Auferstehung Jesu & die Schuldfrage: Eine Analyse

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Drei Auslegungen der Auferstehung Jesu

Die hier diskutierten drei Auslegungen der Auferstehung Jesu sind gewiss nicht die einzigen, die es zu diesem Thema gibt. Bei einer realistischen Betrachtung, die sich vom Glauben distanziert, erscheint die erste Auslegung am wahrscheinlichsten. Schon in der Antike gab es außerchristliche Götter, die für bestimmte Bereiche wie Wetter oder Liebe zuständig waren. Diese boten den Menschen in Zeiten von Trauer, Hoffnungslosigkeit und Depression Halt. Wer beispielsweise Angst vor dem Tod hat und nicht weiß, was danach geschieht, sucht in einem Glauben psychische Absicherung. Aus dieser psychologischen Perspektive ist die erste Auslegung daher am plausibelsten.

Ist man jedoch gläubig und beschäftigt sich intensiv mit dem Christentum, rücken die zweite und dritte Auslegung in den Fokus. Dann wird die Auferstehung zum zentralen Ereignis, auf dem der gesamte christliche Glaube aufbaut. Ohne die Auferstehung wäre der sühnende Tod Jesu nicht möglich, was wiederum bedeuten würde, dass es kein Leben nach dem Tod bei Gott gäbe.

Die Vorstellung, dass die Auferstehungsberichte ein menschlicher Versuch sind, an Gottes unvergleichliches Handeln zu erinnern und diesem durch Kreuzestod und Auferstehung symbolisch ein Denkmal zu setzen, klingt plausibler als die Begegnung mit einem bereits Verstorbenen. Die Deutung, dass die Berichte ein Zeugnis für ein noch ausstehendes Ereignis sind, erscheint hingegen weit hergeholt, da es dafür keinerlei Anzeichen zu geben scheint. Dass die „Sache Jesu“ durch seinen Opfertod weiterbesteht und dadurch die Nähe Gottes erhalten bleibt, ist zwar logisch nicht erklärbar, aber für einen tiefen christlichen Glauben und dessen Fundament von grundlegender Bedeutung.

Die Schuldfrage beim Tod Jesu

Der römische Statthalter Pontius Pilatus ist politisch und rechtlich für die Kreuzigung Jesu verantwortlich, da nur er das Recht hatte, Todesurteile zu fällen und zu vollstrecken. Trotz dieses Grundsatzes wird in der historischen Beschreibung oft das Volk als Hauptschuldiger dargestellt. Obwohl Pilatus letztendlich die Entscheidung fällte, war er von Jesu Unschuld überzeugt. Die von den Hohepriestern aufgehetzte Volksmenge soll Pilatus dazu gedrängt haben, Jesus zu verurteilen.

Sölle und Schottroff argumentieren hierzu, dass die traditionelle christliche Interpretation Pilatus entschuldige und dem jüdischen Volk die Schuld am Tod Jesu zuweise. Diese antijudaistische Deutung sei jedoch historisch unreflektiert.

Im Markusevangelium (Mk 15,1-15) wird beschrieben, dass die Hohepriester viele Anklagen gegen ihn vorbrachten. Jesus äußerte sich jedoch nur auf die Frage „Bist du der König der Juden?“ mit der Antwort: „Du sagst es“ (Mk 15,2). Weiterhin wird berichtet, dass Pilatus zum Paschafest üblicherweise einen Gefangenen freiließ. Pilatus schlug dem Volk vor, Jesus freizulassen, da er merkte, dass die Hohepriester ihn nur aus Neid ausgeliefert hatten (Mk 15,9-10). Doch die von den Hohepriestern aufgewiegelte Menge forderte die Freilassung des Barabbas. Auf die Frage, was mit dem „König der Juden“ geschehen solle, antwortete das Volk: „Kreuzige ihn!“ (Mk 15,11-14). Als Pilatus auf seine Frage nach dem Verbrechen Jesu erneut nur die Antwort „Kreuzige ihn!“ erhielt, ließ er Barabbas frei und befahl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen (Mk 15,14-15).

Weitere Recherchen verweisen auf P. Winter, der die Meinung vertritt, dass Markus den Passionsbericht in seinem Evangelium (Mk 15,1-15) mit einer deutlich antijüdischen Tendenz überarbeitet habe. Dies entlaste den römischen Statthalter und stelle die jüdischen Führer als Hauptschuldige dar.

Es stellt sich jedoch die Frage, warum Jesus überhaupt von Statthalter Pilatus verurteilt wurde. Für Juden, die wie die meisten Einwohner der Provinzen keine römischen Bürger waren, war ein Prozess nach römischem Recht nämlich nicht zwingend. Der Grund dafür liegt höchstwahrscheinlich darin, dass die Hohepriester und der Hohe Rat sich durch einen römischen Prozess gegenüber dem Volk absichern wollten. Hätte sich Jesu Unschuld im Nachhinein herausgestellt, hätte das Volk mit Aufständen gegen sie vorgehen können.

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