Das Buch von Kells: Geschichte, Kunst und Bedeutung

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Das Buch von Kells: Ein Meisterwerk der Buchmalerei

Ursprung und Geschichte

Das Buch von Kells, entstanden um 800 n. Chr., ist ein herausragendes Beispiel illuminierter Handschriften. Es wurde ursprünglich von Mönchen der Abtei Iona begonnen, die im 6. Jahrhundert vom Heiligen Columban gegründet wurde.

Aufgrund der Wikingerinvasionen im Jahr 807 n. Chr. waren die Mönche gezwungen, nach Irland in das Kloster Kells umzusiedeln. Dort setzten sie die Arbeit an diesem prächtigen Manuskript fort, das in Iona begonnen worden war.

Inhalt und Aufbau

Das Buch von Kells enthält einführende Texte, die Eusebischen Kanontafeln (mit hebräischen Namen) und die vier Evangelien. Es ist jedoch unvollständig; das Matthäusevangelium endet bei Kapitel 17, Vers 13. Ein Teil der Nova Vulgata-Übersetzung ist ebenfalls verloren gegangen.

Die Schreiber und ihre Techniken

Die Kunsthistorikerin Françoise Henry identifizierte bis zu drei verschiedene Schreiberhände:

  • Hand A: Verantwortlich für die Seiten 1–19, 276–289 und 307. Kennzeichnend sind braune Tinte und 18 bis 19 Zeilen pro Seite.
  • Hand B: Arbeitete an den Seiten 19–26 und 124–128. Diese Hand verwendete rote, violette oder schwarze Tinte und zeigte eine variable Zeilenanzahl pro Seite.
  • Hand C: Verfasste den Großteil des restlichen Folianten. Charakteristisch sind braune Tinte, 17 Zeilen pro Seite und die Verwendung von Kleinbuchstaben.

Die Schreiber unterschieden sich nicht nur in ihrer Handschrift, sondern auch in der Farbgebung. Das Buch von Kells zeichnet sich durch eine außergewöhnlich reiche und vielfältige Farbpalette aus, die über frühere polychrome Werke hinausgeht. Verwendet wurden unter anderem Violett, Rot, Pink, Grün, Blau und Gelb.

Kunststil und Ikonografie

Die Miniaturen des Buches von Kells zeichnen sich durch ihren außergewöhnlichen Reichtum und ihre künstlerische Freiheit aus, die andere anglo-irische Kanontafeln, Incipits und Texte übertreffen.

Zu den vollständigen Seitenillustrationen gehören:

  • Drei Tetramorphe
  • Zwei Evangelistenporträts
  • Eine Teppichseite mit einem Kreuz und acht Kreisen
  • Eine Darstellung der Jungfrau mit Kind
  • Drei Darstellungen Christi (thronend, die Gefangennahme, die Versuchungen)
  • Eine Vielzahl kleinerer, einleitender Bilder

Der insulare Stil ist in den Einleitungen deutlich erkennbar, insbesondere durch den horror vacui (Angst vor der Leere). Figuren, Schriftrollen und Flechtwerke füllen die Flächen vollständig aus und scheinen oft Goldflächen zu imitieren.

Die Eusebischen Kanontafeln zeigen eine Fülle von Formen, darunter Darstellungen Christi, zwei Monster, verschlungene Körper und verschiedene Figuren, die mit komplexen Flechtmotiven vermischt sind.

Spezifische Incipits und Porträts

  • Incipit des Markusevangeliums: Die Flechtmuster lassen sich mit der keltischen La-Tène-Kunst der zweiten Eisenzeit in Verbindung bringen, die ebenfalls durch farbenfrohe Motive gekennzeichnet ist.
  • Incipit des Matthäusevangeliums / Incipit des Johannesevangeliums / Porträt des Heiligen Johannes: Die Evangelistenporträts sind oft eng mit den Flechtmustern verwoben. Besonders charakteristisch sind die goldenen Locken, die wie massive Schleifen wirken und eine ähnliche Behandlung wie die Schriftrollen und Flechtwerke erfahren.

Die Jungfrau mit Kind

Diese Miniatur gilt als die älteste erhaltene westliche Darstellung der Jungfrau Maria. Sie sitzt auf einem Thron, wobei ein Versuch der Dreiviertel-Verkürzung erkennbar ist. Auffällig ist, dass das Kind einen Bart trägt.

Maria ist mit einem Maphorion (einem Schleier) bedeckt, was auf byzantinischen Einfluss verweist, da die Darstellung der Theotokos (Gottesmutter) mit diesem Gewand bereits im Syrien des 4. Jahrhunderts auftauchte.

Obwohl die Darstellung schematisch wirkt, zeigt sie auch eine gewisse Natürlichkeit. Die keltische Dekoration zeichnet sich durch brillante Detailschärfe aus. Der transparente Heiligenschein, ein Merkmal byzantinischer Vorbilder, ist hier zu sehen, obwohl die Darstellung von Transparenz in der Buchmalerei schwieriger ist als im Mosaik. Trotz dieser byzantinischen Elemente ist die restliche Ausgestaltung des Throns, der in einem Tierkopf endet, und der gesamten Szene durchweg keltisch interpretiert.

Das umstrittene Christus-Porträt

Ein Porträt im Buch von Kells wird kontrovers diskutiert, ob es Christus oder einen Evangelisten darstellt. Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit den Evangelistenporträts und der Darstellung eines Buches könnte es leicht verwechselt werden. Jedoch deuten Details wie ein Kreuznimbus oder eine Segensgeste darauf hin, dass es sich um Christus handelt.

Die Figur ist von Seraphim und Engeln umgeben, allesamt in keltischen Flechtmustern kunstvoll verwoben. Einige Interpretationen verbinden diese Darstellung mit der Apokalypse, wobei eine versteckte Hand die nicht offenbarte Wahrheit symbolisiert.

Kritiker dieser apokalyptischen Hypothese verweisen jedoch auf das Buch, das die Figur hält, und sehen darin eine Verbindung zu den Aposteln.

Die Gefangennahme Christi

Die Darstellung der Gefangennahme Christi ist stilistisch klarer und zeigt syrische Einflüsse. Christus ist die zentrale Figur, flankiert von zwei bärtigen Figuren (möglicherweise mit Schnurrbart).

Der Bogen über der Szene endet in einem Tierkopf und ist im Zentrum mit keltischen Flechtmustern verziert.

Irische Monumentalskulptur

Typen der irischen Monumentalskulptur

Die irische Monumentalskulptur umfasst verschiedene Formen, darunter:

  • Säulen
  • Behauene Steine
  • Hochkreuze

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