Aufstieg und Krise der Demokratie nach dem Ersten Weltkrieg
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Die Friedensverträge, die nach dem Ersten Weltkrieg geschlossen wurden, führten zur Entstehung neuer Staaten in Europa. In den meisten dieser Staaten wurden parlamentarische Regierungen eingeführt, wodurch die Demokratie zum vorherrschenden politischen System wurde.
Charakteristisch für diese Demokratien waren:
- Die Anerkennung individueller Rechte wie Meinungsfreiheit, Weltanschauungsfreiheit und Bewegungsfreiheit.
- Freie Wahlen.
- Gleichheit vor dem Gesetz.
- Gewerkschaftsfreiheit.
Das allgemeine Männerwahlrecht wurde eingeführt, während das Frauenwahlrecht in einigen Ländern ebenfalls etabliert wurde.
Herausforderungen für die Demokratie: Der Kommunismus
Diesen demokratischen Ideologien stand eine extreme Linke gegenüber, die sich am Vorbild der Sowjetunion orientierte und die Einführung der "Diktatur des Proletariats" befürwortete. Der Kommunismus präsentierte sich als eine Alternative zur bürgerlichen Demokratie, insbesondere für die Arbeiterklasse.
Westliche Demokratien im Überblick
Frankreich
Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte Frankreich eine Phase der politischen Instabilität mit häufigen Regierungswechseln, konnte aber seine demokratischen Institutionen weitgehend aufrechterhalten.
Großbritannien
In Großbritannien zeigte sich ein allgemeiner Respekt vor dem demokratischen System, was sich in der friedlichen Konfrontation zwischen der Konservativen Partei und der Labour Party im Parlament manifestierte.
Irland: Irland erlebte schwere Zusammenstöße zwischen Nationalisten, die für die Unabhängigkeit kämpften, und der britischen Armee und Polizei. Bei den Wahlen von 1918 weigerten sich die Abgeordneten der irischen Unabhängigkeitspartei, am britischen Parlament teilzunehmen, und gründeten stattdessen ein irisches Parlament in Dublin, das die Unabhängigkeit proklamierte. Das Vereinigte Königreich reagierte zunächst mit Gewalt, erkannte aber schließlich 1922 die Unabhängigkeit Irlands an. Der Commonwealth of Ulster (Nordirland) mit seiner mehrheitlich protestantischen Bevölkerung blieb eine britische Provinz, wo die Konflikte bis heute andauerten.
Vereinigte Staaten von Amerika
Die USA waren nach dem Ersten Weltkrieg von politischem Konservatismus geprägt. Dies äußerte sich im Erlass der Prohibition (Verbot des Alkoholkonsums), der Verfolgung von Arbeiterorganisationen und der Marginalisierung linker Bewegungen. Nach einer Phase der internationalen Isolation und des wirtschaftlichen Aufschwungs in den 1920er Jahren, aus der die USA als unangefochtene Wirtschaftsmacht hervorgingen, führte die Weltwirtschaftskrise von 1929 zu einem tiefgreifenden sozialen und politischen Wandel. Dieser progressive Wandel wurde maßgeblich von Präsident Franklin D. Roosevelt und seinem "New Deal" geprägt.
Deutschland: Die Weimarer Republik und ihr Scheitern
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Deutschland die Weimarer Republik gegründet. Sie sah sich einer doppelten Opposition gegenüber:
- Einerseits förderte der Spartakusbund eine bolschewistisch inspirierte Revolution, die jedoch niedergeschlagen wurde. Ihre wichtigsten Führer, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, wurden ermordet.
- Andererseits warfen rechte Kräfte den regierenden Demokraten Verrat vor, insbesondere wegen der Annahme des Versailler Vertrags.
Die politische Krise wurde durch eine schwere Wirtschaftskrise verschärft. Die Reparationszahlungen, die Deutschland leisten musste, hatten katastrophale Folgen für die Wirtschaft. Dies führte zur Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen, um Deutschland zur Begleichung der Schulden zu zwingen. Die Situation erforderte eine Revision der Reparationspläne (z.B. Dawes-Plan, Young-Plan) und die Unterzeichnung von Abkommen wie dem Vertrag von Rapallo (der das Ende der internationalen Isolation einleitete) und den Locarno-Verträgen, die eine gegenseitige Sicherung der Grenzen zwischen Deutschland, Frankreich und Belgien vorsahen.
In den Wahlen von 1930 gewannen die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) und die Kommunistische Partei (KPD) radikal an Stimmen. Im folgenden Jahr (1933) wurde der Führer der NSDAP, Adolf Hitler, zum Reichskanzler ernannt.