Aristoteles: Metaphysik, Kosmologie und die Lehre der Tugenden
Eingeordnet in Philosophie und Ethik
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 3,56 KB
Grundlagen der Aristotelischen Philosophie
Metaphysik: Die Wissenschaft vom Sein
Die Metaphysik ist die Wissenschaft, die das Sein als Sein untersucht und die ersten Prinzipien erforscht.
Die Vier Ursachen (Aitia)
Aristoteles definiert vier notwendige Ursachen, um ein Phänomen oder Ding vollständig zu erklären:
- Die Materialursache: Das, woraus etwas besteht (das Material).
- Die Formalursache: Die wesentlichen Eigenschaften oder die Form (die Struktur).
- Die Wirkursache (Effiziente Ursache): Der Urheber oder Beweger (der Handelnde).
- Die Zweckursache (Telos): Der Zweck oder das Ziel, auf das etwas ausgerichtet ist.
Von der Kosmologie zur Theologie
Das Universum (Kosmos) ist räumlich endlich, aber zeitlich ewig. Es ist in zwei unterschiedliche Bereiche unterteilt:
Der Sublunare Bereich (Irdische Welt)
- Besteht aus den vier fehlerhaften und vergänglichen Elementen: Erde, Luft, Wasser und Feuer.
- Gekennzeichnet durch unvollkommene, geradlinige Bewegungen.
- Dies ist die Welt der Veränderung und des Werdens.
Der Supralunare Bereich (Himmlische Welt)
- Geformt durch die Planeten und Sterne.
- Besteht aus dem fünften, perfekten und unvergänglichen Element: dem Äther.
- Gekennzeichnet durch perfekte, unveränderliche Kreisbewegungen.
Die Lehre der Tugenden
Dianoetische Tugenden (Verstandestugenden)
Diese Tugenden beziehen sich auf die Fähigkeit zur Reflexion und Diskussion (die rationale Seite der Seele):
- Klugheit (Phronesis): Die Fähigkeit, allgemeine Grundsätze auf veränderliche, praktische Situationen anzuwenden.
- Kunst/Können (Techne): Das Know-how oder die Fähigkeit, etwas rational herzustellen oder zu produzieren.
- Weisheit (Sophia): Das kontemplative Verständnis der höchsten Theorien der Realität.
- Wissenschaft (Episteme): Objektives Wissen über das Allgemeine und Notwendige, das beweisbar ist.
- Intuitive Vernunft (Nous): Die Fähigkeit, die allgemeinsten und ersten Prinzipien unmittelbar zu erfassen.
Ethische Tugenden (Charaktertugenden)
Diese Tugenden betreffen das Handeln in der Welt. Der Mensch handelt dann richtig, wenn seine Begierden und Wünsche unter der Kontrolle der Rationalität stehen. Die ethische Tugend ist immer das Mittelmaß zwischen zwei Extremen (Mangel und Übermaß). Ein Beispiel ist die Tugend des Mutes:
- Mangel: Feigheit
- Mittelmaß: Mut
- Übermaß: Leichtsinn
Politische Organisation und das Zoon Politikon
Ethik und Politik
Ethik und Politik sind eng miteinander verbunden; die Politik dient dazu, das ethische Ideal in der Gemeinschaft zu verwirklichen.
- Der Mensch als politisches Lebewesen: Der Mensch ist von Natur aus ein soziales und politisches Wesen (Zoon Politikon). Er benötigt die Gemeinschaft (Polis), um sich als Mensch vollständig zu entfalten und zu verwirklichen.
- Stabilität und die Mittelschicht: Obwohl einige Regierungssysteme besser sind als andere, ist das aktive gesellschaftliche Leben entscheidend für die Stabilität. Aristoteles argumentiert, dass die Gemeinschaft am besten funktioniert und am stabilsten ist, wenn die Mittelschicht die dominierende Klasse bildet.