Begabt, talentiert, frühreif: Unterschiede
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Unterschiede: Begabt, Talentiert, Frühreif
Begabung (Gifted)
Bezeichnet außergewöhnliche Kinder mit folgenden Merkmalen (Renzulli, 1977):
- Hohe intellektuelle Kapazität und Leistung
- Hohe Kreativität
- Ausdauer bei der Aufgabenbearbeitung bis zur Produktentwicklung
Bei Erwachsenen bezieht sich Begabung auf Leistungen, bei Kindern auf Potenzial (Genovard, 1990).
Talent
Aus psychometrischer Perspektive (Gardner, 1993, 1995):
- Frühes biopsychosoziales Potenzial in einem spezifischen Bereich
- Besondere Fähigkeiten in Bereichen wie Kunst, Musik, Sport oder Theater
Frühreife
- Bezieht sich auf außergewöhnliche Entwicklung, ist aber kein Indikator für intellektuelle Einzigartigkeit.
- Bewertung anhand von Leistungskriterien in frühen Entwicklungsstadien.
- Verhaltensweisen, die nicht von Gleichaltrigen erworben wurden.
- Höherer evolutionärer Prozess, der erst nach vollständiger Entwicklung kognitiv beurteilt werden kann.
- Benchmarks sind Verhaltensweisen und deren Tempo (normal = Durchschnitt, außergewöhnlich = schneller/langsamer).
Merkmale der Begabtenförderung
Einige Details zum Profil von Hochbegabten:
- Jedes begabte Kind ist einzigartig, aber viele teilen bestimmte Merkmale.
- Lehrer und Eltern können Kinder oft erfolgreich identifizieren, wenn sie ähnliche Merkmalslisten verwenden.
- Kein Kind weist *alle* unten genannten Eigenschaften auf.
Typische Merkmale:
- Versteht und erinnert sich leicht an das Gelernte.
- Erinnert sich an Details.
- Umfangreicher, fortgeschrittener und reicher Wortschatz.
- Versteht schnell Zusammenhänge und abstrakte Ideen.
- Liebt es, Probleme zu lösen.
- Ist konzentriert.
- Arbeitet selbstständig.
- Liest viel.
- Eher zwanghaft.
- Langweilt sich leicht durch Wiederholung oder Routine.
- Ist unternehmerisch.
- Geht Risiken ein.
- Hat einen guten Sinn für Humor.
- Hat große Erwartungen an sich selbst und andere.
- Hat einen starken Sinn für Gerechtigkeit.
- Führt andere an.
- Hat ein hohes Bewusstsein für sich selbst.
Identifizierung begabter Kinder
Unentdeckte und nicht geförderte begabte Schüler verlieren oft die Motivation und zeigen schlechte Leistungen.
Psychometrische Ressourcen
Psychologen können folgende Ressourcen nutzen:
- Intelligenztests (z.B. Wechsler-Skala)
- Kreativitätstests (z.B. TTCT Torrance)
- Fragebögen zu Talent (z.B. von Martínez Bel)
- Tests zu spezifischen Fähigkeiten (Selbstkonzept, Motivation usw.)
Informelle Identifizierungstests
- Lehrer: Bieten Informationen über die Kapazität des Schülers.
- Eltern: Berichten über die Fähigkeiten ihres Kindes.
- Mitschüler: Können wertvolle Berichte liefern.
- Informationen von Lehrern, Eltern und Gleichaltrigen werden durch Beobachtungsskalen gesammelt.
Begabte Schüler können gute oder schlechte Schulleistungen zeigen. Es ist wichtig, begabte Kinder zu erkennen, auch wenn sie die Schule nicht mögen.
Der Torrance Test (TTCT)
Der TTCT (Torrance Tests of Creative Thinking) bewertet die Kreativität von Kindern anhand folgender Komponenten:
- Flüssigkeit (Fluency): Anzahl der Ideen
- Flexibilität (Flexibility): Vielfalt der Ideen
- Originalität (Originality): Einzigartigkeit der Ideen
- Elaboration (Elaboration): Ausarbeitung und Detailreichtum der Ideen
Der Test besteht aus zwei Untertests:
1. Mündliche Tests
Bewertet die Vorstellungskraft durch Sprache. 7 Untertests:
- Fragen zu Reizen stellen.
- Gründe zur Unterstützung von Ideen nennen.
- Folgen von Reizen ableiten.
- Möglichkeiten zur Verfeinerung eines Objekts entwickeln.
- Verfahren zur Verwendung eines neuen Objekts entwickeln.
- Originelle Fragen formulieren.
- Sich unwirkliche Situationen vorstellen.
2. Figurative Ausdruckstests
Bewertet die Vorstellungskraft durch Zeichnungen. 3 Untertests:
- Eine Zeichnung erstellen.
- Eine Zeichnung fertigstellen.
- Unterschiedliche Kompositionen mit parallelen Linien erstellen.