Bildungsbeschleunigung, Inklusion & Lehrplananpassung

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Was ist Bildungsbeschleunigung?

Dies bedeutet, dass ein Schüler oder Student einen Kurs besucht, der über dem seinem Alter entsprechenden Niveau liegt. Es ist ein Weg, um eine Platzierung in einem pädagogischen Kontext zu finden, die dem Kenntnisstand am besten entspricht. Diese Maßnahme kann ergriffen werden, sofern der Schüler die Lernziele des zu überspringenden Kurses bereits erreicht hat. Es ist eine Maßnahme, die primär auf curricularen Leistungen basiert, aber auch andere Aspekte der persönlichen Entwicklung berücksichtigen muss.

Gruppierung

Diese Maßnahme erleichtert die gezielte Betreuung durch Lehrkräfte durch die Bildung von Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten nach dem regulären Unterricht. Ein möglicher Nachteil ist die Gefahr der Desintegration und Isolation.

Anreicherung (Enrichment)

Der Unterricht wird personalisiert und das Programm an die Merkmale des einzelnen Schülers angepasst. Der Schüler bleibt im Regelunterricht bei seinen Mitschülern und erhält die benötigte pädagogische Aufmerksamkeit durch eine Anpassung des Lehrplans an seine Bedürfnisse. Die Lehrkraft passt den Lehrplan durch Anreicherung an die Bedürfnisse des Schülers an. Die individualisierte Lehrplananpassung ist eine Form der Anreicherung. Bei der Anpassung des Lehrplans erfolgt die Entwicklung nicht parallel zum regulären Programm. Stattdessen muss schrittweise vorgegangen werden, sodass jeder Schüler entsprechend seinen Fähigkeiten lernen kann – in seinem eigenen Tempo und auf seinem Niveau. Die individuelle Anpassung wird dabei als beste Maßnahme betrachtet.

Arten kurrikularer Anpassungen

Anpassungen auf Schulebene

Schritte:

  • Definition von Wertesystemen oder der Identität der Schule (Schulprogramm).
  • Anpassung der allgemeinen Bildungsziele an die individuellen Bedürfnisse der Schüler.
  • Anpassung der Methodik des Lehrkörpers zur Personalisierung.
  • Anpassung der Inhalte basierend auf der Schülerschaft.
  • Anpassungen des Zugangs aufgrund materieller Probleme oder schülerbedingter Defizite.

Anpassungen auf Klassenebene

Anpassungen werden auf Klassenebene genauer vorgenommen und beziehen sich auf Aktivitäten des Lehr-Lern-Prozesses sowie auf Aspekte der Beurteilung, Inhalte und Ziele. Es werden zwei Arten von Lehrplananpassungen unterschieden:

  1. Temporäre Anpassungen: Änderung des Zeitrahmens zur Erreichung der Ziele.
    • Unbedeutende zeitliche Anpassung: Der Schüler erreicht die Ziele schneller als seine Mitschüler, aber innerhalb desselben Zyklus.
    • Signifikante zeitliche Anpassung: Ein neuer Zyklus oder Kurs ist erforderlich, um die vorgesehenen Ziele zu erreichen.
  2. Inhaltliche Anpassungen: Bearbeitung spezifischer Ziele, Inhalte oder Bereiche des Lehrplans.
    • Wahlmöglichkeiten: Auswahl bestimmter Fächer oder Inhalte.
    • Lehrplandiversifizierung: Ein extremer Fall, bei dem eine Reihe anderer Aktivitäten angepasst wird.

Anpassungen auf Schülerebene

Diese bestehen aus individuellen Maßnahmen, die den Schülern angeboten werden. Der Anpassungsprozess für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf sollte nicht als starr betrachtet werden, sondern um den Lehr- und Lernprozess herum aufgebaut sein.

Wichtige Punkte:

  1. Nach einer ersten pädagogischen Diagnose muss die am besten geeignete Methode gewählt werden, um die Gesamtziele entsprechend den Möglichkeiten des Schülers zu erreichen.
  2. Kurrikulare Anpassungen sollten nicht primär aus der Inhaltsperspektive erfolgen, sondern im Sinne pädagogischer Ziele bzw. der Entwicklung von Fähigkeiten.

Bedingungen für kurrikulare Anpassungen

  • Definition des schulbasierten Managements (Schulprogramm).
  • Eine flexible Organisationsstruktur, die sich an den Bedürfnissen und Aktivitäten der Schüler orientiert.
  • Priorisierung von Aspekten wie Kompetenzentwicklung, Denkprozesse, Werte, Methodik und relevante Inhalte.
  • Anwendung einer Methodik, die sinnvolles Lernen fördert und das Lernniveau verbessert – nicht durch Wissensquantität, sondern durch den Aufbau von Fähigkeiten.

Der Warnock-Bericht (Integration)

Dieser Bericht unterstützt drei Formen der Integration:

  • Physische Integration: Schaffung von Sonderklassen in Regelschulen, was zu räumlicher Nähe führt.
  • Soziale Integration: Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf teilen nicht nur den physischen Raum, sondern nehmen auch gemeinsam mit anderen Schülern an Aktivitäten teil. Soziale Integration in der Schule soll die Grundlage für soziale Integration in der Gesellschaft sein.
  • Funktionale Integration: Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf nehmen an den Aktivitäten im Klassenzimmer und an der Dynamik der Schule teil, d.h., sie werden ganz oder teilweise im Regelunterricht unterrichtet. Dies wird als sehr günstig angesehen.

