Caravaggios Meisterwerke: Licht, Schatten und Realismus
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Die Berufung des Heiligen Matthäus (Caravaggio, 1600)
Das Gemälde thematisiert eine religiöse Begebenheit: Jesus Christus sucht Matthäus, den Steuereintreiber, in einer Kneipe auf. Die Dunkelheit umhüllt den Raum, doch ein Lichtstrahl durchbricht sie und bildet das Rückgrat der Komposition. Er lässt die Figuren aus dem Schatten treten, ähnlich dem Aufsteigen einer dunklen, zähflüssigen Masse. Die Figuren sind nicht scharf umrissen, und einige ihrer Körperteile versinken grenzenlos in der Dunkelheit. Dadurch heben sich besonders die Gesichter und die Hand Jesu hervor, die die Szene real wirken lassen und auf das Zählen des Geldes als ikonographisches Element verweisen.
Obwohl die Szene keine Bewegung im eigentlichen Sinne zeigt, erzeugt Caravaggio geschickt Spannung durch die düstere Lichtführung. Der Fokus im oberen rechten Bereich bildet eine Diagonale zum dunklen Bereich, in dem Jesus Christus steht. Die heftigen Kontraste zwischen Licht und Schatten verleihen der Handlung Tiefe. Auch der Naturalismus zeigt sich in der Gestaltung der Gesichter der Charaktere.
Die Grablegung Christi (Caravaggio, ca. 1603)
Die Komposition zeichnet sich durch eine Fülle von dramatischen Verkürzungen aus, insbesondere bei den drei Frauen, die ihre Hände auf den Leib Christi legen. Die Figuren, die Christus halten, sind nicht idealisiert, sondern wirken wie gewöhnliche Menschen. Deshalb protestierten einige führende Persönlichkeiten der römischen Kurie und kritisierten, dass die Apostel eher wie rustikale, barbarische Figuren wirkten, die in einem Kampf getötet und begraben worden waren.
Im Vergleich zu Raffaels Grablegung Christi zeigt sich eine bemerkenswerte stilistische Entwicklung Caravaggios in sehr kurzer Zeit. Während der Renaissance-Meister (Raffael) Formen als eine Art Parade des Schönen konzipierte, erreicht der tenebristische Maler (Caravaggio) sogar eine Fehlstellung der Füße eines der Apostel, um den Realismus zu betonen.
Im Zentrum dieser großen Leinwand liegt der nackte Körper des toten Christus auf einer horizontalen Ebene, die das Bild in zwei Teile teilt. Der verstorbene Messias erscheint vollständig humanisiert. Er ist selbst die Lichtquelle, als ob sein Fleisch ein ständiger Fokus wäre, zusätzlich begleitet von der Helligkeit des weißen Leichentuchs, das ihn stützt. Der Realismus des gesamten Körpers wird betont: Das weiche, herabhängende Fleisch des Arms ist völlig entspannt, die Seitenwunde ist nicht geschlossen und blutet nicht mehr, und die Spuren der Nägel an Händen und Füßen sind nur schwach ausgeprägt. Der Körper des Erlösers ist unversehrt, und es sind keine Elemente oder Symbole der Passion sichtbar. Der Maler demonstriert seine Meisterschaft im perfekten Studium der menschlichen Anatomie, indem er die Muskeln und Venen unter der Haut dieses nackten Körpers sichtbar macht. Tatsächlich zeigt das Werk, abgesehen vom Titel, in seiner nackten Realität eine Leiche ohne jedes Zeichen von Göttlichkeit. Dieser Standpunkt ist charakteristisch für das Werk des Malers, der die Figuren monumentalisiert, verdreht und überdimensioniert darstellt.
Es ist ein Werk voller Dunkelheit, mit einem neutralen, dunklen Hintergrund, vor dem die Figuren der Szene scharf hervortreten. Sie bilden den einzigen Fokus des Malers.