Das Bauhaus: Geschichte, Philosophie und prägende Merkmale
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Das Bauhaus: Eine Revolution in Kunst und Design
Das Staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar als Kunstschule gegründet. In seiner Art und Konzeption war es damals etwas völlig Neues. Das historische Bauhaus stellt heute die einflussreichste Bildungsstätte im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs dar. Es bestand von 1919 bis 1933 und gilt heute weltweit als Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst. Die Resonanz des Bauhauses hält bis heute an und prägt wesentlich das Bild deutscher Entwürfe im Ausland.
Der weitreichende Einfluss des Bauhauses
Der Einfluss des Bauhauses war so bedeutend, dass umgangssprachlich der Begriff Bauhaus oft mit der Moderne in Architektur und Design gleichgesetzt wird. Kunstgeschichtlich ist es jedoch problematisch, den Bauhausstil und die Entwicklungen in Deutschland isoliert zu betrachten und „Bauhaus“ als reinen Stilbegriff, etwa als Architektur- oder Möbelstil, zu verwenden. Die Entwürfe und Arbeiten von Lehrern und Schülern am Bauhaus werden daher als Teil länderübergreifender, längerfristiger Strömungen gesehen und unter Begriffen wie Funktionalismus, Klassische Moderne, Neue Sachlichkeit, Internationaler Stil oder Neues Bauen eingeordnet.
Die Verbindung der Künste im Bauhaus
Im Bauhaus wurden die traditionell getrennten Bereiche der Bildenden Kunst, der Angewandten Kunst und der Darstellenden Kunst auf der Grundlage eines umfassenden Konzeptes miteinander verbunden, was wiederum eine starke Ausstrahlung auf Malerei, Darstellende Kunst und Musik hatte.
Grundgedanken und Philosophie des Bauhauses
Die ursprünglichen Intentionen von Henry van de Velde und Walter Gropius waren es, die Kunst von der Industrialisierung zu emanzipieren und das Kunsthandwerk wiederzubeleben. Damit bildeten sie einen Gegenentwurf zur Ästhetik des Historismus, in der kunsthandwerklich entwickelte Ornamente seriell durch industrielle Massenproduktion kopiert wurden. Mit dem Begriff „Kunst“ wurde hier nicht die damalige Avantgarde bezeichnet, sondern die Formensprache zeitgenössischer Entwerfer, die für die Produktion im Stil vergangener Epochen gedacht war. Mit der Rückbesinnung auf das Handwerk war die gestalterische Intention verbunden, experimentell und manuell eine neue Formensprache zu entwickeln, die dem industriellen Herstellungsprozess gerecht wird.
Architektur als Gesamtkunstwerk und moderne Anwendungen
Ein zentrales Leitbild des Bauhauses war es, die Architektur als Gesamtkunstwerk mit den anderen Künsten zu verbinden. Deshalb verkündete das Bauhaus im Gründungsmanifest von 1919: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau“. Im Laufe der Entwicklung resultiert jedoch besonders das heutige Industrie- und Grafikdesign aus diesen Ideen. In der Architektur hat sich das modulare Bauen nicht nur bei Industrieanlagen, sondern auch bei der Schaffung günstigen Wohnraums, zum Beispiel in Satellitenstädten von Megametropolen, durchgesetzt.
Das Bauhaus als Arbeitsgemeinschaft und seine Ziele
Das „Staatliche Bauhaus“ war vom Gründer Walter Gropius als eine Arbeitsgemeinschaft gedacht, in der die Unterscheidung zwischen Künstler und Handwerker aufgehoben werden sollte. Durch ihr Schaffen wollten die Mitarbeiter des Bauhauses gesellschaftliche Unterschiede beseitigen und zum Verständnis zwischen den Völkern beitragen. In Intention und Ergebnissen bestanden damit vielfältige Ähnlichkeiten und Verbindungen zum 1907 gegründeten Deutschen Werkbund, dessen Mitglied Walter Gropius bis 1933 war.
Walter Gropius: Visionär und Gründer des Bauhauses
Ein Name ist untrennbar mit der Geschichte des Bauhauses verbunden: Walter Gropius. Neben Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier gilt Gropius als Mitbegründer der modernen Architektur. Er verband Kunst und Handwerk wie niemand vor ihm und überführte Richard Wagners Begriff des Gesamtkunstwerks in die Industriemoderne. Feininger, Kandinsky, Klee – sie und andere zeitgenössische Künstler von Rang und Namen holte er als Meister an das Staatliche Bauhaus in Weimar, um dort zu unterrichten. Auch nach seiner Bauhaus-Zeit vertrat Gropius sein Ideal der Einheit von Kunst und Technik.
Charakteristische Merkmale des Bauhaus-Stils
Bereits 1911 entwarfen Gropius und Meyer gemeinsam die Fagus-Werke in Alfeld (Leine). Dabei verwendeten sie Elemente, die später charakteristisch und stilbestimmend werden sollten: Der gesamte Baukörper war funktional gegliedert. Sein Verwendungszweck bestimmte die Form, und seine Ästhetik ergab sich aus seiner Funktionalität. Auch die Fassadengestaltung ließ die zukünftige Nutzung erahnen. Die revolutionäre Stahlskelettbauweise – tragende Stahlelemente mit Ziegelausfachung, bedeckt von einem Flachdach – ermöglichte den Verzicht auf statische Verstärkung der Gebäudeecken. Diese „offenen Ecken“ wurden durch kantenumgreifende Verglasung sowie Balkone ersetzt und vermittelten so einen Eindruck von Leichtigkeit. Dabei trug die vorgehängte Glasfassade (*Curtain Wall*) selbst keine Last, zeigte aber die tragenden Elemente, die so selbst zu gestaltenden Teilen wurden. Auch in der Farbgebung ging man neue Wege. Die äußeren Wände wurden in neutralem, schlichten Weiß gehalten, innen differenzierten Farben zwischen tragenden und verkleidenden Elementen. Jede der dreizehn Werkstätten leistete ihren speziellen Beitrag; als Kunst und Handwerk zugleich wirkten unter anderem die Metallwerkstatt, Tischlerei, Glasmalerei, Weberei, Wandmalerei und die Harmonisierungslehre, vereint von der von Gropius, Meyer und später Mies van der Rohe geleiteten Architekturwerkstatt.