Aristoteles: Sein Leben, Werk und seine Philosophie

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Aristoteles: Ein Leben im Wandel der Zeit

Aristoteles' Leben fällt in eine Periode des politischen Umbruchs und des Niedergangs der griechischen Polis. Die anhaltenden Kriege schwächten die politische und wirtschaftliche Macht Athens, ein Prozess, der mit der Vereinigung Griechenlands durch Alexander den Großen seinen Höhepunkt fand. Für Aristoteles war die Polis die ideale Staatsform, die das Glück ihrer Bürger sicherstellt. Sein politisches Denken kann als Versuch interpretiert werden, diesen Verfallsprozess aufzuhalten, auch wenn er letztlich unumkehrbar war. Der Verlust der politischen und militärischen Hegemonie Athens wirkte sich negativ auf das kulturelle Leben aus, was sich im Fehlen bedeutender Künstler, mit Ausnahme von Praxiteles, bemerkbar machte.

Während seiner Zeit an der Akademie legte Aristoteles die Grundlagen seines Denkens. Er lebte in verschiedenen Städten Griechenlands, wo er lehrte und umfangreiche Naturstudien betrieb, die in seinen Werken Niederschlag fanden. Er war auch an der Ausbildung Alexanders des Großen beteiligt. In Athen gründete er seine eigene Schule, die er bis zum Tod Alexanders leitete.

Wissenschaft und Wissen bei Aristoteles

Enzyklopädisches Wissen

Aristoteles' wissenschaftliches Werk beginnt mit seinen ersten logischen Abhandlungen, bekannt als Organon. Diese gelten als Werkzeuge des Wissenserwerbs.

Hauptwerke der aristotelischen Philosophie

  • Über die Natur (Physik): Behandelt die physische Welt.
  • Über Ethik: Nikomachische Ethik, die sich mit moralischen Fragen beschäftigt.
  • Politik und Metaphysik: Umfasst seine politischen Theorien und die Theorie des Wissens.

Ontologie und Metaphysik

Aristoteles betrachtete die Metaphysik oder Ontologie als grundlegende Disziplin, die sich mit der Erforschung des Seienden als Seiendem befasst. Die Ontologie untersucht das Sein an sich, unabhängig von spezifischen Eigenschaften.

Die Kategorien

Für Aristoteles sind die Kategorien eine Klassifizierung der verschiedenen Weisen, wie wir die Realität erfassen und beschreiben. Sie stellen die verschiedenen Erscheinungsformen der Realität dar und belegen die Übereinstimmung zwischen Denken und Sein. Aristoteles identifizierte zehn Kategorien:

  • Substanz (die Grundkategorie)
  • Menge
  • Qualität
  • Relation
  • Ort
  • Zeit
  • Lage
  • Besitz
  • Handlung
  • Leiden

Substanz und Akzidenzien

Die zentrale Idee der aristotelischen Metaphysik ist die Substanz, das Erste. Die Substanz ist alles, was eigenständig existiert und eine konkrete Entität darstellt. Jede Substanz ist einzigartig.

Akzidenzien sind Eigenschaften, die einer Substanz zugeschrieben werden, aber nicht unabhängig von ihr existieren können. Substanzen können nicht durch Akzidenzien definiert werden.

Definition der Substanz

  • Gattung: Eine Klasse von Wesen, zu der eine Substanz gehört.
  • Art-differenz: Die Eigenschaft, die eine Gruppe von Wesen von anderen Arten innerhalb derselben Gattung unterscheidet.

Für Aristoteles existieren Arten und Gattungen ewig (Fixismus). Kurz gesagt, die Substanz ist das Fundament der Wirklichkeit und der Kern der aristotelischen Ontologie.

Materie und Form

Die Substanzen oder Entitäten sind nach Aristoteles eine Verbindung aus Materie und Form.

  • Materie: Das, woraus etwas besteht, das die entsprechende Form annimmt.
  • Form: Die Organisation und Anordnung der Materie, die einem Ding Individualität verleiht. Die Form ist die Struktur, der Plan, das Layout.

