Augustinus' Denken: Erkenntnis, Ethik und der Weg zum Glück
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Augustinus: Krankheit, Böses und Freier Wille
Augustinus betrachtet Krankheit nicht nur als körperliches Leiden, sondern auch im Kontext des moralischen Bösen. Er unterscheidet zwischen körperlichen Beschwerden und dem Ursprung des moralischen Bösen, das er als Ergebnis menschlichen Fehlverhaltens sieht. Krankheit kann als Prüfung der Geduld dienen und die Existenz des Bösen erklären. Für Augustinus ist der Ursprung des Bösen nicht in einem „bösen Gott“ zu finden, wie es die Manichäer glaubten, sondern in der *Freiheit des Menschen* (*Liberum arbitrium*). Die Manichäer vertraten einen vollständigen Dualismus mit zwei Hauptprinzipien: Gut und Böse. Sie glaubten, dass die menschliche Natur böse sei, aber auch einen guten Geist besitze. Augustinus' Prinzip hingegen ist der Glaube an den *einzigen Gott*, der vollkommen, endgültig und absolut gut ist.
Hedonismus: Augustinus' Kritik an der Lustsuche
Der Hedonismus ist eine philosophische Strömung, die das Wohlgefallen als höchstes Gut betrachtet. Man unterscheidet oft zwischen materiellen und geistigen Vergnügen. Im Alltag strebt der Mensch danach, Freuden zu finden und Leiden zu entfliehen. Augustinus vertritt jedoch die gegenteilige Ansicht: Die Suche nach wahrem Glück und Freude sollte nicht auf vergängliche materielle Dinge ausgerichtet sein. Wahres Glück findet der Mensch nur in der Erkenntnis Gottes. Eine Kritik am Hedonismus ist, dass er ohne diese spirituelle Verbindung zu einer egoistischen Lehre werden kann. Egoistische Freuden können oft auf Kosten anderer gehen und negative Konsequenzen haben.
Gott als Quelle des wahren Glücks
Nur diejenigen, die Gott kennenlernen, können wirklich glücklich sein. Wahres Glück liegt in Gott, der ewig ist und nicht vergeht. Dieses Glück kann nicht durch den epikureischen Eudaimonismus, der auf mäßigem Vergnügen basiert, erreicht werden, da der Mensch durch weltliche Freuden niemals vollkommen zufrieden sein kann. Die Akademiker stellten die Frage nach der Beständigkeit vergänglicher Güter infrage. Augustinus' Argumentation gegen den Skeptizismus könnte hier anklingen: „Ich zweifle, also bin ich“ – die Gewissheit des eigenen Denkens als Ausgangspunkt. Während Stoiker und Hedonisten unterschiedliche Ansichten über Vergnügen und Notwendigkeit hatten, und die Stoiker an ein Schicksal glaubten, dem man nichts entgegensetzen kann, betont Augustinus die *Freiheit des Menschen*, Gott zu wählen (*Liberum arbitrium*).
Augustinus' Philosophie und intellektuelle Reise
Die *Philosophie* widmet sich der Erforschung des Universums, der Realität, des menschlichen Wesens und des Wissens. Sie ist eine reflektierende, methodische und systematische Aktivität, die sich nicht auf spezifische Bereiche beschränkt, sondern jeden Aspekt der menschlichen Erfahrung und der Wirklichkeit erfassen kann. Wir sehen den Einfluss der platonischen Philosophie auf Augustinus, der eine neue philosophische Methode einleitete. Dabei verschob sich der Ausgangspunkt der Philosophie von der Kosmologie hin zur Anthropologie, wobei die Ontologie eine zentrale Rolle spielte. Augustinus' Philosophie lässt sich in drei Phasen unterteilen: Zunächst war er Anhänger des Manichäismus, dann durch die Begegnung mit Faustus von Mileve von Skepsis erfüllt. Schließlich entwickelte er eine christliche Theologie, die in seinen späteren Werken ihren Höhepunkt fand. Augustinus war Manichäer, bevor er zum Christentum konvertierte.
Philosophie und Religion bei Augustinus
Zu Augustinus' Zeiten gab es oft keine klare Verbindung zwischen Religion und Philosophie. Augustinus sah die Philosophie jedoch als nützlich an, da sie Religion und Philosophie zusammenführen konnte, um beide zu stärken. Er begann seine Suche nach der Wahrheit mit dem Ansatz *Intellige ut credas* (Verstehe, damit du glauben kannst). Doch diese rationale Herangehensweise führte ihn zunächst in die Skepsis. Schließlich fand er zu der Überzeugung *Crede ut intelligas* (Glaube, damit du verstehen kannst), wodurch er die Probleme, für die er zuvor keine Lösungen gefunden hatte, besser begreifen konnte.
Erkenntnis: Platonische Dialektik und Augustinus' Illumination
Platons Dialektik und die wissenschaftliche Methode galten als die einzigen Wege zu wahrer Wissenschaft oder Erkenntnis. Platon glaubte, dass die Seele bei der Geburt Wissen besitzt, das wir jedoch vergessen und uns durch *Anamnesis* (Wiedererinnerung) wieder zugänglich machen müssen. Augustinus hingegen vertrat nicht die platonische Theorie der Seelenerklärung für alles Wissen. Er glaubte, dass Gott die Ideen in unserem Geist erschaffen hat und unser Wissen durch *göttliches Licht* erleuchtet wird. Obwohl beide, Platon und Augustinus, die Dialektik nutzten, um sich der Wahrheit zu nähern, unterschieden sich ihre Konzepte des Höchsten: Für Platon war es die höchste Idee (das Gute), während es für Augustinus der eine Gott war.