Aristoteles' Philosophie: Glück, Gemeinschaft und Metaphysik
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Glück und die menschliche Bestimmung
Glück ist das höchste Gut oder das Endziel des Menschen. Es besteht in einer aktiven Tätigkeit der Seele (man kann nicht passiv glücklich sein) in Übereinstimmung mit vollkommener Tugend (daher eng verbunden mit der Vernunft, die den Menschen auszeichnet) und erstreckt sich über ein erfülltes Leben. Menschen haben gemeinsame Fähigkeiten mit Pflanzen (Ernährung) und Tieren (Sensitivität), besitzen aber auch einzigartige Fähigkeiten wie die Vernunft, die sie auszeichnet. Nach Aristoteles liegt das wahre Glück in der Kontemplation. Nur die wirklich Weisen sind glücklich, während viele Menschen Glück fälschlicherweise mit Geschäftserfolg, Reichtum und Ehre gleichsetzen. Diese äußeren Güter können zwar wünschenswert sein, sind aber nur Mittel zum Zweck und führen nicht zum eigentlichen, ultimativen Glück.
Der Mensch als soziales und politisches Wesen
Wer allein lebt, ist entweder ein Gott oder ein Tier. Der Mensch ist von Natur aus ein soziales und politisches Wesen, das in der Polis (Stadtstaat) lebt. Dies wird durch den Besitz der Sprache belegt. Der Mensch braucht die Gemeinschaft, um seine Bedürfnisse zu erfüllen und seine rationalen Fähigkeiten voll zu entfalten. Das Leben in der Gemeinschaft ist dem Einzelgängertum vorzuziehen.
Autarkie: Individuelle Selbstgenügsamkeit vs. Gemeinschaft
Autarkie bezeichnet den Zustand der Selbstgenügsamkeit. Einige Philosophen betrachteten Autarkie als das höchste Gut des Menschen, da ein autarker Mensch nichts weiter begehrt. Für Aristoteles ist die Autarkie jedoch nicht das höchste Gut des Einzelnen, da wahre Autarkie nur in der politischen Gemeinschaft erreicht werden kann. Das Endziel des Menschen ist das Glück: Auch wenn individuelle Autarkie dazu beitragen kann, ist sie keineswegs ausreichend, um dieses Ziel zu erreichen. Wahre Autarkie liegt in der Polis: Der Mensch ist ein soziales Wesen, das sich mit Familie, Freunden und Mitbürgern austauschen muss. Später, in der hellenistischen Zeit, als die politischen Strukturen zerfielen, neigten Philosophen wie die Zyniker, Epikureer und Skeptiker dazu, Autarkie nicht mehr als politisches Ideal zu sehen, sondern als individuelle Autonomie, die Glück durch die Abkehr von äußeren Gütern und politischen Verstrickungen suchte.
Potenz und Akt: Aristoteles' Metaphysik
Jedes Seiende besitzt zwei Aspekte oder Dimensionen: das, was es ist (der Akt, z.B. ein Baum), und seine Fähigkeit, das zu werden, was es noch nicht ist (die Potenz, z.B. ein Samen). Der Akt hat absoluten Vorrang vor der Potenz. Obwohl ein Samenkorn chronologisch vor dem Baum erscheinen mag, ist es nicht so: Der Samen stammt von einem Baum im Akt. Der Akt ist das Endziel der Potenz, auf das die Potenz ausgerichtet ist. Aristoteles vertrat eine finalistische oder teleologische Auffassung der Wirklichkeit. Aristoteles verstand Bewegung als den Übergang von der Potenz zum Akt. Er kritisierte Parmenides' Fehler, das Nicht-Sein und das Sein-in-Potenz gleichzusetzen. Doch das Nicht-Sein und das Sein-in-Potenz sind verschiedene Dinge. Aus dem reinen Nicht-Sein kann nichts entstehen, während das Sein-im-Akt immer aus dem Sein-in-Potenz hervorgeht. Den Fehler Heraklits sah er darin, anzunehmen, dass sich alles ständig verändert und nichts beständig bleibt. Aristoteles erkannte, dass die Welt unverständlich wäre, wenn dies der Fall wäre. Daher postuliert Aristoteles eine Substanz, die den Akzidenzien zugrunde liegt und für Ordnung und Stabilität in der Welt sorgt.