Arbeiterbewegung in Spanien: Marxismus vs. Anarchismus

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Harte Arbeit & Soziale Konflikte

Die harten Arbeitsbedingungen während der Industrialisierung verschärften soziale Konflikte und Spannungen in Spanien. Dies äußerte sich in kontinuierlichen Streiks und gewaltsamen Protesten gegen die Ausbeutung durch die besitzenden Klassen. Die Regierung reagierte auf die Forderungen mit einer Mischung aus harter Repression, oft unter blutigem Einsatz der Armee und der Guardia Civil, und zaghaften sozialen Maßnahmen. Beispiele hierfür sind die Einführung der Acht-Stunden-Schicht per Gesetz (1919), die jedoch oft unzureichend umgesetzt wurde, und die Gründung des Instituto Nacional de Previsión (Nationales Vorsorgeinstitut, 1908).

Geburt der Spanischen Arbeiterbewegung

Zur Verteidigung gegen die Ausbeutung durch die Unternehmer entstand die Arbeiterbewegung. Sie kämpfte an zwei Fronten:

  • Gewerkschaftlich: Für bessere Arbeitsbedingungen durch Gewerkschaften.
  • Politisch: Für Einfluss auf den Staat, sowohl auf legalem Weg (Wahlen) als auch durch revolutionäre Bestrebungen.

Die Bewegung entwickelte sich während der Restaurationsepoche parallel zur fortschreitenden Industrialisierung, insbesondere in den Regionen Asturien, Barcelona, Madrid und Vizcaya. Zwei Hauptströmungen vertraten die Interessen der Arbeiter: der Marxismus und der Anarchismus.

Marxismus: PSOE und UGT

Der Marxismus gelangte nach Spanien, als sich Paul Lafargue, Schwiegersohn von Karl Marx, 1871 in Madrid niederließ. Er förderte eine Gruppe von Internationalisten, die marxistische Thesen vertraten – im Gegensatz zur anarchistischen Mehrheit in der dominierenden Internationalen Arbeiterassoziation (IAA, auch AIT genannt). Nach dem Ausschluss der marxistischen Gruppe aus der spanischen Föderation der IAA (FRE) im Jahr 1872 gründete diese in Madrid einen neuen Verband. Daraus entstanden 1879 die PSOE (Partido Socialista Obrero Español – Spanische Sozialistische Arbeiterpartei) und 1886 die Gewerkschaft UGT (Unión General de Trabajadores – Allgemeine Arbeiterunion).

Anarchismus: FRE, CNT und FAI

Der Anarchismus war die Mehrheitsströmung unter den Arbeitern in Barcelona sowie unter den Landarbeitern in Andalusien und der Extremadura. Giuseppe Fanelli, ein Gesandter Michail Bakunins, verbreitete ab 1868 anarchistische Ideen unter den Arbeitern in Madrid und Barcelona. 1870 wurde die spanische Sektion der IAA, die FRE (Federación Regional Española), gegründet. Diese Sektion war mehrheitlich anarchistisch geprägt, bis sie 1874 offiziell aufgelöst wurde bzw. in den Untergrund ging. Nachdem die Anarchisten (Bakunisten) aus der IAA ausgeschlossen wurden (1872) und die Restauration internationale Organisationen verbot, organisierte sich die FRE neu und agierte oft im Untergrund.

1907 wurde die Föderation Solidaridad Obrera gegründet, ein zunächst eher unpolitischer Gewerkschaftsbund mit eigener Presse, der den Arbeiterkampf zum Ziel hatte. 1910 entstand daraus die CNT (Confederación Nacional del Trabajo – Nationale Konföderation der Arbeit), die große anarchosyndikalistische Gewerkschaft. Sie war hegemonial in Katalonien unter Industriearbeitern und in Andalusien unter Landarbeitern, aber auch stark in Valencia, Saragossa und Asturien. Führende Persönlichkeiten waren unter anderem Salvador Seguí, Ángel Pestaña und Joan Peiró.

1927 wurde die FAI (Federación Anarquista Ibérica – Iberische Anarchistische Föderation) gegründet, ein Zusammenschluss militanter anarchistischer Gruppen innerhalb der CNT. Die FAI befürwortete und praktizierte teilweise auch direkte Aktionen und Gewalt gegen Repräsentanten der herrschenden Klasse (Bourgeoisie, Adel, Klerus) und deren Repressionsorgane (Guardia Civil, Armee).

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