Aristoteles' Erkenntnistheorie und Ethik
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Aristoteles' Erkenntnistheorie
Wissen und die Seele
Aristoteles lehnte die platonische Idee der Unsterblichkeit der Seele und die Vorstellung von Wissen als Erinnerung ab. Er betonte die zentrale Rolle der Seele als Grundlage für sinnliche Wahrnehmung und betonte damit seinen empirischen Ansatz. Wissen entsteht durch die Verbindung von Körper und Seele, wobei die Seele denkt und fühlt. Aristoteles beschreibt menschliches Wissen als eine Mischung aus sinnlichem und intellektuellem Wissen.
Stufen des Wissens
Sinnliche Wahrnehmung:
- Empfindung und Wahrnehmung: Menschen und Tiere erkennen konkrete Dinge durch ihre sinnlichen Eigenschaften. Die Sinne liefern Informationen über die Eigenschaften der Objekte.
- Vorstellungskraft und Gedächtnis: Höhere Tiere und Menschen können Empfindungen in Abwesenheit des Objekts reproduzieren und speichern. Dies ermöglicht das Lernen.
- Erfahrung: Durch die Integration von Vorwissen und wiederholte Wahrnehmung von Ereignissen in kausalen Zusammenhängen können höhere Tiere und Menschen zukünftige Ereignisse antizipieren.
Diese ersten drei Stufen beziehen sich auf konkrete und individuelle Ereignisse.
Intellektuelles Wissen:
Die Abstraktion von Begriffen ist der Grundstein für intellektuelles Wissen. Der Mensch unterscheidet sich von Tieren durch seine Fähigkeit zur Vernunft, die auf Begriffen basiert. Dies ermöglicht die Entwicklung universeller wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Platon vs. Aristoteles
Im Gegensatz zu Platons Nativismus betont Aristoteles die Rolle der Sinne bei der Erkenntnisgewinnung. Die Sinne erfassen Objekte und ihre Eigenschaften, wodurch eine Vorstellung entsteht, die die verschiedenen Sinneseindrücke zusammenfasst. Der Intellekt abstrahiert dann das Wesen der Dinge aus diesen Daten. Für Platon existieren die Universalien ontologisch und epistemologisch vor dem Subjekt. Für Aristoteles ist es umgekehrt: Der Intellekt erkennt das Besondere, Konkrete und gelangt so zum Allgemeinen und Abstrakten. Die Universalien entstehen aus der Erkenntnis des Einzelnen.
Stufen der intellektuellen Erkenntnis:
- Technisches Wissen (poietisch): Kenntnisse von Prinzipien und Regeln für die Praxis.
- Praktisches Wissen (phronesis): Wissen, wie man handelt und sich verhält.
- Wissenschaftliches Wissen (episteme): Basiert auf allgemeinen Gesetzen, nicht utilitaristisch und sucht nach den Gründen der Dinge. Die Demonstration ist das Prinzip aller wissenschaftlichen Erkenntnis, die induktive Methode.
Es gibt zwei Arten von Prinzipien: gemeinsame Annahmen für die gesamte Wissenschaft und spezifische Definitionen für einzelne Wissenschaften. Weisheit (sophia) ist die Wissenschaft vom Sein, die sogenannte erste Philosophie oder Metaphysik.
Aristoteles' Ethik
Die aristotelische Ethik ist teleologisch ausgerichtet: Alles Existierende hat ein Ziel, dessen Erreichung seine Ordnung und Vollkommenheit bestimmt. Das höchste Gut für den Menschen ist das Glück (Eudämonie). Es gibt viele Ziele, die als Mittel zu anderen Zielen dienen, aber das eigentliche Ziel ist die Selbstversorgung und das perfekte Glück.