Aristoteles' Kosmologie & Freuds Psychoanalyse: Zwei Weltsichten
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Aristotelische Kosmologie und Physik
Die Translunare Welt: Jenseits des Mondes
Der Raum jenseits des Mondes, bis zum Ende des Universums, besteht nach Aristoteles aus einer fast perfekten Substanz – dem Äther. Obwohl nicht göttlich, ist dieser Stoff von höchster Reinheit und Beständigkeit. Er ist unveränderlich, altert nicht und bewegt sich in vollkommenen, kreisförmigen Bahnen. Die Umlaufbahnen der Planeten um die Erde werden als perfekte Kreise beschrieben, die in dieser Substanz existieren.
Dieser idyllische Ansatz beschreibt den Äther als eine sehr subtile, leichte Materie, in der die Planeten "eingefroren" sind. Ein Planet kann weder verschleißen, fallen noch seine Umlaufbahn verlassen, da er durch den Äther in seinen Bahnen gehalten wird. Jenseits der Sphäre der Fixsterne existiert nichts. Dieser Bereich wird wie ein gläserner Himmelskörper vorgestellt, an dem die weit entfernten Sterne wie fluoreszierende Aufkleber haften.
Die Sublunare Welt: Die irdische Sphäre
Der Raum unterhalb des Mondes, die irdische Welt, besteht aus einer veränderlichen, degenerierenden Substanz. Hier ist alles dem Werden und Vergehen unterworfen. Im Gegensatz zur translunaren Welt herrscht hier Chaos: Dinge bewegen sich auf und ab, kollidieren und sind unvollkommen. Dieses Chaos führt dazu, dass alles degeneriert, stirbt und geboren wird.
Zur Erklärung der Bewegung in der sublunaren Welt nutzte Aristoteles die Theorie der natürlichen Orte, basierend auf den Lehren des Vorsokratikers Empedokles von Akragas. Ihm zufolge besteht die Realität aus vier Elementen: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Durch das Mischen dieser Elemente in unterschiedlichen Proportionen entsteht die Vielfalt der Realität. Diese Theorie erklärt, wie und warum sich Dinge in unserer Welt bewegen.
Jede Substanz in der Natur strebt danach, ihren natürlichen Ort einzunehmen. So neigt die Erde dazu, zur Erde zu gehen, das Wasser zum Wasser, die Luft zur Luft und so weiter. Aus diesem Grund fällt ein geworfener Stein zu Boden.
Das Universum ist endlich und hat Grenzen. Es ist nicht statisch, sondern in ständiger Bewegung. Nach Aristoteles ist die Welt die Verlagerung von Potenz zu Akt. Alle Dinge sind in Aktion, aber sie sind wiederum in Potenz zu einem bestimmten Zweck. Dieser Prozess von Potenz zu Akt ist hier perfekt ineinandergreifend. Dieser Prozess ist jedoch nicht unendlich, sondern muss einen Anfang haben – den unbewegten Beweger, der alles bewegt, aber selbst von nichts bewegt wird.
Aristoteles' Physik ist eng mit seiner Metaphysik verbunden. Eine Substanz besteht aus Stoff, Materie, Form, Potenz und Akt. Der unbewegte Beweger ist eine Substanz ohne Akzidenzien, die reine Form und reiner Akt ist, ohne Materie. Er ist so vollkommen, dass er keine Materie besitzt und nur reine Aktivität ist. Diese Substanz ist die Vollkommenheit selbst, ohne die Möglichkeit, noch vollkommener zu werden. Aristoteles nannte diesen Beweger nicht Gott im Sinne eines Schöpfers des Universums, da er es nicht erschafft, sondern nur bewegt. Ohne den unbewegten Beweger würde nichts existieren.
Freuds Psychoanalyse: Determinismus und Psyche
Die Illusion der Freiheit
Die Psychoanalyse, maßgeblich geprägt durch Sigmund Freud, argumentiert, dass es keine absolute Freiheit gibt, da unsere Psyche unser Handeln maßgeblich beeinflusst. Die Psychologie steht hier im Gegensatz zum freien Willen.
Freud ging davon aus, dass alles nach dem physikalischen Prinzip von Ursache und Wirkung geregelt ist. Dieses Prinzip, das die physikalische Welt beschreibt, wendet er auch auf die menschliche Psyche an: Alle Handlungen sind kausal bedingt. Wenn unbewusste Prozesse meine Entscheidungen beeinflussen, bin ich nicht wirklich frei. Freud übertrug empirische Erkenntnisse aus der physikalischen Welt auf die psychische Welt.
