Behörden in der Kritik: Irreführende Werbung fördert Kinderfettleibigkeit
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Von LEON GABRIEL ZARAGOZA
Beschwerden gegen Kellogg's und Nestlé eingereicht
Die Organisation Die Macht der Verbraucher (El Poder del Consumidor) reichte gestern drei Beschwerden bei der Bundesagentur für Verbraucherschutz (PROFECO) und der Eidgenössischen Kommission für den Schutz gegen Gesundheitsrisiken (COFEPRIS) des Gesundheitssekretariats (SSA) ein.
Die Beschwerden richten sich gegen zwei separate Produktlinien der Unternehmen Kellogg's und Nestlé. Der Vorwurf: Die ausgestrahlte Werbung sei "irreführend" für Kinder, fördere schlechte Essgewohnheiten und verletze deren Rechte als Verbraucher.
Behörden als Komplizen von Krankheiten und Unterernährung
Die Organisation wirft den Bundesbehörden vor, durch ihre Untätigkeit und die mangelnde Durchsetzung von Gesetzen und Sanktionen zu Komplizen der Verschlechterung des Gesundheitszustands von Kindern zu werden. Dies führe zu einem hohen Maß an Unterernährung und Fettleibigkeit sowie weiteren körperlichen Beschwerden, die mit dem Konsum industrialisierter Produkte verbunden sind.
Globale Epidemie: Fettleibigkeit und Diabetes
Internationale Organisationen warnen davor, dass Fettleibigkeit in den letzten Jahren zu einer Epidemie geworden ist und weltweit kontinuierlich um 7,4 Prozent pro Jahr gestiegen ist.
- Aktuell gibt es weltweit zwischen 160 und 180 Millionen Diabetiker.
- Diese Zahl könnte in den nächsten 13 Jahren aufgrund der zunehmenden Fettleibigkeit auf 400 Millionen ansteigen.
Die Situation in Mexiko
Allein im Mexikanischen Institut für Soziale Sicherheit (IMSS) gibt es 10 Millionen Diabetiker, die auf Übergewicht zurückzuführen sind. Jährlich werden 10.000 Amputationen aufgrund des diabetischen Fußes durchgeführt.
Offizielle Zahlen belegen, dass die Verschlechterung der Ernährungsgewohnheiten im Land eine der Hauptursachen ist. Der Konsum von Obst und Gemüse in der Bevölkerung ist in 14 Jahren um 30 Prozent zurückgegangen.
Diktat der Ernährungspolitik durch Konzerne
Auf einer Pressekonferenz erklärte der Direktor von Die Macht der Verbraucher, Alejandro Calvillo, dass multinationale Unternehmen die Ernährungspolitik des Landes diktieren. Dies gehe so weit, dass sie die gesetzgeberische Tätigkeit des Kongresses in diesem Bereich verhindern konnten.
Forderungen und spezifische Klagen
Calvillo forderte das Gesundheitssekretariat (SSA) auf, die höchste gesetzlich mögliche Geldstrafe gegen Nestlé zu verhängen. Die Werbung für Chocobabana-Eis lade dazu ein, die natürliche Nahrungsaufnahme durch Eis zu ersetzen.
Gegen Kellogg's wurde administrativ Klage erhoben wegen der manipulierten Bilder in der Werbung für Choco Krispis und Frosted Flakes. Die Anzeigen suggerieren dem Publikum, dass der Konsum dieser Produkte zu ungewöhnlicher körperlicher Aktivität führen könne.
Zudem sei die Behauptung in der Choco Krispis-Werbung, das Produkt ermögliche durch "Forti-Calcio" ein "Groß- und Starkwerden", irreführend.
Kinder als autonome Konsumenten
Die Klagen werden durch wissenschaftliche Referenzen gestützt, die zeigen, dass die meisten Kinder unter acht Jahren nicht zwischen einem Programm und einem Werbehinweis unterscheiden können.
Studie zur Markenpräferenz bei Kindern
Eine kürzlich an 9- bis 11-Jährigen durchgeführte Studie ergab, dass 94 Prozent der Befragten den Lebensmittel-Empfehlungen von Tony dem Tiger (Maskottchen von Kellogg's) und Ronald McDonald mehr vertrauten als denen ihrer Eltern.
Für einen wirksamen Schutz der Kinderrechte seien zwei Elemente entscheidend:
- Die Anerkennung, dass Kinder Konsumenten sind (was die Industrie selbst angenommen hat).
- Die Existenz einer höheren Schwelle für Betrug in der Werbung, die sich an Kinder richtet.
Wandel der Konsumentenwahrnehmung
Bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts waren Werbeaktionen auf Erwachsene zugeschnitten, da die öffentliche Wahrnehmung besagte, dass Kinder durch ihre Eltern im Konsumverhalten sozialisiert wurden. Diese Situation änderte sich in den 90er Jahren, als die Industrie Kinder als "autonome Konsumenten" betrachtete.
Kaufkraft von Kindern (USA)
Die Ausgaben und der Einfluss von Kindern sind signifikant gestiegen:
- 1980er Jahre: Amerikanische Kinder gaben jährlich über 6 Milliarden US-Dollar aus und beeinflussten die Kaufentscheidungen ihrer Familien im Wert von geschätzten 132 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
- Aktuelle Studien:
- 3 bis 5 Jahre: Entscheiden über Ausgaben von 1,5 Milliarden US-Dollar und beeinflussen weitere 15 Milliarden US-Dollar.
- 4 bis 12 Jahre: Geben 27 Milliarden US-Dollar aus und beeinflussen die Ausgaben ihrer Eltern um geschätzte 188 Milliarden US-Dollar.