Betriebswirtschaftslehre: Theorien, Prinzipien & Schulen

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Betriebswirtschaftslehre: Definition und Aufgaben

Die Betriebswirtschaftslehre (BWL) ist eine Sozialwissenschaft, die sich mit der Organisation und Verwaltung von Ressourcen in wirtschaftlichen Einheiten befasst. Sie untersucht die Prozesse und Ergebnisse betrieblicher Aktivitäten.

Im Kern kann die BWL als die Lehre von der Planung, Organisation, Steuerung und Kontrolle aller Ressourcen in einer wirtschaftlichen Einheit verstanden werden, um einen klar definierten Zweck zu erreichen.

Klassische Managementtheorien

Die Entwicklung der Managementlehre in den USA, insbesondere während der Verwaltungen der Präsidenten T. Roosevelt und Wilson, führte zur Entstehung von drei Hauptströmungen:

  • Wissenschaftliche Betriebsführung (Scientific Management): Fokus auf Effizienz und Produktivität durch systematische Analyse von Arbeitsprozessen.
  • Verwaltungslehre (Administrative Management): Fokus auf die Struktur und Prinzipien der Organisation.
  • Bürokratische Organisation: Fokus auf rationale, regelbasierte Strukturen.

Wissenschaftliche Betriebsführung

Um 1900 begannen Unternehmer, wissenschaftlich fundierte Theorien zur Unternehmensführung zu entwickeln. Bedeutende Beiträge lieferten:

  • Henry Towne mit "Science of Management" (1890)
  • Frederick Winslow Taylor mit "Scientific Management"
  • Frank und Lillian Gilbreth mit "Die angewandte Untersuchung der Bewegung" (Motion Study)

Yoichi Ueno führte 1912 den Taylorismus in Japan ein und war der erste Unternehmensberater für Betriebswirtschaft, der den japanischen Managementstil prägte. Sein Sohn Ichiro Ueno war ein Pionier der japanischen Qualitätssicherung.

In den 1930er Jahren entstand der Fordismus, basierend auf den Ideen von Henry Ford, dem Gründer der Ford Motor Company. Dieser Ansatz zeichnete sich durch Massenproduktion, Fließbandarbeit und hohe Standardisierung aus.

Die Verwaltungslehre: Henri Fayol und seine Prinzipien

Die ersten umfassenden Theorien des Managements wurden maßgeblich von Henri Fayol entwickelt, der als Begründer der klassischen Verwaltungsschule gilt. Er systematisierte das Managementverhalten und etablierte die 14 Prinzipien des Managements in seinem Buch "Administration Industrielle et Générale" (Allgemeine und industrielle Verwaltung):

1. Unterordnung der Einzelinteressen

Die Interessen des Unternehmens haben Vorrang vor den Interessen einzelner Mitarbeiter.

2. Unity of Command (Einheit der Auftragserteilung)

Jeder Mitarbeiter sollte Anweisungen nur von einem Vorgesetzten erhalten.

3. Unity of Direction (Einheit der Leitung)

Ein Kopf und ein Plan für alle Aktivitäten einer Gruppe mit demselben Ziel. Dies ist die wesentliche Voraussetzung für Handlungseinheit, Koordinierung der Anstrengungen und Konzentration. Die Kontrolleinheit kann ohne die Einheit der Richtung nicht existieren, folgt aber nicht daraus.

4. Zentralisierung

Die Konzentration der Entscheidungsbefugnis auf höhere Hierarchieebenen.

5. Hierarchie (Skalare Kette)

Die Befehlskette, die von der höchsten Autorität bis zur niedrigsten Ebene reicht und die Grundlage aller Kommunikation bildet.

6. Arbeitsteilung

Spezialisierung der Aufgaben zur Entwicklung und Förderung der Mitarbeiter in ihrer Arbeit.

7. Autorität und Verantwortung

Die Fähigkeit, Anweisungen zu geben und Gehorsam zu erwarten, geht Hand in Hand mit der Übernahme von Verantwortung.

8. Disziplin

Disziplin hängt von Faktoren wie Arbeitsbereitschaft, Gehorsam, Hingabe und korrektem Verhalten ab.

9. Personalvergütung

Die Vergütung muss fair sein und die Zufriedenheit der Mitarbeiter gewährleisten.

10. Ordnung

Alles muss richtig eingerichtet und an seinem Platz sein. Diese Ordnung bezieht sich sowohl auf materielle als auch auf menschliche Ressourcen.

11. Eigenkapital (Gerechtigkeit)

Güte und Gerechtigkeit sind entscheidend für die Loyalität der Belegschaft.

12. Stabilität und Dauer des Personals

Es muss für die Stabilität des Personals gesorgt werden.

13. Stabilität und Dauer des Personals (Wiederholung)

Es muss für die Stabilität des Personals gesorgt werden.

14. Initiative

Die Fähigkeit, einen Plan zu visualisieren, zu entwickeln und dessen Erfolg sicherzustellen.

15. Teamgeist (Esprit de Corps)

Alle Mitarbeiter im Unternehmen arbeiten reibungslos zusammen, als wären sie eine Einheit. Dies ist die Stärke einer Organisation.

(Anmerkung: Der Originaltext enthielt 15 Punkte, wobei "Stabilität und Dauer des Personals" doppelt vorkam. Henri Fayol selbst definierte 14 Prinzipien.)

Weitere Management-Schulen

Human Relations Schule

Die Human Relations Schule entstand teilweise, weil der traditionelle Ansatz die produktive Effizienz und Harmonie am Arbeitsplatz nicht ausreichend berücksichtigte. Dies führte zu einem erhöhten Interesse daran, Manager darin zu fördern, die personellen Ressourcen ihrer Organisationen effektiver zu verwalten. Viele Theoretiker versuchten, die klassische Organisationstheorie mit Elementen der Soziologie und Psychologie zu erweitern.

Bürokratische Schule

Der deutsche Soziologe Max Weber (1864-1920) vertrat die Ansicht, dass jede Organisation, um ihre Ziele zu erreichen und die Aktivitäten Tausender Individuen eng zu überwachen, eine Theorie der Regierung von Bürokratien entwickeln muss. Er betonte die Notwendigkeit einer breit angelegten Hierarchie, die strengen Regeln und klar definierten Autoritätslinien unterliegt.

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