Basierend auf seinen Forschungen gelangte er zu folgenden Schlüssen:
- Der menschliche Geist ist nicht einfach, sondern besteht aus verschiedenen Strukturen, die miteinander in Konflikt stehen. Diese Konfrontation ist das Kernproblem. Die Hauptstrukturen sind das Es, das Ich und das Über-Ich.
- Es gibt unbewusste psychische Prozesse. Diese unbewussten Prozesse beeinflussen nicht nur das Handeln, sondern auch den Willen. Was man will, ist bereits im Vorfeld durch unbewusste psychische Prozesse bestimmt, die dem Individuum nicht bekannt sind. Das Gesetz von Ursache und Wirkung gilt somit auch für den Willen: Alles hat eine unbewusste Ursache.
Das Es (Id)
Das Es ist der wichtigste Teil des Geistes in der Kindheit und der innerste, primitivste Bereich unserer Psyche. Hier sind alle angeborenen Triebe und alles, was vom Bewusstsein verdrängt wurde, angesiedelt. Aus dem Es entspringen die Triebe, die die Energien des Individuums darstellen und vom Bewusstsein unterdrückt werden.
Bei einem Kleinkind ist das Es noch vorherrschend. Im Laufe der Entwicklung wird das Kind jedoch von der Gesellschaft beeinflusst – ein Prozess, der als Sozialisation bezeichnet wird. Anfangs versteht das Kind die Welt nicht vollständig, da seine äußeren Sinne und seine menschliche Natur alles als normal wahrnehmen. Dieser Prozess ist oft schwierig, da die Umgebung die natürlichen Bedürfnisse des Kindes nicht immer erkennt oder akzeptiert. Dies führt zu anhaltender Frustration, die im Alter von etwa fünf Jahren ihren Höhepunkt erreicht.
All diese frustrierten Handlungen erzeugen Energie, die Freud als Triebe bezeichnete. Ein Abwehrmechanismus des Geistes besteht darin, diese Energie, die im verdrängten Teil des Bewusstseins viel Schaden anrichten könnte, umzuleiten. Wenn die Gesellschaft mir etwas verwehrt, das ich nicht unterdrücken will, akkumuliert sich diese Frustration. Es wird eine Zeit kommen, in der ich die angeborenen Wünsche wirklich ausleben möchte. All jene, die das Es zurückhalten, sind wesentliche Wünsche.
Das Es ist der unbewusste Teil, der versucht, ins Bewusstsein zu gelangen. Dies geschieht durch Mechanismen unseres Geistes, beispielsweise durch Traumdeutungen und Fehlleistungen.
Traumdeutung
In Träumen manifestiert sich das, was aus dem Unbewussten ins Bewusstsein drängt – oft Sorgen oder Erlebnisse, die uns beschäftigen. Im Traum können wir bestimmte Situationen entlasten und uns freier fühlen.
Bei Kindern macht das Es etwa 90 % des Geistes aus, weshalb sie sich bemühen, ihre Wünsche direkt zu erfüllen. Da Kinder nichts zu verlieren haben, können sie tun, was sie wollen, da ihre Wünsche im Es verankert sind. Im Gegensatz dazu können Erwachsene dies nicht. Sie haben tiefe Sehnsüchte, die von ihrem Wesen stammen.
Die Motivation, die im Es liegt, ist die Libido.
Das Ich (Ego)
Das Ich eines Kindes ist zunächst sehr klein, wächst aber bis zum Erwachsenenalter. Dieses Wachstum entsteht durch den Konflikt zwischen den kindlichen Trieben und den Anforderungen der Außenwelt. Das Ich ist das, was wir als voll entwickeltes Bewusstsein bezeichnen.
Anfangs ist das Bewusstsein des Kindes narzisstisch und egozentrisch. Es sieht alles aus seiner eigenen Perspektive und kümmert sich nicht um andere. Im Laufe der Sozialisation entwickelt sich das Ich jedoch zu einer exzentrischen Position, die eine Verbindung zwischen den instinktiven Trieben (Es) und der Gesellschaft bzw. der Realität herstellt. Deshalb fordert uns das Bewusstsein manchmal auf, Dinge nicht zu tun, die wir eigentlich wollen, weil wir in einer Gesellschaft leben.
Das Ich ist das Bindeglied zwischen unseren Wünschen und der Realität. Seine Entwicklung hängt von mehreren Faktoren ab:
- Die Sprache
- Die Vernunft
- Die Motorik
Wenn sich das Ich während der Sozialisation richtig entwickelt, entfalten sich diese Fähigkeiten normal. Freud würde erklären, dass eine korrekte sprachliche Entwicklung entscheidend für die gesunde Entwicklung des Ichs ist. Diese psychischen Ereignisse stehen in einem kausalen Zusammenhang.