Antike Wunder & Mittelalterliche Kunst: Kolosseum, Pantheon, Portikus
Eingeordnet in Religion
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 7,39 KB
Das Kolosseum: Ein Symbol Römischer Macht
Das Kolosseum ist ein imposantes Gebäude, das für etwa 50.000 Zuschauer konzipiert wurde. Es wurde auf dem Gelände eines künstlichen Sees errichtet, der zuvor Teil von Neros Domus Aurea war und nach dessen Tod trockengelegt wurde. Als Akt der Propaganda wurde es „Kolosseum“ genannt, da sich in unmittelbarer Nähe eine kolossale Statue Neros (dargestellt als der Gott Helios) befand, die dem Bauwerk seinen Namen gab.
Die gestufte Struktur des Kolosseums zeichnet sich durch verschiedene Abschnitte von Bögen aus, die die unterschiedlichen Höhen der Tribünen stützen. Die Fassade nutzte das Prinzip des Bogens und der Interkolumniation. Die unterste Ebene zeigt toskanische Säulen, die zweite Ebene ionische, die dritte korinthische und die vierte, oberste Ebene, komposite Pilaster. Obwohl ein Großteil der ursprünglichen Fassade im Laufe der Jahrhunderte verloren ging, wurden die Tribünen durch diese Bogenkonstruktion getragen. Es wird angenommen, dass die Fassaden ursprünglich mit Skulpturen geschmückt waren.
Das Pantheon: Tempel Aller Götter in Rom
Der Architekt des Pantheons ist unbekannt. Es wird jedoch angenommen, dass Apollodor von Damaskus das Goldene Projekt und den Bau von Trajans Forum und Markt entwickelte.
Dieser Tempel wurde unter der Herrschaft Kaiser Hadrians erbaut, einem Liebhaber der Kunst und der griechischen Kultur. Hadrian, bekannt für seine liberalen Ansichten, weihte diesen Tempel einer Friedensperiode und allen Göttern Roms sowie der Stadt selbst. Das Pantheon ist ein Zeugnis römischer Ingenieurskunst und Spiritualität.
Architektur und Design des Pantheons
Das Pantheon präsentiert einen eher konventionellen oktastylen Portikus (Vorhalle) mit korinthischen Säulen aus Marmor und Granit sowie verschiedenen Kapitellen. Es verfügt über ein Gebälk mit Architrav, einem Fries (ursprünglich mit epigraphischer Dekoration) und einem relativ großen Giebelfeld, das möglicherweise dekoriert war. Die Inschrift auf dem Fries, die Marcus Agrippa nennt, ist bis heute erhalten.
Der Hauptbau ist ein beeindruckender Rundbau, der eine gewaltige Kuppel trägt. Die Säulen des Portikus dienen nicht nur der Zierde, sondern tragen auch zur Stabilität bei. Die Vorhalle ist in drei Bereiche unterteilt, wobei der mittlere der größte ist. Der zylindrische Bau des Pantheons ist von einer Basis aus Säulen und architravierten Kapellen umgeben. Das Gewicht der Kuppel wird hauptsächlich von massiven Pfeilern getragen, nicht von den Säulen.
Die Kuppel, einst aus vergoldeter Bronze, war ein Wunderwerk ihrer Zeit. Das Oculus, ein rundes Fenster von etwa 9 Fuß (ca. 2,7 Meter) Durchmesser in der Kuppelmitte, beleuchtet das Innere und symbolisiert den Blick zum Himmel über Rom. Das Baumaterial umfasste Marmor in verschiedenen Farben, darunter Porphyr, der aus Ägypten importiert wurde. Im Inneren wechseln sich Säulen mit Nischen ab, die einst Statuen der Götter des römischen Pantheons beherbergten.
Obwohl die Säulen den Eindruck erwecken, die Kuppel zu stützen, sind es tatsächlich die verborgenen Strebepfeiler, die das immense Gewicht tragen. Auf dem ursprünglichen Gebälk befand sich eine zweite Ebene, die wie Fenster oder Balkone wirkte und einen Blick nach außen ermöglichte. Die gigantische Kuppel stellt die Himmelskugel dar. Um diesem großen Denkmal Leichtigkeit zu verleihen, wurde Opus caementicium (römischer Beton) verwendet und eine Kassettendecke konstruiert, die das Gewicht reduziert und den Himmel mit Sternen symbolisiert.
