Antike & Mittelalterliche Literatur: Ein Überblick

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Überblick: Antike & Mittelalterliche Literatur

Griechische & Lateinische Literatur (Antike)

Griechische Lyrik (8.-4. Jh. v. Chr.)

Die griechische Lyrik befasst sich mit Gefühlen. Man unterscheidet zwei Arten:

  • Chorlyrik: Gedichte, die von einem Chor gesungen werden. Ihr größter Vertreter ist Pindar, berühmt für seine Gedichte zu Ehren der Olympiasieger.
  • Einzellyrik: Kurze Gedichte für den Einzelvortrag. Sappho war die bedeutendste Dichterin und wurde in der Antike viel gelesen. Anakreon widmete seine Gedichte dem Wein, der Jugend und den Freuden der Liebe.

Griechisches Epos (Narrativ)

Das Epos wurde durch umherziehende Dichter verbreitet. Die antike Mythologie ist eine Sammlung von Legenden und Geschichten mit religiösem Hintergrund, Göttern und Helden. Die Ilias, in 24 Gesänge unterteilt, erzählt vom letzten Jahr des zehnjährigen Trojanischen Krieges.

Griechische Prosa

Viele Werke wurden im Mittelalter gesammelt. Beispiele sind Äsops Fabeln, die in Werken wie El Conde Lucanor oder dem Libro de buen amor von Juan Ruiz, Erzpriester von Hita, aufgegriffen wurden.

Philosophie

Griechenland ist der Geburtsort der Philosophie. Griechische Denker nutzten die Prosa. Sokrates selbst schrieb keine Werke, aber sein Denken ist uns durch seine Schüler überliefert, insbesondere durch Platon und dessen Werke wie Das Gastmahl oder Der Staat. Aristoteles verfasste die Poetik, eine literaturtheoretische Abhandlung, die im Mittelalter sehr einflussreich war.

Wissenschaft & Medizin

Hippokrates, der berühmte Arzt, gilt als Vater der Medizin und wird mit verschiedenen wissenschaftlichen Abhandlungen in Verbindung gebracht.

Rhetorik (Redekunst)

In Griechenland legte man großen Wert auf die Redekunst (Rhetorik). Demosthenes gilt als der herausragendste Redner.

Geschichtsschreibung

In der Geschichtsschreibung haben wir Herodot, der als 'Vater der Geschichtsschreibung' gilt. Er verfasste seine Historien in neun Büchern, die auch die Nachbarländer Griechenlands behandeln.

Griechisches Theater (ab Ende 6. Jh. v. Chr.)

Entstand Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. Ziel war die Reflexion über menschliche Probleme (Katharsis). Themen waren oft Leiden und Tod.

Wichtige Autoren:

  • Aischylos: Der gefesselte Prometheus, Die Perser, Sieben gegen Theben.
  • Sophokles (der Klassiker): Erhöhte die Anzahl der Schauspieler von zwei auf drei; seine Charaktere sind menschlicher. Werke: Antigone, König Ödipus, Elektra.
  • Euripides: Medea, Die Troerinnen, Orestes.

Lateinische Literatur (Rom)

Die Römer errichteten das mächtigste Reich der Antike, wurden aber kulturell stark von Griechenland beeinflusst. Hauptthemen sind daher die Geschichte Roms, das Nationalepos und die Mythologie. Wichtige Gattungen sind Epos, Lyrik, Prosa und Komödie.

Lateinisches Epos

Entwicklung des lateinischen Epos:

  1. Periode (ab 2. Jh. v. Chr.): Assimilation griechischer Formen.
  2. Periode (bis 4. Jh. n. Chr.): Entwicklung eigener Versformen.

