Augustinus, Thomas von Aquin: Schöpfung, Zeit und das Böse
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Zwei Interpretationen der Schöpfung: Augustinus und Thomas von Aquin
Augustinus von Hippo: Er löste ein Problem, indem er sagte, dass Ideen keine unabhängigen Entitäten wie bei Platon sind, sondern Inhalte des göttlichen Geistes. Dies erklärte die Existenz der Welt, das Verhältnis zwischen Welt und Gott und die Natur der Welt: Die Welt wurde von Gott aus dem Nichts nach den Modellen (Ideen) in einem freien und freiwilligen Akt seiner Allmacht erschaffen. Die Erschaffung der Welt bedeutet, dass die Dinge kontingent sind und von Gott abhängen. Gott ist ein notwendiges Wesen: Die Welt hat ihren Grund in Gott selbst.
Augustinus nutzte eine Interpretation Platons: "Ein guter Gott produziert die Welt nach Ideen. Gott hat die Welt erschaffen oder hätte sie nicht erschaffen können, aber wenn er sie erschaffen hat, dann so, wie sie ist, nicht weil er anders handeln musste, sondern weil er dem Vorbild seiner Ideen folgte."
Thomas von Aquin: Beteiligung an der Schöpfung
Thomas verwendete den Begriff der "Beteiligung" aus der platonisch-augustinischen Tradition: Alle Wesen, die durch das schöpferische Handeln Gottes ins Dasein kommen, sind Teil von Gott. Die Teilnahme bedeutet jedoch nicht, dass das Wesen Gottes und das Sein der Geschöpfe von gleicher Art sind: Wenn wir vom Wesen Gottes und dem Sein der Geschöpfe sprechen, sagen wir dies analog: Das Sein Gottes ist gerecht und notwendig, das der Geschöpfe abhängig. Die Idee der Beteiligung des Schöpfers an den Kreaturen wurde als gefährlich angesehen, weil sie leicht zu einem griechischen Intellektualismus verleiten konnte, der im Gegensatz zur christlichen Lehre steht, nach der die Welt kontingent ist und das Ergebnis einer freien Entscheidung Gottes ist.
Thomas konzipierte den Menschen im aristotelischen Sinne, musste aber christliche Thesen berücksichtigen. Er betrachtete die Seele als Form des Körpers, beide als eine einzige Substanz. Er musste jedoch zugeben, dass die Seele allein überleben kann, um ihre Unsterblichkeit und Auferstehung am Ende der Zeit zu sichern.
Augustinus: Zeitlichkeit und Geschichtlichkeit
Unter Berücksichtigung der augustinischen Schöpfungslehre und der menschlichen Natur eröffnete sich ein neues Feld der Reflexion: die Zeitlichkeit und Geschichtlichkeit. Da die Zeit keinen Anfang und kein Ende hatte, gibt es in der Schöpfung und der christlichen Heilsgeschichte besondere Momente. Für den Menschen bringt Augustinus' Christentum die Entdeckung des Selbst, die mit der Betrachtung von Zeit und Geschichte verknüpft ist. Mit der Entdeckung der Zeitlichkeit entsteht das historische Bewusstsein: Augustinus beginnt mit "De civitate Dei" die Philosophie der Geschichte (die Theologie der Geschichte). Der Gott der Liebe, die Verachtung seiner selbst, ist die Welt für diejenigen, die sich selbst bis zur Verachtung Gottes lieben.
Das Problem des Bösen bei Augustinus
Die Existenz des Bösen, sowohl physischen als auch moralischen, ist eines der gravierendsten Probleme für jedes religiöse Denken, besonders für monotheistische Religionen: Wenn Gott gut ist, warum gibt es dann das Böse? Wenn man die Philosophie ablehnt, gibt es nichts zu erklären: Alles, was in der Welt geschieht, hängt von Gott ab, dessen Entwürfe der menschlichen Vernunft nicht zugänglich sind. Das Gute ist, dass alle Wirklichkeit positiv ist. Alle Wesen sind, da sie von Gott geschaffen wurden, gut. Das Böse wird als eine Beraubung des Guten betrachtet: schlecht ist, was auf eine bestimmte Weise sein sollte, aber nicht ist. Jede positive Antwort auf die Frage des Bösen würde Gott letztlich für die Realität des Bösen verantwortlich machen. Aus dieser Sicht kann nur vom schlechten moralischen Handeln gesprochen werden. Das sogenannte physische Übel drückt nur eine partielle und unzureichende Sicht des Kosmos aus, weil alles in der Welt so eingerichtet ist, dass es seine Harmonie zeigt und die Vollkommenheit und Güte der Schöpfung Gottes offenbart.
Sünde entsteht, wenn man sich Dingen zuwendet, die von geringerem Wert sind, anstatt sich auf das zu richten, was der eigenen Natur entspricht. Das komplexe Thema des Bösen wird noch schwieriger, wenn es mit der Erbsünde, Erlösung und Gnade vermischt wird. Die Erbsünde verringert die Möglichkeiten des menschlichen Willens, nach seiner Wahl mit Hilfe seiner Freiheit zu handeln. Augustinus griff die Ideen von Pelagius an und behauptete, dass Adam alle Menschen gesündigt habe, so dass diese nicht völlig frei sind, obwohl sie zum Bösen neigen. In dieser Frage, wie in so vielen anderen, typisch für die religiöse Philosophie, sind wir mit einer letzten Wurzel des Problems konfrontiert, die für die menschliche Vernunft nicht zugänglich ist.