Artikulation und Komplementarität: Qualitative und Quantitative Forschung
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Historische Entwicklung der Methodenintegration
Burgess betonte, dass statistische Methoden und Fallstudien nicht im Widerspruch stehen, sondern sich tatsächlich ergänzen. Vergleiche und statistische Korrelationen können Hinweise für die durchgeführte Forschung und das dokumentarische Material liefern. Dies fördert die Entwicklung geeigneterer statistischer Indikatoren und stellt eine Ergänzung in der Entwicklung und Innovation der technischen Anliegen der Chicagoer Schule dar.
35 Jahre später entwickelte Sieber seinen Artikel über gemeinschaftliche qualitative Studien, um diese zu analysieren und quantitativ zu öffnen. Sieber betont die Notwendigkeit, den spezifischen Beitrag der Methoden zu unterscheiden, um die gesamte Untersuchung zu verbessern, bessere Informationen und mehr Effizienz zu erzielen. Sieber reflektiert, wie sich Techniken ändern, um in Verbindung mit anderen verwendet zu werden. Obwohl hier von Integration die Rede ist, bleibt es im Wesentlichen eine Ergänzung (Sieber). Dies ist die Öffnung des Quantitativen zum Qualitativen und damit die Debatte über die Artikulation.
Kritik und Paradigmenwechsel
Cicourel kritisiert die Verallgemeinerung quantitativer Daten, die in spezifischen Situationen, wie Interviews mittels Fragebogen, produziert werden. Die grundlegenden Argumente sind:
- Die Interviewsituation ist nicht für alle Befragten gleich, und daher sollte nicht dasselbe Instrument für alle verwendet werden.
- Schlechte Anpassung der Messinstrumente (wie Skalen) an die gemessenen Konzepte.
Reichart und Cook sehen die Attribute der beiden Paradigmen nicht als sich gegenseitig ausschließend an, sondern eher als eine Frage der entgegengesetzten Polarität der Attribute. Der Paradigmen-Antagonismus ist somit einem Schwerpunkt auf die Möglichkeiten und Konsequenzen der Integration gewichen.
Artikulation von Mikro- und Makrosoziologie
Die gemeinsame Sorge um die Artikulation von mikro- und makrosoziologischen Ansätzen ist ein weiterer Faktor für die Verbindung von qualitativen und quantitativen Methoden. In diesem Sinne besteht der Wunsch nach einem gemeinsamen Vorgehen mit der Struktur. Bei der Erörterung der Struktur-Dualität ergibt sich, dass Forschung auf beiden Ebenen nicht mit derselben Methode durchgeführt werden kann. Der ontologische Dualismus wird hier durch einen methodischen Dualismus ergänzt.
Artikulation als Komplementarität (Ergänzung)
Artikulation wird definiert als die Verwirklichung eines methodischen Forschungsdesigns, das verschiedene Forschungsmethoden oder -verfahren nutzt, um die unterschiedlichen Aspekte des Forschungsobjekts abzudecken. Diese Methoden sollen grundsätzlich als Ergänzung betrachtet werden.
Die wichtigste Funktion besteht darin, das Forschungsobjekt oder Phänomen durch die Verwendung von mindestens zwei Standpunkten zu ergänzen, basierend auf dem Bewusstsein, dass die Perspektive jedes Beobachters begrenzt ist und dass ein solches Objekt oder Phänomen vervollständigt werden muss. Die größte Komplementarität tritt auf, wenn gegensätzliche Standpunkte, wie qualitativ und quantitativ, betrachtet werden.
Erkenntnistheoretische und Methodische Komplementarität
Autoren wie Alvira und Garcia Ferrando betonen die erkenntnistheoretische Komplementarität. Ihr Prinzip ist, dass das untersuchte Objekt aus verschiedenen Perspektiven ergänzt werden muss. Jede Art von Ansatz wird in Bezug auf ein anderes Problem oder einen anderen Aspekt des Forschungsproblems verwendet. Die Komplementarität basiert auf der Lehre vom doppelten quantitativen und qualitativen Aspekt der Realität.
Man kann auch von einer methodischen Ergänzung sprechen, um sich von der starken erkenntnistheoretischen und ontologischen Komplementarität abzugrenzen. Methodologische Komplementarität unterstützt die Einschränkung aller Forschungspraktiken, ohne die vollständige Realität abbilden zu wollen (was als unmöglich erachtet wird). Sie räumt jedoch ein, dass die *Sicht* größer ist, wenn mehrere Arten von Techniken unabhängig voneinander verwendet werden.
Die Ergänzung bleibt praktisch in der gemeinsamen Nutzung verschiedener Techniken und sozialer Forschungsperspektiven. Die Vorteile des geplanten gemeinsamen Vorgehens sind vielfältig, wie die Möglichkeit, verschiedene Ansätze und Forschungstechniken anzuwenden. Da keine Technik von den Ergebnissen der anderen abhängt, kann das Forscherteam Zeit sparen, indem es parallel arbeitet.