Aristoteles: Leben, Werk und philosophische Konzepte

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Aristoteles: Leben, Studien und Exil

Aristoteles wurde 384/385 v. Chr. in Stagira (Mazedonien) geboren. Sein Vater, Nikomachos, war Leibarzt von König Amyntas III. von Makedonien. Die Familie beanspruchte, von Asklepios abzustammen, einer Dynastie, die angeblich von ihm abstammte. Aristoteles verbrachte seine Kindheit am mazedonischen Hof. Im Jahr 367 v. Chr., als er siebzehn war, zog er nach Athen, ohne dabei seine Verbindung zu Stagira zu verlieren, um an Platons Akademie zu studieren.

Platon war zu dieser Zeit etwa fünfzig Jahre alt. Aristoteles galt als einer seiner brillantesten Schüler ("der Leser" nannte ihn Platon). Nach Platons Tod im Jahr 347 v. Chr., als Platon seinen Neffen Speusippos zu seinem Nachfolger ernannt hatte, verließ Aristoteles die Akademie und ging zusammen mit Theophrast und Xenokrates nach Assos (Äolien).

Dort setzte er seine platonischen Studien fort und wurde politischer Berater und Freund des Tyrannen Hermias von Atarneus, dessen Nichte, Pythias, er später heiratete. Nach der Ermordung von Hermias, der gefoltert und gekreuzigt wurde, weil er sich mit Philipp II. von Makedonien gegen die Perser verschworen hatte, kehrte Aristoteles nach Makedonien zurück. Nach dem Tod Alexanders des Großen im Jahr 323 v. Chr. kam es in Athen zu einer anti-mazedonischen Reaktion. Da Aristoteles eng mit der mazedonischen Monarchie verbunden war, floh er aus Athen und suchte Zuflucht in Chalkis auf Euböa, dem Geburtsort seiner Mutter, wo seine Familie Besitz hatte. Dort beendete eine Magenkrankheit sein Leben im folgenden Jahr, im Alter von dreiundsechzig Jahren.

Aristotelische Politik: Staatsformen und Analyse

Die Politik ist ein praktisches Wissen, das die Führung der Polis (Stadtstaat) zum Ziel hat. Der Ausgangspunkt ist, dass der Mensch ein Zoon Politikon ist, ein politisches Lebewesen.

Betrachtet man die natürliche Entwicklung des Menschen, so bildeten sich zuerst Familien, dann Dörfer (Demos) und schließlich die Polis. Aus politischer Sicht ist die Polis die natürliche Ordnung der politischen Organisation. Doch in Wirklichkeit ist es umgekehrt: Die Polis ist primär; aus ihr entstanden die Dörfer und Familien.

Um die beste Regierungsform zu bestimmen, verfolgt Aristoteles einen anderen Weg als Platon. Er wählt eine empirische Methode, die auf den Erfahrungen der Vergangenheit basiert. Aristoteles beauftragte seine Mitarbeiter im Lykeion, die Verfassungen der griechischen Städte zu sammeln. Sie trugen rund 350 Verfassungen von Städten zusammen. Aristoteles wandte einen vergleichenden Ansatz an, indem er aus jedem Gesetz das auswählte, was am effektivsten schien.

In der Praxis entwickelte er kein Design für eine "perfekte Stadt" wie Platon, sondern diskutierte alle relevanten Fragen, wie die beste Lage einer Stadt, die Einwohnerzahl, die Ausdehnung des Territoriums und die Regierungsformen. Dabei folgte er den gleichen Typologien wie Platon:

  • Monarchie (Herrschaft eines Einzelnen): Verkommt zur Tyrannei, wenn der König nur an sich selbst denkt.
  • Aristokratie (Herrschaft weniger): Artet in Oligarchie aus.
  • Demokratie (Herrschaft vieler): Verkommt zur Demagogie.

All dies spiegelt sich in Aristoteles' Werk Politik wider.

Aristoteles' Menschenbild und Erkenntnistheorie

Der Mensch ist eine natürliche Substanz, die, wie jeder andere Stoff, aus Form und Materie besteht. Die Materie ist der Körper, und die Seele ist die Form. Die Seele hat drei Funktionen:

  • Vegetative Funktionen: Ernährung und Fortpflanzung.
  • Sensitive Funktionen: Empfindung und Begehren.
  • Rationale Funktionen: Zusätzlich zu den genannten, geistiges Wissen und Wollen.

Für Aristoteles gibt es nicht zwei getrennte Realitäten, sondern der Mensch ist ein komplexes Ganzes, das Körper und Seele, Materie und Form, vereint. Der Erkenntnisprozess bei Aristoteles umfasst: Während für Platon Körper und Seele zwei verschiedene Dinge sind, sind sie für Aristoteles nur zwei Aspekte einer einzigen Realität. Vom Aufnehmen eines Bildes bis zur Reaktion darauf entsteht folgender Prozess: Es bleibt das, was die Form ausmacht, d.h. ihre Essenz. Für Aristoteles identifiziert sich die Form mit dem Wesen und die Materie mit dem Potenzial.

Aristoteles unterscheidet zwischen dem aktiven und dem passiven Intellekt, denn für ihn ist Wissen eine Tätigkeit, eine Veränderung, die nicht wie jede andere Veränderung, d.h. als Übergang von der Potenz zum Akt, erklärt werden kann. Es gibt daher einen potenziellen Intellekt (den passiven Verstand) und einen aktiven Intellekt, der den Verstand schafft. Der aktive Intellekt, wie der Geist, erkennt den passiven Intellekt. Für Aristoteles ist bemerkenswert, dass der aktive Intellekt jede Form produzieren kann, irgendwie alle Formen ist und daher eine göttliche und unsterbliche Natur hat.

Aristotelische Ethik: Glückseligkeit und Tugend

  1. Die Ethik ist ein praktisches Wissen, eng verbunden mit der Politik. Ihr Ziel ist es, das menschliche Handeln so zu leiten, dass das höchste Gut – die Eudaimonia (Glückseligkeit) – erreicht wird.
  2. Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen; Glück ist nur in der Gesellschaft erreichbar.
  3. Glück hängt von der menschlichen Natur ab und wird durch das Erreichen der Vollkommenheit (Telos) der eigenen Natur erlangt. Es gibt eine Unterscheidung zwischen naturalistischen und nicht-naturalistischen Ethiken: Eine naturalistische Ethik besagt, dass das Gute für den Menschen seinem Wesen nach bestimmt ist, nicht willkürlich beschlossen wird. Aristoteles' Ethik ist eine naturalistische Ethik. Glück oder das Gute strebt nach der Vollständigkeit des Individuums.

Diejenigen, die ihre Natur vervollkommnen, erwerben spezifische Fähigkeiten. Individuelle Fähigkeiten zeigen sich beispielsweise in einem Musiker, einem Maler oder einem Wissenschaftler, die durch stetige Praxis zu Spitzenleistungen oder Tugendhaftigkeit gelangen. Die spezifischen Fähigkeiten des Logos (Vernunft) führen durch Praxis zur Weisheit.

Aristoteles verstand unter Weisheit die theoretischen Wissenschaften, insbesondere Mathematik, Physik und Metaphysik. Diese sind ein absolutes Gut, das unerschöpfliche Zufriedenheit hervorbringt. Aristoteles unterscheidet zwischen vollkommenem Glück (erreicht durch Weisheit und Wissen) und einem guten Leben (in dem Güter wie eine freundliche Umgebung und die Ausübung der Tugend zum Glück beitragen). Für Aristoteles können nur wenige Menschen das vollkommene Glück erreichen.

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