Aristoteles' Philosophie: Eine Einführung
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1. Glück
Das Glück ist das höchste Gut oder Ziel des Menschen. Es ist eine Tätigkeit der Seele (nicht passive Zufriedenheit) in Übereinstimmung mit der vollkommenen Tugend (d.h. im Zusammenhang mit der Vernunft) und erstreckt sich über ein erfülltes Leben.
Um den Inhalt des Glücks zu bestimmen, fragt Aristoteles nach der eigentlichen Funktion des Menschen. Es gibt drei Funktionen der Seele: vegetativ (Ernährung, Wachstum), sensitiv (Wahrnehmung von Lust und Schmerz, auch bei Tieren) und rational (Denken, nur beim Menschen). Daher liegt das wahre menschliche Glück in der Ausübung der Vernunft. Die Kultivierung der Vernunft ist für Aristoteles gleichbedeutend mit der Betrachtung der ersten Prinzipien in den theoretischen Wissenschaften wie Metaphysik oder Theologie und der Gewohnheit, stets die Mitte zwischen zwei Extremen zu wählen.
Glück ist ein vollkommenes Gut, d.h. es wird nicht gesucht, um ein anderes Gut zu erlangen, sondern wird um seiner selbst willen gewollt. Es ist auch ein Endzweck, der nicht als Mittel zu einem anderen Zweck dient. Es gibt drei Arten von Zielen: solche, die als Mittel zu einem anderen Zweck dienen (z.B. Geld), solche, die um ihrer selbst willen und als Mittel zu einem anderen Zweck gewollt werden (z.B. Ehre, Lust oder Intelligenz) und schließlich solche, die nur um ihrer selbst willen gewollt werden (das ist Glück).
Glück ist auch ein vollkommenes und ausreichendes Ziel, das Autarkie bietet. Aristoteles räumt jedoch ein, dass der Überfluss an materiellen Gütern das Glück steigern kann.
2. Natur
Der Gegenstand der Physik ist die Physis oder Natur. Für die ionischen Philosophen wie Thales oder Anaximenes ist die Physis das erste Element, aus dem alles andere entsteht. Aristoteles passt den Begriff der Physis an, um das Wesen der Bewegung oder Veränderung in der Natur zu erklären. Die Physis ist das immanente Prinzip der wesentlichen Bewegung des natürlichen Wesens. Nach der hylemorphen Theorie ist die Physis die Form, die die Materie aktualisiert. Mit anderen Worten, die Physis ist der innere Antrieb, der z.B. ein Samenkorn zu einem Baum werden lässt. Diese Theorie eignet sich besonders zur Erklärung von Lebewesen, die Aristoteles als Modell der Wirklichkeit betrachtet. Sein Denken ist grundsätzlich biologisch.
Der Mensch ist von Natur aus ein rationales und soziales Tier. Dies ist die Seinsweise der menschlichen Wirklichkeit, die ihn definiert. Im politischen Bereich lebt der Mensch in der Gesellschaft. Im Bereich der Ethik unterscheidet sich der Mensch von anderen Wesen durch die Vernunft (Logos). Seine Funktion ist es, rational zu leben und zu handeln. Daher bedeutet die Verwirklichung der Physis oder der menschlichen Natur, in der Gesellschaft zu leben und die Vernunft zu kultivieren.
3. Soziales Wesen
Der Mensch ist von Natur aus ein soziales und politisches Wesen, das in der Polis lebt. Dies wird durch seine Sprachfähigkeit belegt. Die Natur tut nichts umsonst. Die Sprache dient der Kommunikation und ermöglicht es uns, zwischen richtig und falsch, gerecht und ungerecht zu unterscheiden. Der Mensch braucht die Gesellschaft, um seine Bedürfnisse zu erfüllen und seine rationale Funktion zu verwirklichen. Das Leben ist in der Gemeinschaft besser.
Autarkie ist der Zustand der Selbstgenügsamkeit. Sie wurde von einigen Philosophen als das höchste Gut angesehen. Für Aristoteles ist Autarkie zwar ein wichtiges Gut für den Einzelnen, aber die wahre Autarkie wird nur in der politischen Gemeinschaft erreicht. Das Ziel des Menschen ist das Glück. Wenn dieses erreicht ist, bietet es dem Einzelnen eine gewisse Autarkie, ist aber nicht vollständig. Wahre Autarkie liegt in der Polis: Der Mensch ist ein soziales Wesen, das die Interaktion mit Familie, Freunden und Mitbürgern braucht. Später, in der hellenistischen Epoche, wurde Autarkie mit Glück gleichgesetzt, da die Politik als Quelle des Übels angesehen wurde. Autarkie wurde so zur individuellen Autonomie.
