David Humes Erkenntnistheorie: Wissenstypen & Ideenassoziation
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Arten von Wissen und ihre Merkmale
Hume unterscheidet zwei Hauptarten von Wissen. Die erste Art umfasst das Wissen über die Beziehungen von Ideen, wozu er alle Sätze der Geometrie, Algebra und Arithmetik zählt. Aussagen wie „Das Ganze ist größer als seine Teile“ oder „Zwei plus zwei ist gleich vier“ beschreiben lediglich die Beziehungen zwischen Ideen (z.B. zwischen den Ideen von Ganzem und Teil). Diese Sätze können allein durch die Operationen des Geistes, ohne Rückgriff auf Erfahrung, erkannt werden. Ihre Wahrheit ist unabhängig von jeglicher Erfahrung.
Nach Hume bilden sie den Bereich der Gewissheit, da ihr Gegenteil einen Widerspruch impliziert und somit unmöglich ist. Sie sind daher notwendige Wahrheiten: Ihr Wahrheitsgehalt ist absolut gesichert und kann nicht anders sein, da ihr Gegenteil auf einem Widerspruch beruht. Es sind analytische Wahrheiten, da das Prädikat bereits im Begriff des Subjekts enthalten ist. Sie sind erklärende Wahrheiten, da sie unser Wissen nicht erweitern, sondern lediglich explizieren, und zwar a priori, unabhängig von der Erfahrung. Im Bereich der Logik und Mathematik kann absolute Gewissheit erreicht werden.
Demgegenüber steht das Wissen über Tatsachen, das vollständig von der Erfahrung abhängt. Aussagen wie „Gold ist gelb“ können nicht allein durch Argumentation erreicht werden; sie erfordern den Rückgriff auf Beobachtung und Analyse, also auf Erfahrung. Die Wahrheiten über Tatsachen – das Untersuchungsobjekt der Physik – sind synthetisch: Das Prädikat ist nicht im Begriff des Subjekts enthalten. Sie sind kontingent, da ihr Gegenteil möglich ist und keinen Widerspruch enthält. Sie sind ampliative Wahrheiten: Das Wissen, das sie uns vermitteln, ist größer als das, was wir bereits besitzen, und sie sind a posteriori, da sie auf Erfahrung basieren und von ihr abhängen.
Die einzige Garantie für die Wahrheit von Sätzen, die Tatsachen behaupten, ist die Erfahrung. Wir können daher nur dessen sicher sein, was durch die Sinne wahrgenommen oder im Gedächtnis gespeichert ist, nicht aber dessen, was diese Grenzen überschreitet. Denn das Gegenteil jedes Ereignisses ist immer möglich und beinhaltet keinen Widerspruch.
Prinzipien der Assoziation von Ideen
Die Assoziation von Ideen ist eine natürliche Funktion der Vorstellungskraft, durch die unser Verstand dazu neigt, verschiedene Ideen miteinander zu verbinden. Als Ergebnis dieser Assoziation führt die Präsenz einer Idee in unserem Geist zur Entstehung einer oder mehrerer anderer Ideen. Ideen oder geistige Inhalte folgen einander und verbinden sich in einer bestimmten Ordnung und Regelmäßigkeit. Dies geschieht, wenn unser Geist eine Idee aufnimmt und wir entweder bewusst darüber nachdenken oder die verschiedenen mentalen Inhalte spontan von einer Idee zur nächsten fließen lassen, wobei sie miteinander verbunden bleiben.
Hume schlägt vor, dass Ideen sich auf ähnliche Weise anziehen, wie in der physischen Welt ein Körper einen anderen dank der Schwerkraft anzieht – ein Einfluss Newtons. Die Gesetze dieser Assoziation beschreiben die Kräfte, die dazu neigen, Ideen hervorzurufen. Da die Verbindung von Ideen, wie Hume es nennt, eine „sanfte Kraft“ ist, ist die Reihenfolge, in der eine Idee eine andere hervorruft, nicht absolut notwendig. Die Gesetze, die diese Regelmäßigkeiten beschreiben, sind daher keine strengen Gesetze: Wir können lediglich sagen, dass, wenn Idee „A“ mit Idee „B“ assoziiert ist und Idee „A“ in unserem Bewusstsein präsent ist, die Vorstellung von „B“ wahrscheinlich folgen wird.
Dank dieser natürlichen Verbindungen werden spontan komplexe Ideen aus einfachen Ideen gebildet. Die Prinzipien der Assoziation beschreiben diese Verbindungen und sind das Ergebnis der Vorstellungskraft, nicht der Vernunft. Es ist offensichtlich, dass es ein Prinzip der Verbindung zwischen den verschiedenen Gedanken oder Ideen des Geistes gibt und dass, wenn sie im Gedächtnis oder in der Vorstellung präsentiert werden, sie eine gewisse Ordnung und Regelmäßigkeit aufweisen.
Obwohl Hume keinen Philosophen gefunden hat, der versucht hat, alle Prinzipien der Assoziation aufzuzeigen oder zu klassifizieren, identifiziert er selbst drei Hauptprinzipien der Ideenverbindung:
- Ähnlichkeit
- Kontiguität in Raum und Zeit
- Ursache und Wirkung