verwendete eine Sprache mit homerischem Einfluss, jedoch ohne dessen erhabenen Stil.

Semonides

Semonides drückte in seiner Dichtung einen absoluten Pessimismus aus. Themen sind die Ohnmacht des Menschen, die Vergeblichkeit menschlicher Hoffnung und die Gewissheit des allgegenwärtigen Schmerzes. Sein umfangreichstes erhaltenes Werk ist der Jambus über die Frauen.

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