Avantgarde-Literatur: Definition, Strömungen und spanische Vertreter
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Avantgarde-Literatur: Definition und Abgrenzung
Die Avantgarde und das Novecento weisen viele Gemeinsamkeiten auf. Beide waren bedeutende künstlerische Bewegungen zwischen den beiden Weltkriegen, deren Ziel es war, gegen die ältere Literatur zu reagieren.
Quantitativ unterscheidet sich die Avantgarde dadurch, dass ihre Reaktion radikaler und heftiger ausfiel. Der Begriff "Avantgarde" wurde während des Ersten Weltkriegs (1914-1919) verwendet, um das künstlerische Interesse der Vorreiter der europäischen Kultur zu beschreiben. Es war eine Zeit größerer Einheit unter den europäischen Künstlern. Es war jedoch keine einheitliche Bewegung, sondern setzte sich aus einer Vielzahl von Strömungen mit unterschiedlichen Eigenheiten und Absichten zusammen. Sie alle teilten den Wunsch, eine radikal andere Kunst zu schaffen, die mit dem Realismus brach und ihn beendete.
Etappen der Avantgarde
- 1908-1918: Frühe Manifestationen (z.B. Ramón Gómez de la Serna)
- 1918-1925: Ultraismus und Kreationismus – Literatur als Spiel, Entmenschlichung der Kunst
- 1925-1930: Surrealismus – Rehumanisierung
- 1930-1936: Politische Avantgarde – Humanisierung
Allgemeine Merkmale der Avantgarde
- Internationalität: Betrachtung des Weltbürgers, der sich mit universellen Fragen auseinandersetzt.
- Antitraditionalismus: Ablehnung des Erbes früherer Bewegungen, sowohl inhaltlich als auch formal.
- Abwertung traditioneller emotionaler Ausdrucksformen in der Kunst.
- Elitäre Kunst, nicht für die breite Masse.
- Spontaneität im Gegensatz zu akribischer Vorarbeit.
- Das Hauptthema ist der Widerspruch.
- Vollständige künstlerische Freiheit.
- Wichtige Stilmittel sind Humor, Entmystifizierung und die Schaffung von Metaphern zwischen scheinbar unverbundenen Begriffen.
Wichtige Avantgarde-Strömungen
A. Futurismus
Geboren in Italien, inspiriert von Filippo Tommaso Marinetti. Der Futurismus rühmt sich des Antiromantizismus und preist die mechanische und technische Zivilisation.
B. Kubismus
Ursprünglich in der Malerei entstanden, schlägt der Kubismus die Zerlegung der Realität in geometrische Formen vor. Eine wichtige Inspiration war der französische Dichter Guillaume Apollinaire, der diese Theorie in seinen Calligrammen anwandte.
C. Dadaismus
Der Dadaismus ist eine Bewegung, die darauf abzielte, einen originellen Ausdruck jenseits von Logik und Absurdität zu etablieren.
D. Surrealismus
Geboren in Frankreich aus dem Dadaismus, maßgeblich geprägt vom Dichter André Breton. Er versucht, die wahre Realität durch automatisches Schreiben im Schlaf und ohne rationale Filter zu entdecken, indem er Bilder vorschlägt, die auf Emotionen und nicht auf Logik reagieren.
E. Ultraismus
Entstanden in Spanien, fasste der Ultraismus die Avantgarde zusammen, indem er den logischen Diskurs aufbrach und typografische Innovationen einführte.
Merkmale des Ultraismus
- Integration der Avantgarde-Kunst.
- Ersetzung von Satzzeichen durch mathematische Symbole.
- Verherrlichung der modernen Maschinenwelt.
- Bruch mit der traditionellen typografischen Anordnung.
- Erneuerung der Metapher: Ein Gedicht wird zu einer Aneinanderreihung von Metaphern.
- Beseitigung des Sentimentalen und Persönlichen.
- Verbindung von Elementen, die in der Realität nie miteinander verbunden waren.
F. Kreationismus
Der Kreationismus war eine Strömung, die vom chilenischen Vicente Huidobro propagiert wurde. Er versuchte, im Gedicht eine eigene Realität durch ungesagte Bilder zu schaffen. Er zeichnet sich durch die Aufschlüsselung der sichtbaren Realität aus, um eine neue, in sich sinnvolle Realität zu erschaffen.
Antonio Machado: Ein spanischer Vertreter
Antonio Machado war ein Schöpfer, der versuchte, Poesie und Kunst zu definieren. Für ihn war Poesie das "wesentliche Wort in der Zeit", ein "Dialog mit seiner Zeit". Wichtig war ihm die Tendenz zu einer formal einfachen Poesie. Das "Wort in der Zeit" bedeutet das Engagement des Autors für seine Epoche und deren Realität, nicht als Fluchtdichter, sondern als jemand, der sich den ihn umgebenden Realitäten und Problemen widmet: dem Problem der Existenz, dem religiösen Problem, dem Problem der Liebe, dem Familienproblem.
Und schließlich bedeutet "Dialog" einen Austausch zwischen verschiedenen "Gesprächspartnern": dem Autor selbst, Kastilien und seinen Menschen, Leonor (als Erinnerung) und Guiomar.
Merkmale der frühen Werke (1903-1919)
- Darstellung von Stimmungen und Landschaften.
- Ornamentale Sprache.
- Lange Verse mit metrischen Experimenten.
- Abundante phonische Mittel.
- Zahlreiche sensorische Elemente.
- Viele Adjektive.
- Themen: Tod, die nicht-historische Zeit, Beschreibung imaginärer Landschaften, das Selbst.
Merkmale von Campos de Castilla
- Wenige Ausschmückungen.
- Einfache Metrik.
- Nutzung des "Wir" anstelle des "Ich".
- Klarheit und Einfachheit der Sprache.
- Themen: Krieg, Tod und Gewalt als Determinanten.
- Kastilien: Interpretation realer Landschaften, der Tod von Leonor, Gedenken an verstorbene Freunde, die menschliche Existenz.
Schriftsteller am Ende des 19. Jahrhunderts
Die Frage Spaniens
Spanien durchlebte eine tiefe soziale Krise, die in der sogenannten Katastrophe von 1898 gipfelte, als die letzten Reste der spanischen Kolonialherrschaft verloren gingen. Schriftsteller reflektierten über die Ursachen dieses Niedergangs, die spanische Identität und den Ausdruck idealisierter Landschaften Kastiliens, der Geschichte sowie künstlerischer und literarischer Werke.
Existenzielle Fragen
In ihren Texten stellten die Autoren Reflexionen über das menschliche Schicksal und den Sinn des Lebens an. Zentrale Themen waren Tod, Vergänglichkeit, Religiosität und der Schmerz des Lebens.
Bedeutende Autoren dieser Zeit sind: Antonio Machado, Miguel de Unamuno, Pío Baroja und Ramón María del Valle-Inclán.