Augustinus: Das Bild Gottes im Menschen und die Stadt Gottes

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Kapitel 26, Teil 1: Das Bild Gottes und die Trinität

Abstract

Der Mensch ist ein Abbild Gottes und der Trinität. Dieses Abbild ist jedoch nicht von gleicher Art wie Gott selbst. Der Mensch ist das ähnlichste aller Geschöpfe seiner Schöpfung und kann Gott ähnlicher werden, weil wir sind, wir wissen, wer wir sind, und wir lieben und erkennen werden. Keines dieser drei Dinge (Sein, Wissen, Liebe) kann durch die Sinne oder die Vorstellungskraft wahrgenommen werden.

Analyse: Das Bild Gottes im Menschen

Das Bild, das der Mensch von Gott ist, ist Ihm nicht gleich. Der Mensch ist weder von gleicher Substanz noch gleich ewig wie Gott. Dennoch ist der Mensch die Art, die Gott am ähnlichsten ist, da die Welt nach Gottes Plan geschaffen wurde. Gott greift in die Geschichte der geschaffenen Welt ein, was durch die Propheten des Alten Testaments bekannt wird, aber vor allem durch seinen Sohn Jesus und dessen Inkarnation. Durch den Heiligen Geist wird uns die Dreifaltigkeit offenbart: Vater, Sohn und Heiliger Geist – drei verschiedene Personen und ein wahrer Gott.

Gott ist notwendig (essentiell), und alles, was Er geschaffen hat, ist kontingent (zufällig), da die Existenz aller Dinge vom Willen Gottes abhängt. Die Krone der Schöpfung ist der Mensch, definiert durch seine Beziehung zu Gott, geschaffen nach Seinem Bild und Gleichnis. Die spezifisch menschlichen Qualitäten, die dieses Bild ausmachen, sind die Fähigkeit zur freien Liebe und zum Selbstbewusstsein. Dies ist möglich, weil der Mensch eine vernünftige Seele besitzt, die ihn vom Rest der Schöpfung unterscheidet, obwohl der Mensch auch einen materiellen Körper hat und eine Fortsetzung der Schöpfung ist.

Die Seele ist somit ein immaterielles Prinzip, eine Eigenschaft, die nur der Seele zukommt, da sie der Grund dafür ist, dass der Mensch zusätzlich zum Fühlen auch denkt und liebt.

Die Seele als Abbild der Trinität

Die Seele ist das Bild der Dreifaltigkeit in uns:

  • Der Mensch ist: Das Sein (der Geist, das Rationale) – dies entspricht dem Vater.
  • Der Mensch weiß: Das Wissen (die Erinnerung, das Gedächtnis) – dies entspricht dem Sohn.
  • Der Mensch liebt: Aus der Beziehung zwischen Wissen und Geist entsteht die Liebe – dies entspricht dem Heiligen Geist.

Was will der Heilige Augustinus damit sagen? Er spiegelt wider, dass der Mensch Gott durch seine Seele widerspiegelt und dass diese drei Wahrheiten im Menschen (Sein, Wissen und Liebe) untrennbar sind. Diese drei Aspekte manifestieren sich in den drei Fähigkeiten der vernünftigen Seele:

  1. Wille (manifestiert die Liebe)
  2. Gedächtnis (manifestiert das Wissen)
  3. Intelligenz/Vernunft (manifestiert den Grund)

Diese drei Wahrheiten sind genau jene, die weder durch die Sinne noch durch die Einbildungskraft erreicht werden können.

Hintergrund

Augustinus' Werk: "De Civitate Dei" (Der Gottesstaat)

Sein Hauptwerk, De Civitate Dei (Der Gottesstaat), besteht aus 22 Büchern, geschrieben zwischen 410 und 426. Dies war eine schwierige Zeit in Rom, geprägt durch die Verwüstungen der Goten und den Niedergang des Weströmischen Reiches. Das Hauptziel des Heiligen Augustinus war es, die Christen zu beruhigen, die nach dem Fall Roms Zweifel am Fortbestand der Kirche hegten.

Das Werk ist Augustinus' Antwort auf die Forderung nach einer neuen Ordnung, die auf dem Transzendenten gegründet ist. Das alte Rom wird durch das Neue Rom, Jerusalem, ersetzt, das als die neue ewige Stadt gilt. Diese himmlische Stadt Jerusalem wird von jenen gebildet, die Gott mehr lieben als sich selbst. Die Stadt der Sünder (die irdische Stadt) hingegen wird von jenen gebildet, die sich selbst mehr lieben als Gott.

Philosophische Tradition: Die Patristik

Augustinus gehört zur philosophischen Bewegung der christlichen Patristik. Diese Philosophie entstand in den christlichen Gemeinden, die sich im gesamten Reich verbreiteten, und hatte aktive Zentren wie Alexandria. Die Patristik wird üblicherweise in drei Perioden unterteilt:

  1. Erste Periode (Bis zum Konzil von Nicäa 325): Die Apologeten, Verteidiger des Glaubens gegen Verfolgungen und aufkommende Häresien. Es entstehen die ersten Schulen: Alexandria, Syrien, Caesarea.
  2. Zweite Periode (Bis zum Konzil von Chalcedon 451): Der Höhepunkt. Die Schulen bestehen weiter, und die wichtigste Figur ist der Heilige Augustinus. In dieser Zeit wurden die Hauptlinien des Christentums konzipiert.
  3. Dritte Periode (Niedergang): Autoren mit wenig Originalität, die jedoch durch ihre Werke die Überlieferung ins Mittelalter sicherten.

Die Epoche des Heiligen Augustinus

Die von Konstantin eingeleitete Verbindung zwischen Politik und katholischer Religion hatte schwerwiegende Folgen, da theologische Fragen in politische umgewandelt wurden und umgekehrt, was zu Stabilitätsproblemen im Römischen Reich führte.

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