Camilo José Cela & Miguel Delibes: Meister der spanischen Literatur
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Zwei Giganten der spanischen Nachkriegsliteratur
Camilo José Cela: Experimentierfreude und Grausamkeit
Camilo José Cela ist der Autor eines dichten, unebenen und abwechslungsreichen literarischen Werks, das Romane, Kurzgeschichten und Reisebücher umfasst. Charakteristisch für Celas Romane ist die ständige Suche nach neuen Wegen und Ausdrucksformen der Erzählung. Er hatte stets eine Leidenschaft dafür, das Leben in all seinen Facetten zu erleben.
Frühe Werke und der Schock des Realismus
Mit seinem ersten Roman, La familia de Pascual Duarte, etablierte er sich sofort als bedeutender Autor. Kritiker bezeichneten dieses Werk als „Panikmache“ aufgrund der bitteren und grausamen Welt der Gewalt, in die der Autor uns eintauchen lässt.
Nach zwei sehr unterschiedlichen Werken veröffentlichte Cela 1951 sein größtes Werk: The Hive (dt. Der Bienenstock). Mit diesem Roman ebnete der Autor den Weg für den sozialen Realismus. Cela nutzt hier seine Erzählweisen, um einen komplexen und pessimistischen Blick auf das elende und traurige Spanien kurz nach dem Krieg zu werfen. Der Bienenstock gilt als einer der besten Romane der spanischen Literatur. Charakteristisch sind:
- Die Abfolge kurzer narrativer Sequenzen.
- Der kollektive Protagonist und die Multiplikation der Charaktere, deren Leben oft miteinander verflochten sind.
- Die chronologische Unordnung.
- Die Brillanz der Sprache, die Ironie und die Grausamkeit.
Spätere Experimente und Reiseliteratur
In späteren Werken beschritt Cela neue, experimentelle Erzählwege:
- In Mrs. Caldwall spricht mit seinem Sohn (1953) taucht er in den Wahnsinn einer Frau ein, die einen Brief an ihren toten Sohn schreibt.
- San Camilo 1936 (1969) ist ein langer innerer Monolog.
- Oficio de tinieblas 5 (1973) besteht aus mehreren Abschnitten ohne Interpunktion.
Auch seine jüngsten Romane sind von Erneuerung und Experimentierfreude geprägt:
- Mazurka für zwei Tote (1983) schildert das galizische Bauernmilieu in hervorragender Prosa.
- Die Wirkung von Christus versus Arizona (1988) spielt in einer amerikanischen Westernstadt, in der die Hitze die Bewohner in eine Welt der Gewalt und des Sex treibt.
- Buchsbaum (1999), ein Werk von langer Entstehungszeit, führt uns erneut nach Galizien, wobei die Costa de la Muerte im Mittelpunkt steht.
Cela schrieb auch Kurzgeschichten, in denen er ironische oder grausame Charaktere in einer Vielzahl von Situationen darstellt. Zu seinen Sammlungen zählen Wolken ziehen vorüber, Die netten Polizisten und Kaffee-Kriminalität von Künstlern und andere Geschichten. Darüber hinaus war Cela ein Meister der Reiseliteratur, der Umgebungen, Orte und Charaktere dem Leser näherbrachte. Dies geschieht in Reisen in der Alcarria, einem seiner besten Werke, oder in Von Miño bis Bidasoa.
Miguel Delibes: Würde, Natur und Provinzleben
Miguel Delibes war ein engagierter Künstler, der sich stets für die Würde des Menschen und die Natur einsetzte. Sein umfangreiches Werk zeichnet sich durch eine sorgfältige und klare Prosa aus. Er pflegte einen Erzählstil, der unabhängig von aktuellen Moden war und genoss stets großen Beifall und eine breite Leserschaft. Viele seiner Seiten thematisieren die Natur, insbesondere die spanische Landschaft und die Welt der Provinzstadt.
Themen und frühe Erfolge
- 1947 gewann er den Nadal-Preis für Der lange Schatten der Zypressen, ein Werk von existenzialistischem Ton.
- Kurz darauf veröffentlichte er Der Weg, ein realistisches Werk, das zwei seiner Lieblingsthemen vereint: das Landleben und Kinder.
- Die autobiografische Erzählung des Protagonisten, des guten Lorenzo, findet sich in Tagebuch eines Jägers.
- In Das rote Blatt rekonstruiert Delibes das Leben und die Erinnerungen des Rentners Eloy, der kurz vor seinem Lebensende steht und mit seiner Zofe Desi spricht.
Meisterwerke des sozialen Realismus
In Die Ratten schildert der Autor die ländliche Welt in einem starken und tragischen Werk über zwei Außenseiter, den Dieb und Nini, einen Jungen, der in Freiheit lebt und Ratten jagt.
1966 veröffentlichte er Fünf Stunden mit Mario, ein Werk von großem Ausdrucksreichtum, in dem Delibes innovative Erzähltechniken anwendet. Der Roman ist der lange Monolog einer Witwe, die fünf Stunden lang am Leichnam ihres Mannes wacht. Der Autor taucht nicht nur in ihr Leben ein, sondern liefert auch eine soziale und moralische Sezierung der Mittelschicht in einer Provinzhauptstadt jener Jahre.
Späte Werke und stilistische Vielfalt
- Mit Der entthronte Fürst (städtisches Milieu) thematisiert er die Welt der Kindheit.
- Die Kriege unserer Vorfahren ist ein hervorragendes Werk, das zur ländlichen Umgebung zurückkehrt. Die Erzähltechnik ist neuartig, da der Roman als Transkription eines Dialogs konzipiert ist.
- Die Unschuldigen ist eines seiner größten Werke. Dieser gut konstruierte Roman aus dem ländlichen Milieu thematisiert die Marginalisierung der Armen und den Missbrauch durch die „Herren“. Er endet in einer Tragödie.
Zu seinen letzten Werken zählt Der Ketzer, in dem Delibes einen Ausflug in die Geschichte unternimmt und das Thema Toleranz und Religionsfreiheit durch die Darstellung der reformatorischen Bewegung im Spanien des 16. Jahrhunderts behandelt. Delibes' Sprache ist nüchtern, sorgfältig und reich an Ausdruck. Er beherrscht es meisterhaft, die außerordentliche Umgangssprache und die ländliche Sprache einzufangen, und nutzt dabei eine Vielzahl von narrativen Techniken.