4. Substanz
Aristoteles beobachtet, dass trotz ständiger Veränderungen etwas an jedem Objekt unverändert bleibt. Dieses Unveränderliche, der Träger der Veränderungen, ist die Substanz. Zum Beispiel ist Wasser immer Wasser, unabhängig von seinem Aggregatzustand (fest, flüssig oder gasförmig). Die Substanz hat ein eigenes Sein und ist der Träger der wechselnden Eigenschaften der Dinge. Diese wechselnden Eigenschaften sind die Akzidenzien (Farbe, Härte, Form, Temperatur usw.).
Aristoteles unterscheidet zwei Arten von Substanzen: erste Substanzen (konkrete Individuen, z.B. Sokrates) und zweite Substanzen (die Form oder das Universelle, z.B. "Mensch"). Streng genommen sind nur die Individuen Substanzen. Da aber auch Arten und Gattungen real sind, müssen sie ebenfalls als Substanzen betrachtet werden, obwohl sie keine eigenständigen Substanzen sind.
Die erste Substanz besteht aus Materie (hyle) und Form (morphe). Dies ist die hylemorphe Theorie. Die Form ist das Wesen der Sache, die zweite Substanz, die Art, und ist ewig. Die Materie ist z.B. beim Menschen Fleisch, Knochen und Blut. Aristoteles bezeichnet diese Art von Materie als nächste Materie, die durch die Sinne wahrgenommen wird. Er spricht aber auch von einer ersten Materie, die völlig unbestimmt, formlos und ohne Eigenschaften ist und nicht unabhängig existieren kann. Diese Vorstellung erinnert an Anaximanders Apeiron. Die erste Materie wäre ebenfalls ewig, aber nicht sinnlich wahrnehmbar, sondern nur durch den Intellekt erkennbar.
Im Gegensatz zu Platon räumt Aristoteles ein, dass die Substanz Entwicklungsprozessen unterliegt, wie man es bei Embryonen beobachten kann. Die Substanz ist also nicht statisch, sondern kann sich entwickeln und wachsen. Dies wird verwendet, um die Konzepte von Potenz und Akt zu erklären.
5. Ursache
Wissenschaftliches Wissen erfordert die Kenntnis der Ursachen. Die Physik beschäftigt sich mit den Ursachen der natürlichen Dinge und ihrer Bewegung. Aristoteles kritisiert frühere Philosophen, weil sie meist nur eine Ursache nannten (z.B. die Materialursache). Platon sprach von zwei Ursachen: der formalen (Ideen) und der materialen. Empedokles und Anaxagoras führten die Wirkursache ein. Aristoteles unterscheidet vier Ursachen: 1) Materialursache (z.B. Fleisch, Knochen und Blut beim Menschen), 2) Formursache (z.B. die menschliche Form), 3) Wirkursache (z.B. die Eltern) und 4) Finalursache (z.B. die volle Verwirklichung des menschlichen Potenzials). Formursache, Wirkursache und Finalursache beziehen sich auf die Physis und stehen der Materialursache gegenüber. Im Falle von Lebewesen lässt sich die Theorie der Ursachen auf die hylemorphe Theorie reduzieren.
6. Potenz und Akt
Jedes Ding hat zwei Aspekte: den "Akt" (z.B. ein Baum) und die "Potenz" (z.B. ein Samen). Der Akt hat Vorrang vor der Potenz. Obwohl ein Samen zeitlich vor dem Baum existiert, ist er von einem Baum im Akt hervorgebracht. Der Akt ist das Ziel der Potenz. Aristoteles vertritt eine teleologische Auffassung der Wirklichkeit.
Aristoteles versteht Bewegung als einen Schritt von der Potenz zum Akt. Parmenides verstand das Sein nur als Akt, während Heraklit annahm, dass sich alles ständig verändert. Aristoteles argumentiert, dass es eine Substanz gibt, die den Akzidenzien zugrunde liegt und Ordnung und Stabilität in der Welt schafft.
Potenz und Akt sind analog zu Materie und Form. Die Materie ist in Potenz zur Form, die Form ist die Aktualisierung der Materie und ihr Wesen. Die Form ist immer im Akt.