Bildungssystem im kolonialen Chile

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Erste Schulen (Grundbildung)

Die Grundbildung war ständisch (nur für spanische Einwanderer) und potenziell "massiv", d.h., es gab keine Mengenbegrenzung für die Teilnahme.

  • Das spanische Bildungssystem richtete sich meist an die Mittelschicht. Die wirtschaftlich mächtigsten Klassen bevorzugten im Allgemeinen Hausunterricht mit Privatlehrern.
  • Die einzige Bedingung für die Teilnahme war, Sohn spanischer Eltern zu sein.
  • Frauen wurden normalerweise in Klöstern erzogen, wo ihnen Religionsunterricht und Hausarbeiten beigebracht wurden.
  • Privatschulen: Für die Söhne der Krone oder diejenigen, die es sich leisten konnten.
  • Schulrat oder königliche Schule (öffentliche Schule): Diese Einrichtungen wurden durch Steuern der Krone finanziert (die vom Volk über den Rat/Cabildo gezahlt wurden). Sie waren kostenlos und für die Kinder von Spaniern und Mestizen bestimmt, insbesondere für die Armen.

In Chile gab es nur drei öffentliche Schulen: in Santiago, Concepción und La Serena (unterstützt vom jeweiligen Rathaus/Cabildo). Es gab keine Schulräte in der Umgebung, und die Bevölkerung war oft zu arm, um sie zu unterhalten.

Ziele und Methoden der Grundbildung

  • Ziel: Vermittlung des Glaubenswissens, Erziehung gottesfürchtiger Männer.
  • Lehrinhalte: Kastilisch (Spanisch), Arithmetik und Religionsunterricht (Katechismus).
  • Methode: Strenge ("Zucht und Ordnung"). Strafe war üblich, der Schwerpunkt lag auf Auswendiglernen und Nachsprechen.

Lehrermangel

Ein Hauptproblem war der Mangel an Lehrern, da wenige Menschen am Lehrberuf interessiert waren.

(Anmerkung: Chile war als Generalkapitanat oft ein Kriegsgebiet, daher hatte Bildung keine Priorität.)

Anforderungen an Lehrer

Die Schwierigkeit, Lehrer zu finden, lag auch an den hohen Anforderungen:

  • Religiös sein (von der Kirche autorisiert), nicht durch Verbrechen berüchtigt sein.
  • Keinen "unterwürfigen" Handel (Handarbeit) ausüben.
  • Einen guten Lebenswandel und gute Sitten haben (von der Kirche zertifiziert).
  • "Reinheit des Blutes" (Limpieza de sangre) nachweisen. Lesen, Schreiben, die Bibel kennen und Federn schneiden können.
  • Altchrist sein (in der Kindheit getauft) und Hidalgo (Adliger) sein.

Diese Anforderungen waren in Chile sehr schwer zu erfüllen.

Höhere Schulen (Sekundarstufe)

Diese Schulen richteten sich an Söhne spanischer Einwanderer der Oberschicht, insbesondere an solche mit akademischen Verdiensten. Sie wurden staatlich unterstützt und verliehen den Bakkalaureus-Titel. Der Lehrplan umfasste Latein und die Klassiker (Griechenland und Rom).

In Chile waren diese Schulen kaum vorhanden und meist kostenpflichtig (im Gegensatz zum Rest Amerikas, wo sie oft kostenlos waren und von Orden unterhalten wurden). Es herrschte zudem ein Mangel an Priestern.

Lateinschulen

Ziel: Ausbildung neuer lokaler Priester.

Lehrinhalte: Kirchengeschichte, Heilige Schriften. Die Schulen wurden von der Krone unterhalten. Der Eintritt erfolgte mit 13-14 Jahren, die Ausbildung dauerte 3-4 Jahre. Absolventen erhielten hier bereits den Priestertitel.

Universitäre Bildung

Diese Einrichtungen verliehen nicht direkt den höchsten akademischen Grad. Dafür musste eine Prüfung an einer Universität (z.B. Salamanca) abgelegt werden. Dies war sehr schwierig und komplex für die damalige Zeit und blieb den Eliten mit größerer wirtschaftlicher Macht vorbehalten.

Ziel und Voraussetzungen

Ziel: Ausbildung von Beamten für den öffentlichen Dienst und von Personen, die in den Klerus eintreten würden.

Teilnahmevoraussetzungen:

  • Adel (Hidalgo), Bildung (Bakkalaureus), Reinheit des Blutes und ein Leumundszeugnis.

Methode und Inhalte

Methode: Mittelalterliche Scholastik (Trivium und Quadrivium), gefolgt von Spezialisierung. Schwerpunkte lagen auf Theologie, Philosophie und Recht. Geisteswissenschaften (humanidades) spielten eine geringere Rolle.

Einrichtungen in Chile

In Chile entsprachen die Convictorios und Seminare diesem Niveau, hauptsächlich mit dem Ziel der Priesterausbildung:

  • Convictorio San Francisco Javier (Santiago): Überlebte als einziges den Unabhängigkeitsprozess und besteht bis heute fort.
  • Convictorio San José (Concepción)
  • Seminar von Imperial

Anmerkung zu Jesuiten: Alle höheren Schulen in Chile wurden von Jesuiten geleitet, die auch einige Mestizen akzeptierten. Nach der Vertreibung der Jesuiten im Jahr 1767 wurden diese Schulen von anderen Orden (z.B. Franziskanern) übernommen.

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