Merkmale inklusiver Schulen (Stainback & Stainback, 1992)

Einige Merkmale einer inklusiven Schule sind:

  • Philosophie des Klassenzimmers: Alle Schüler lernen in Regelklassen. Vielfalt wird als Wert betrachtet, der die gesamte Bildungsgemeinschaft bereichert.
  • Regeln im Klassenzimmer: Die Regeln zielen auf Fairness, Gleichbehandlung und gegenseitigen Respekt unter den Schülern ab. Die Haltung der Lehrkraft ist hierbei entscheidend.
  • Unterricht (Instruction): Unterstützung wird angeboten, um allen Schülern zu helfen, die Lehrplanziele erfolgreich zu erreichen.
  • Unterstützung im Regelunterricht: Es ist wichtig, dass Unterstützung oder Verstärkung möglichst innerhalb des Regelunterrichts stattfindet und das Kind nicht herausgenommen wird. Zeit außerhalb des Regelunterrichts wird nicht als integrativ oder inklusiv betrachtet.

Qualitätsmerkmale inklusiver Bildung (Giangreco)

Giangreco identifizierte acht Merkmale für Schulen, die eine qualitativ hochwertige inklusive Bildung umsetzen:

  • Kollaborative Teamarbeit
  • Gemeinsame Ideen und Überzeugungen
  • Einbindung der Familie
  • Klare Rollenverteilung
  • Verständigung und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Berufsgruppen
  • Wirksames Unterstützungspersonal
  • Individuelle Programme zur Lehrplanentwicklung oder signifikante individuelle Anpassungen
  • Verfahren zur Beurteilung der Wirksamkeit

Grundsätze der Lehrplananpassung

  • Grundsatz der Standardisierung: Der allgemeine Lehrplan ist die Referenz für alle Anpassungen. Ziel ist das Erreichen der allgemeinen Ziele durch einen angepassten Bildungsprozess.
  • Ökologischer Grundsatz: Anpassungen müssen die pädagogischen Bedürfnisse im unmittelbaren Kontext berücksichtigen (Schule, Umfeld, Lerngruppe, einzelner Schüler).
  • Grundsatz der Signifikanz: Anpassungen erfolgen auf einem Kontinuum von geringfügig bis sehr bedeutsam. Man beginnt mit der Modifikation von Zugangselementen und passt bei Bedarf grundlegende Elemente (Evaluation, Methoden etc.) an.
  • Grundsatz der Realität: Anpassungen müssen durchführbar sein. Dies erfordert realistische Ansätze und Kenntnis der verfügbaren Ressourcen und Ziele.
  • Grundsatz der Beteiligung und des Engagements: Die Anpassung liegt in der Verantwortung des Tutors und anderer Fachkräfte. Entscheidungen und Lösungen werden im Konsens getroffen und dokumentiert.

Pädagogische Verstärkung oder Unterstützung

Pädagogische Verstärkung ist eine Lehrstrategie, die darauf abzielt, den pädagogischen Bedürfnissen eines Schülers oder einer Gruppe zeitnah und sporadisch während ihres Lernprozesses gerecht zu werden. Sie umfasst pädagogische Aktivitäten, die den Regelunterricht ergänzen, verstärken und bereichern. Diese Maßnahme wird häufig in der Primar- und Sekundarstufe eingesetzt, da sie nicht sehr komplex ist und oft vom Klassenlehrer im Regelunterricht durchgeführt werden kann. Manchmal ist jedoch die Unterstützung anderer Fachkräfte (z. B. Förderlehrer, Logopäden) erforderlich. Es gibt drei Arten:

  • Vorbereitend (vorher): Dem Schüler werden Materialien zur Verfügung gestellt, um sich vorab mit dem Stoff zu beschäftigen oder Notizen zu machen, die später überprüft werden.
  • Begleitend (währenddessen): Bereitstellung von Ressourcen oder Materialien während des Unterrichts oder Unterstützung durch eine Lehrkraft während des Unterrichts.
  • Nachbereitend (nachher): Unterstützung durch Überprüfungsmaterialien oder gezielte Übungen zur Vertiefung der im Unterricht behandelten Inhalte.

Die Verantwortung für die pädagogische Unterstützung liegt beim Lehrer. Bei Bedarf erstellt die zuständige Abteilung einen Bericht, der den Vorschlag befürwortet oder ablehnt. Pädagogische Verstärkung ist eine gezielte Strategie für spezifische Bedürfnisse.

Merkmale von Bildung nach Parrilla (1992a)

Parrilla hob folgende Merkmale hervor:

  1. Bildung ist Humanisierung und strebt nach Veränderung oder Verbesserung.
  2. Sie ist personenzentriert.
  3. Die Person wird als integral und einzigartig betrachtet; Bildung ist ein Prozess.
  4. Bildung findet in vielen Bereichen statt; die Schule ist ein wichtiger Ort dafür.
  5. Bildung bedeutet Integration und Teilhabe an der Gesellschaft. Sonderpädagogik unterscheidet sich von der allgemeinen Bildung nicht durch ihre Ziele (Normalisierung, soziale Integration), sondern durch die eingesetzten Mittel und Kontexte.

Funktionen von Bildung nach Zabalza (1990)

Zabalza unterscheidet fünf Funktionen oder Zwecke von Bildung:

  • Entwicklung: Bildung verändert und entwickelt das Subjekt.
  • Befreiung: Bildung befähigt den Menschen zur Freiheitssuche.
  • Sozialisation/Berufsvorbereitung: Bildung integriert das Subjekt in die Gesellschaft und befähigt zur Arbeit.
  • Information: Bildung ermöglicht intellektuelle Entwicklung.
  • Training/Formung: Bildung fördert die individuelle Entwicklung des Subjekts.

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