Eine Alternative zur Ideenlehre Platons

Aristoteles teilte die Ansicht seines Lehrers Platon, dass Wissenschaft die Erkenntnis des Allgemeinen sei. Er distanzierte sich jedoch von Platon, indem er behauptete, das Allgemeine sei im Konkreten verankert und keine eigenständige Realität.

Aristoteles kritisierte Platon für:

  • Die Trennung von sinnlicher und intelligibler Welt: Aristoteles akzeptierte Platons Ideenlehre nicht, da die Formen eine von der Materie getrennte Existenz hätten. Die Formen existieren nur, solange spezifische und individuelle Exemplare vorhanden sind.
  • Erklärung von Wandel und Bewegung: Platons Ideen erklären weder Veränderung noch Bewegung. Da sie jenseits der sinnlichen Welt liegen, sind die göttlichen Ideen nicht in natürliche Prozesse eingebunden. Platon nutzte eine Welt, die nicht erklären konnte, was in der Natur geschieht.
  • Erkenntniswert der Ideen: Aristoteles behauptete, die Ideenlehre sei nur eine Sammlung leerer Worte, da sie nicht zur Erkenntnis der Realität beitrage.

Naturwissenschaften bei Aristoteles

Aristoteles unterscheidet drei Arten der Veränderung:

  • Bezüglich des Ortes.
  • Bezüglich Wachstum und Verfall.
  • Bezüglich der Substanzveränderung.

Akt und Potenz

Aristoteles untersuchte das Wesen der Natur und identifizierte zwei grundlegende Prinzipien: Materie und Form. Dieses Problem löst er durch die Unterscheidung zwischen Akt und Potenz.

Potenz ist alles, was etwas werden kann. Akt sind die gegenwärtigen Realitäten. Natürliche Objekte sind sowohl Akt als auch Potenz.

Materie allein kann Veränderungen und Bewegungen nicht erklären; sie ist reine Möglichkeit, reine Potenz. Die Realitäten sind Akt und Potenz. Da sie bestimmte Eigenschaften aufweisen, definiert der Übergang von Potenz zu Akt die Bewegung.

Veränderung und Bewegung

Jede Veränderung ist für Aristoteles ein Übergang von einem Zustand in seinen entgegengesetzten. Drei Elemente sind dabei beteiligt:

  • Die Veränderung und Bewegung treten auf, wenn ein Attribut einer Substanz aktualisiert wird, das sie zwar nicht besitzt, aber potenziell in sich trägt.

Die vier Ursachen

Aristoteles fragte nach dem Grund für das Sein und identifizierte vier Ursachen:

  • Materielle Ursache: Das Material, aus dem etwas besteht.
  • Formale Ursache: Die Form oder das Wesen des Dings.
  • Wirksame Ursache (Effizienz): Der Urheber der Veränderung.
  • Zweckursache (Final): Der Zweck oder das Ziel, auf das etwas ausgerichtet ist.

Aristoteles glaubte, dass diese vier Ursachen auf zwei reduziert werden können: die materielle Ursache und die formale Ursache, die die wirksame und die Zweckursache einschließt.

Zweckursache und Teleologie

Die Zweckursache ist ein grundlegendes Konzept in Aristoteles' Weltbild und führt zur Teleologie.

  • Der Mensch handelt zielgerichtet und versucht, einen bestimmten Zweck zu erreichen.
  • Die Natur hat keine Absicht, aber sie hat einen Zweck.

Anthropologie: Die menschliche Seele

Hilemorphismus

Lebewesen sind nach Aristoteles eine Verbindung aus unbelebter Materie und Form. Dieses Konzept ist als Hilemorphismus bekannt (griechisch: hyle = Materie, morphe = Form).

Bei Lebewesen ist die Form mit der Seele identifiziert, die untrennbar mit dem Körper verbunden ist. Körper und Seele bilden eine einzige Substanz.

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