Der Bewaffnete Frieden: Ursprünge und Konflikte vor dem Ersten Weltkrieg

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Bismarcks Bündnissystem und die Isolation Frankreichs

Nach der deutschen Wiedervereinigung stieg Deutschland dank der Politik des Reichskanzlers Bismarck zur führenden Macht in der internationalen Politik auf. Bismarck entwickelte ein komplexes System von Allianzen zwischen Deutschland, Österreich und Russland, dem sich später Italien anschloss. Dieses System verfolgte zwei Hauptziele:

  • Die Isolation Frankreichs: Der Verlust von Elsass-Lothringen nach dem Krieg von 1870 hatte Frankreichs Rachegelüste geschürt und es zu einem potenziellen Gegner gemacht.
  • Die Erhaltung des Gleichgewichts auf dem Balkan: Bismarck wusste, dass Österreich und Russland widerstreitende Interessen auf dem Balkan hatten und dass diese Spannungen die Quelle eines europäischen Konflikts sein könnten.

Die Ära des Bewaffneten Friedens (1890-1914)

Mit dem Ende von Bismarcks Ära begann eine neue Periode in den internationalen Beziehungen, die wir als Bewaffneten Frieden (1890-1914) bezeichnen. Diese Zeit war durch zwei wesentliche Merkmale geprägt:

  • Bildung von Militärblöcken: Die europäischen Mächte wurden in zwei entgegengesetzte Militärblöcke zusammengefasst. Deutschland, Österreich und Italien unterzeichneten die Triple-Allianz. Andererseits führte die aggressive Außenpolitik Kaiser Wilhelms II. dazu, dass Frankreich, Russland und Großbritannien die Triple-Entente (1907) bildeten. Russland hatte sein Bündnis mit Deutschland zuvor wegen der Probleme auf dem Balkan aufgegeben.
  • Wettrüsten: Gegenseitige Angst und Misstrauen führten zu einem massiven Wettrüsten unter den Großmächten.

Bewaffnete Auseinandersetzungen und Krisen

Trotz des „Friedens“ kam es zu mehreren bewaffneten Auseinandersetzungen und Krisen zwischen den Mächten:

  • Koloniale Konflikte: Koloniale Themen waren eine ständige Quelle von Problemen. Die alten Kolonialmächte (England und Frankreich) hatten die neuen Staaten Deutschland und Italien ignoriert, sodass diesen keine Rohstoffe und Märkte für den Aufbau eines eigenen Kolonialreiches blieben.
  • Marokkokrisen (1905 und 1911): Dies zeigte sich exemplarisch in den beiden Marokkokrisen. Frankreich versuchte, Deutschland kein Protektorat in Marokko zu gewähren, doch die Unterstützung Großbritanniens sicherte den Sieg der französischen Ansprüche.
  • Die Orientfrage: Eine weitere wichtige Quelle der Auseinandersetzung war die Orientfrage. Den Zerfall des Osmanischen Reiches nutzten Österreich und Russland, um ihre Macht in der Region auszubauen, was zu weiteren Spannungen führte.

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