Das Gebäude umschließt eine perfekte Kugel von 43,5 Metern Durchmesser. Das Quadrat symbolisiert die irdische Form, während der Kreis die perfekte, unendliche Form darstellt, die das Göttliche repräsentiert.
Der Portico de la Gloria: Meisterwerk der Romanik
Der Portico de la Gloria (Portal der Herrlichkeit) der Kathedrale von Santiago de Compostela stellt das himmlische Jerusalem dar. Er markiert einen bedeutenden Übergang von der romanischen zur gotischen Skulptur. Einige Kunsthistoriker betrachten ihn als das letzte große Werk der spanischen Romanik, während andere ihn als den Beginn der Gotik sehen. Er wurde von Meister Mateo im 12. Jahrhundert, etwa zwischen 1168 und 1188, geschaffen.
Struktur und Ikonografie des Portals
Das Portal besteht aus drei Bögen, die dem basilikalen Charakter der Kirche entsprechen, wobei das Mittelschiff höher und breiter ist als die Seitenschiffe.
Der Mittelbogen wird von einem riesigen, reich verzierten Tympanon gekrönt, das von einem Mittelpfeiler mit vier Säulen getragen wird. Die Dekoration des Tympanons folgt einem spezifischen ikonografischen Programm: Im Zentrum thront das heitere Antlitz Christi, umgeben vom Tetramorph. Die Evangelisten sind beim Schreiben ihrer Bücher dargestellt:
- Lukas mit dem Stier
- Markus mit dem Löwen
- Johannes mit dem Adler
- Matthäus, der einzige, der nicht in seiner üblichen Darstellung als Mensch erscheint, sondern mit einer Kiste, die auf sein früheres Zöllneramt hinweist.
Unterhalb des Kopfes Jesu im Tympanon befinden sich zwei Engel. Die Archivolten des Tympanons sind mit Königen und Musikern in Hochrelief verziert, deren Stil bereits stärker der Gotik als der Romanik zuzuordnen ist.
Unterhalb der Christusfigur, am Mittelpfeiler, befindet sich die sitzende Statue des Apostels Jakobus des Älteren. Er hält eine Hand auf seinem Pilgerstab und in der anderen eine Schriftrolle mit einer Inschrift, die den Betrachter zum Eingang des Tempels weist. Die Skulptur ist fast vollplastisch ausgeführt. Der Stuhl, auf dem der Apostel ruht, steht auf einem Marmorkapitell, das die Heilige Dreifaltigkeit darstellt.
An den seitlichen Pfosten sind die Skulpturen der Apostel angebracht. Die Haltung der Figuren ist völlig neuartig, sehr ausdrucksstark und natürlich. Die Füße bilden eine Zick-Zack-Komposition. Ursprünglich waren die Skulpturen farbig gefasst, um eine größere Realitätsnähe zu erzielen. An den anderen Pfosten finden sich vier Statuen von Propheten:
- Moses mit den Gesetzestafeln
- Jesaja mit einer Mütze auf dem Kopf
- Daniel
- Jeremias mit lächelndem Gesicht und langem Bart
Die beiden seitlichen Bögen zeigen Darstellungen aus dem Paradies, darunter Adam und Eva sowie die Gefangenschaft der Stämme Israels, während auf der anderen Seite Szenen des Jüngsten Gerichts zu sehen sind.
Meister Mateo und seine Werkstatt
Ein Werk dieser Größe konnte nicht von einem einzelnen Künstler geschaffen werden, sondern entstand in einer Werkstatt, die von Meister Mateo geleitet wurde. Qualitätsunterschiede sind in vielen Teilen erkennbar: Während der Pantokrator (Christus als Weltenherrscher) und die Säulenstatuen Meister Mateo zugeschrieben werden, scheinen die Engel und Evangelisten des Tympanons das Werk seiner Schüler zu sein.
Meister Mateos Selbstporträt findet sich ebenfalls im Portikus, kniend vor dem Altar der Kathedrale. Der Portico de la Gloria und der Stil Meister Mateos beeinflussten maßgeblich die Entwicklung hin zum Naturalismus in der spanischen Romanik des 12. und 13. Jahrhunderts.