David Hume: Radikaler Empirismus und Erkenntnistheorie

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David Hume und der radikale Empirismus

Die Philosophie David Humes ist die konsequente Umsetzung radikalster empiristischer Ansätze, sowohl im Hinblick auf die Erkenntnistheorie als auch in ihrer Anwendung auf andere philosophische Bereiche wie Ethik oder Religionskritik. Hume wurde sowohl durch die Arbeiten von Locke und Berkeley inspiriert, ging aber in seiner Kritik der Metaphysik weit über diese hinaus (so sehr, dass Kant selbst seine Schuld ihm gegenüber anerkannte).

In unserer Diskussion werden wir versuchen zu zeigen, dass Humes Philosophie grundsätzlich auf einem einzigen philosophischen Prinzip basiert, das wir das semantische Prinzip oder Bedeutungsprinzip nennen. Anschließend werden wir die Konsequenzen dieses Prinzips ableiten. Dieses Prinzip ist nichts anderes als die Konkretisierung der empiristischen Positionen, die wir seit Beginn des Themas behandelt haben.

Betrachten wir nun das erste Prinzip, aus dem sich Humes gesamte empiristische Philosophie entwickelt. Es ist jedoch notwendig, zwei zentrale Konzepte zu klären: Eindrücke und Ideen. Für Hume sind unsere Ideen nichts anderes als Kopien unserer Eindrücke, die aus den unmittelbaren Daten unserer Erfahrung stammen (ob extern oder intern). Alle Wahrnehmungen sind Teil der sinnlichen Erfahrung und beziehen sich auf die Welt der Sinne, ähnlich wie bei Berkeley. Hume differenziert jedoch stärker zwischen den Wahrnehmungen: Eindrücke sind die ursprünglichen, direkten und intensiven Wahrnehmungen, während Ideen als „Wahrnehmungen zweiten Grades“ weniger lebhaft oder intensiv sind. Für Hume sind alle unsere anfänglichen Wahrnehmungen, Empfindungen und Gefühle Eindrücke, die erst nach Reflexion zu Ideen werden. Deshalb gilt: Wenn man Zweifel an der Bedeutung eines Wortes hat (was bei philosophischen Begriffen oft der Fall ist), muss man den zugrunde liegenden sinnlichen Eindruck finden, von dem der Begriff abgeleitet ist. Findet man keinen solchen Eindruck, so ist der Begriff leer und bedeutungslos.

Humes Erkenntnistheorie und das syntaktische Prinzip

Ausgehend vom semantischen Prinzip entwickelt Hume ein weiteres Prinzip, das als syntaktisches Prinzip bezeichnet werden könnte. Dieses Prinzip betrifft die Klassifizierung unserer Ideen danach, ob sie aus direkter oder indirekter Erfahrung stammen. Es besagt:

Kritik der Kausalität und die Billardkugel-Analogie

Die Schlussfolgerung ist klar: Die Physik, die sich mit Tatsachenfragen und nicht mit den Beziehungen zwischen Ideen befasst, kann keine Sätze formulieren, die immer wahr sind, wie es in der Mathematik der Fall ist. Der deutlichste Fall, in dem die Radikalität von Humes Position sichtbar wird, ist das bekannte Beispiel der Billardkugeln. Mit der „Hypothese des Adam“ argumentiert Hume, dass ein Mensch ohne Vorerfahrungen nicht folgern könnte, dass sich eine zweite Billardkugel bewegen wird, nur weil sie von einer ersten getroffen wird. Diese Erfahrung setzt unserem Wissen Grenzen, die wir nicht überwinden können. Darüber hinaus gibt es in unserer Erfahrung nichts, das uns erlaubt zu folgern, dass das eine die Ursache und das andere die Wirkung ist. Ich kann lediglich wahrnehmen, dass das eine Ereignis dem anderen folgt. Eine bloße Abfolge in der Zeit impliziert keine Notwendigkeit. Ich finde in keiner Empfindung den Begriff der Ursache. Durch die Anwendung des semantischen Prinzips kritisiert Hume den Missbrauch des Kausalprinzips in der metaphysischen Praxis: Es gibt nichts in meiner Erfahrung, das mir die Idee von „Macht“ oder „notwendiger Verbindung“ nahelegen würde.

Kritik der Außenwelt und des Selbst

Humes Kritik der Metaphysik erstreckt sich nicht nur auf die Verwendung leerer Begriffe wie „Substanz“, sondern auch auf die Existenz der Außenwelt, die er durch die Kritik des Kausalprinzips in Frage stellt. Man bedenke, dass dank dieses Prinzips Philosophen wie Descartes oder Locke selbst nicht an der Wahrheit der Außenwelt zweifelten. Doch Hume geht noch weiter:

Wir können die Existenz der Außenwelt niemals mit Sicherheit beweisen, doch haben wir ein praktisches Interesse daran, so zu leben, als ob sie existierte. Das Einzige, was Hume mit dieser Kritik aufzeigen will, ist das übermäßige Vertrauen der Rationalisten und Empiristen in bestimmte menschliche Fähigkeiten. Der Glaube an eine fortgesetzte, unabhängige Existenz der Außenwelt ist so tief in unseren Köpfen verwurzelt, dass er unmöglich zu entwurzeln ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir die Existenz der Außenwelt beweisen können, wie frühere Philosophen behaupteten – nicht einmal unsere eigene Existenz. So erweist sich auch der Begriff des Selbst oder der Seele, der für die Geschichte der Philosophie so grundlegend war, als letzte metaphysische Bastion. Wenden wir dieselbe Kritik, die wir im Fall der Billardkugeln angewandt haben, auf uns selbst an, so finden wir keine bleibenden Eindrücke, Bilder oder Erinnerungen an unsere eigene Existenz. Wo verweilt dann das „Ich“, von dem andere Philosophen sprachen? Das „Ich“ erscheint als ein „Bündel von Wahrnehmungen“, vergleichbar mit dem Fluss des Heraklit, in ständiger Entwicklung.

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