Autoren:

  • Vergil mit der Aeneis: Funktion ist die Erzählung der Gründungsgeschichte Roms zur Verherrlichung Roms und der Römer. Entstand im Auftrag von Kaiser Augustus. Das Werk zeichnet sich durch poetische Stilmittel aus und besteht aus zwei Teilen: Der erste erzählt, wie Aeneas der Zerstörung Trojas entkommt, der zweite beschreibt Aeneas' Kämpfe in Italien. Vergil galt als Nationaldichter, sein Werk beeinflusste Mittelalter und Renaissance stark.
  • Ovid mit den Metamorphosen: Thema sind mythologische Verwandlungssagen (ca. 250 Mythen). Nutzt Fantasie und spielerische Elemente. Chronologische Anordnung von der Entstehung des Kosmos bis zur Vergöttlichung Julius Caesars. Viele Mythen wurden dadurch überliefert (z.B. Orpheus, Narziss).
  • Lucan mit Pharsalia (oder De bello civili): Rein historisches Epos über den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius, geprägt von Rhetorik und Leidenschaft.

Lateinische Lyrik

Themen: Liebe, Bukolik (idyllisches Landleben), Satire.

Wichtige Autoren:

  • Catull: kurze Liebesgedichte, intime Themen.
  • Martial: soziale Satiren, Epigramme.
  • Horaz: Vielfalt an Themen, Oden.
  • Ovid: Amores (Elegien), im Exil verfasste Klagelieder wie Tristia.

Lateinische Prosa

Die Römer nutzten Geschichtsschreibung als politisches Werkzeug und zur Rechtfertigung ihrer Vorherrschaft. Die Rhetorik (Redekunst) wurde von den Griechen übernommen; fast alle großen römischen Autoren durchliefen eine rhetorische Ausbildung.

Autoren:

  • Julius Caesar: De bello Gallico (Der Gallische Krieg), De bello civili (Der Bürgerkrieg): Prosa von hoher Qualität, Präzision und Eleganz; verbindet Erzählung mit der Darlegung politischen Denkens.
  • Sallust (gilt als erster großer römischer Historiker): Energetischer Stil mit kurzen Sätzen und Antithesen.
  • Livius: Widmete sein Leben der Abfassung der Geschichte Roms von der Gründung an (Ab urbe condita).
  • Tacitus: Erzählt in seinen Werken (Annalen, Historien) die Geschichte Roms im 1. Jahrhundert n. Chr.

Lateinische Komödie & Tragödie

Starker griechischer Einfluss. Wurde in Versen verfasst und teilweise mit Musikbegleitung aufgeführt. Weiterentwicklung von Mimus (mit Text) und Pantomimus (ohne Text). Oft sprechen griechische Charaktere Latein.

Autoren:

  • Seneca (schrieb Tragödien nach griechischem Vorbild): Troades, Oedipus, Phaedra, Medea.
  • Terenz (Komödie): Hecyra (Die Schwiegermutter), Adelphoe (Die Brüder).
  • Plautus (Komödie): Miles Gloriosus (Der prahlerische Soldat).

Das Epos im Mittelalter

Das Mittelalter gilt als das goldene Zeitalter des Epos. In den neu entstehenden europäischen Kulturen verbreiteten sich Heldengesänge, die den Taten adliger Ritter gewidmet waren. Sie entstanden oft aus dem Wunsch der Völker Europas, eine nationale Identität zu schaffen.

Formen des Mittelalterlichen Epos

  • Germanisches Epos: Hauptwerk ist das Nibelungenlied, das die Abenteuer des Helden Siegfried erzählt. Ältestes erhaltenes Werk ist das Hildebrandslied (8. Jh.).
  • Französisches Epos (Chanson de Geste): Ältestes und bekanntestes Werk ist das Rolandslied, inspiriert von einer Niederlage der Krieger Karls des Großen (Vorbild des christlichen Königs). Merkmale: Legendäre Verformung historischer Ereignisse, detaillierte Beschreibungen von Schlachten und Kleidung, meist regelmäßige Verse mit Endreim.
  • Spanisches Mittelalterliches Epos (Cantar de Gesta): Merkmale: Unregelmäßige Verse (ca. 14-16 Silben), unterteilt in zwei Halbverse; Assonanzreim; Dominanz von Realismus und Historizität; häufige Verwendung von Verben und schmückenden Beiwörtern (Epitheta). Wichtige kastilische Epen: Cantar de Mio Cid, Cantar de los Siete Infantes de Lara, Mocedades de Rodrigo (erzählt die Jugend des Cid), Cantar del Cerco de Zamora.

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